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Autor
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Thema: kindergeschichten
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annahome
Mitglied
720 Forenbeiträge seit dem 19.06.2007
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Eröffnungsbeitrag |
Abgeschickt am: 05.07.2007 um 04:19 Uhr |
maria amorosa war kein schönes kind. sie war aber eine gute schwimmerin und tauchte gerne. wenn sie am flussufer erschien, rannten alle kinder hin, um sie tauchen zu sehen. maria amorosa brachte aus den tiefen erstaunliche dinge auf die wasseroberfläche.
dem brunnen auf dem dorfplatz hatte sie eine figur aus dem fluss gezogen. es war eine seltsame tierfigur und es schimmerte weiß und rein. viele dorfbewohner wußten nicht, was es war. nach und nach brachte maria amorosa noch mehr seltsame gestalten aus dem fluss und so wurden alle dinge, die sie aus dem wasser zog, einfach maria amorosa genannt.
keines davon war weder schön noch kostbar. doch mit jedem neuen fund wuchs die neugierde auf und bald folgten fast alle dorfbewohner maria amrosa zum ufer, um sie tauchen zu sehen. es wurden wetten abgeschlossen. und wenn der kleine kopf von maria amorosa aus dem wasser auftauchte, raunte die menge.
„es ist eine antike vase“ brüllte ein alter mann. er war sich sicher, die wette gewonnen zu haben. als maria amorosa ihre hand hob, sahen alle, dass es nur ein ball war. es hatte ein loch und aus dem schüttelte maria amorosa zwei kleine fische raus. sie waren genauso weiß und rein, wie die gestalt am brunnen. die fische wurden in den brunnen gebracht.
im brunnen lagen schon viele gestalten von maria amorosa. sie alle waren so weiß und rein, dass der dorfplatz sogar nachts leuchtete. mit dem wasser aus dem brunnen konnten die bewohner ihre häuser bei der dunkelheit beleuchten, so hell war die wirkung der maria amorosa.
eines tages erschien maria amorosa nicht am ufer. die menge wurde unruhig und so gingen einige von ihnen zum haus der eltern, um nach ihr zu fragen. „was ist mit maria amorosa“ fragten sie. die mutter blickte sie mit einem müden gesicht an und sagte, maria amorosa sei gegangen.
die enttäuschende antwort ließ die gesandten wutentbrannt zum dorf zurücklaufen. die übrigen bewohner hatten sich am brunnen gesammelt. „maria amorosa sei gegangen“ riefen sie schon von weitem zu. plötzlich hatten alle angst und sie schöpften so viel wasser aus dem brunnen, wie sie konnten. am nächsten tag war der brunnen von algen übersäht und die reinheit war verschwunden.
noch heute kommt die alte mutter von maria amorosa zum brunnen, schöpft ein kelch wasser aus dem verdreckten brunnen. die dorfbewohner lassen es geschehen. sie fragen nicht, sie sagen: es ist nichts schönes oder kostbares. maria amorosa war kein schönes kind.
statt kulturarmut - mut zur stadtkultur
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