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Literaturforum: Eine Party im Garten muss sein


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Forum > Sonstiges > Eine Party im Garten muss sein
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 Thema: Eine Party im Garten muss sein
hwg
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Eröffnungsbeitrag Abgeschickt am: 12.04.2007 um 07:03 Uhr



Das erst kürzlich ansässig gewordene Ehepaar, durch Erbschaft zu einem ansehnlichen Besitz gekommen, will in der kleinstädtischen Gesellschaft etwas zählen. Deshalb muss es unbedingt eine Party geben. Eine „Housewarming-Party“, die früher ganz schlicht „Einstandsfeier“ hieß, oder auch nur „Garden-Party“.

Was ein routinierter Partygänger ist, der bringt als Gastgeschenk in keinem Falle Blumen oder Konfekt mit, sondern meistens einen leeren Magen. Den nimmt er manchmal, allerdings auch etwas verkatert, wieder mit nach Hause.

Auf dem frisch rasierten Gartenrasen empfängt die Dame des Hauses den Party-Gast und bittet zum Cocktail. Aus rätselhaften Gründen wird der Drink grundsätzlich nur im Stehen eingenommen, obwohl natürlich überall Hollywood-Schaukeln, Korbstühle und Polsterbänke auf ihre Inbetriebnahme warten. Weil aber die Geladenen in der einen Hand meistens das Glas und in der anderen das Sandwich haben, können sie sich gegenüber dem hinzugekommen Hausherren nur verbeugen, wie die Lipizzaner bei einer Vorführung in der Wiener Hofreitschule.

Dann geht’s hinüber ans kalte Buffet, das unter dem Holunderbusch aufgebaut ist. Während des Schmatzens stoßen die Leute immer wieder kleine, spitze Schreie des Entzückens aus. Und überschlagen sich nach jedem verspeisten Salamiradel in lächerlichen Superlativen. Indes hat sich hinten am Holzkohlengrill, an dem ein Schaschlik brutzelt, eine kichernde Gesellschaft von Dreiviertel-Ladies um den Sohn des Hauses, der den Modeseiten einer Jugendillustrierten entsprungen zu sein scheint, versammelt. Soeben ist dem Fräulein Mona, deren Vater seinen Reichtum dem unermüdlichen Einsammeln von Gallenblasen im nahe gelegenen Krankenhaus verdankt, ein abspringender Funke ins Dekolleté gefallen. Worauf der erst kürzlich der Pubertät entwachsene Sprössling der Erröteten sofort ein paar Tropfen Martini trocken in die Busenschlucht nachschüttet in der Absicht, diese danach wieder trocken zu legen.

Später folgt dann noch eine Lampion-Polonäse. Und die Damen treten flugs Tausende von tiefen Absatzlöchern in den englisch getrimmten Rasen, von dem sonst jeder krabbelnde Rosskäfer mit einem Elektroschock verjagt wird. Auch als die Dame des Hauses laut lachend rückwärts in die Rosen fällt, macht das fast gar nichts. Juhu, juhu! Allerdings gibt es auch eine bestimmte Sorte von Party-Gästen, die sich vor jeder Einladung den Magen auspumpen lassen und die Anzugtaschen innen mit Wachstuch gefüttert haben zum Heimtransport der Überbleibsel. Diese Mitesser dürfen nirgends fehlen und gehören zur Society wie der Henkel zum Bierkrug. Im Party-Slang heißt man sie deshalb auch „Party-Partisanen“.

Eine Woche später wurde die Einstandsfeier in der Heimatzeitung als glänzendes Jahresereignis beschrieben.

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Hermes
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1. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 21.10.2007 um 09:48 Uhr

Diese Nachricht wurde von Hermes um 09:49:07 am 21.10.2007 editiert

Lieber hwg,

wieder mal eine gelungene Gesellschaftsbetrachtung von Dir. Man spürt förmlich, daß Du häufig Gast solcher Veranstaltungen (gewesen) bist, und dieselben gern zu Studienzwecken benutzt - was in meinen Augen eine sinnvolle Beschäftigung darstellt, da man sich auf solchen Partys ohnehin nur über belanglose Dinge unterhält. Tiefgründiger wird es ohnehin meist erst später (wenn die meisten Gäste ihre wachstuchgefütterten, befüllten Taschen bereits heimwärts tragen!).


Diffuses Halbwissen.
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hwg
Mitglied

71 Forenbeiträge
seit dem 19.02.2006

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2. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 21.10.2007 um 10:08 Uhr

Guten Morgen Thomas!

Ein Dankeschön für Deine lobenden Zeilen.
Ja, neugierig sein und beobachten sind aus meiner Sicht Voraussetzungen für den Beruf eines Journalisten und auch sonst Schreibenden.

Lieben Gruß aus der verschneiten Obersteiermark!

Hans

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