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Autor
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Thema: Autobiographie Günter Grass
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Hermes
Mitglied
447 Forenbeiträge seit dem 23.01.2006
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Eröffnungsbeitrag |
Abgeschickt am: 11.08.2006 um 21:29 Uhr |
Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass berichtet in seiner im September erscheinenden Autobiografie erstmals über seine Mitgliedschaft in der Waffen-SS. Er bestätigte diesen Sachverhalt in einem Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,,OID5804596_REF1,00.html
http://www.faz.net/s/Rub28FC768942F34C5B8297CC6E16FFC8B4/Doc~E4E61DA913E954 EAEA41518E564AD5375~ATpl~Ecommon~Scontent.html
Diffuses Halbwissen.
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bodhi
Mitglied
741 Forenbeiträge seit dem 08.12.2004
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1. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 12.08.2006 um 08:47 Uhr |
Diese Nachricht wurde von bodhi um 08:50:21 am 12.08.2006 editiert
Am 1. September erscheint das Buch, und wenige Tage drauf ist Grass Gast bei Wickert. Allerdings ist die erste Folge "Wickerts Bücher" mit Grass, soweit ich weiß, schon "im Kasten". Die ist ja dann gar nicht mehr aktuell? Naja, möglicherweise hat Grass Wickert ja im Interview schon erzählt, was die Presse seit gestern "rauswirft". Schließlich soll es ja in der ersten "Wickerts Bücher"-Sendung - auch - um die Autobiografie gehen.
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Matze
Mitglied
719 Forenbeiträge seit dem 09.04.2006
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2. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 12.08.2006 um 15:29 Uhr |
Es könnte eine reizvolle Aufgabe sein, solche Gebißträger in die Rente zu schicken und einen anderen Diskurs zu etablieren.
Grüßken, Matze
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bodhi
Mitglied
741 Forenbeiträge seit dem 08.12.2004
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3. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 12.08.2006 um 15:34 Uhr |
Zitat:
Es könnte eine reizvolle Aufgabe sein, solche Gebißträger in die Rente zu schicken und einen anderen Diskurs zu etablieren.
Man kann auch das eine tun und das andere nicht lassen.
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Matze
Mitglied
719 Forenbeiträge seit dem 09.04.2006
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4. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 12.08.2006 um 15:41 Uhr |
Es war 1968 auf der Veranstaltung "Autoren diskutieren mit ihren Kritikern" in Köln, als der damals 28–jährige Autor Rolf Dieter Brinkmann aufstand und an den Kritiker Marcel Reich–Ranicki gerichtet rief: "Ich sollte überhaupt nicht mit ihnen reden, ich sollte ein Maschinengewehr haben, und Sie niederschießen!" Der Kursverfall der Literaturkritik ist offenbar.
Ob man die alten Diskussionen der untergegangenen BRD noch einmal führen muß, ist die Frage. Man sollte sich eher den Problemen des neuen Deutschlands stellen und da haben Typen wie Marcel Reich–Ranicki oder Günter Grass nichts mehr zu suchen.
Grüßken, Matze
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LeilahLilienruh
Mitglied
44 Forenbeiträge seit dem 16.01.2006
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5. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 12.08.2006 um 18:47 Uhr |
Oh nein, dieses Ding schon wieder! Kennen wir von den lieben Deutschen ja leider schon zur Genüge: Alle Ikonen, alles, was andere Nationen mit Stolz als kulturelles Aushängeschild verwenden, wird früher oder später in Grund und Boden getreten. Wie die Geier stürzen wir uns auf jeden, der es in unserem Land mit Fleiß, Glück und/oder Talent zu einigem Ruhm und Ansehen gebracht hat. Hauptsache wir können uns wieder einmal das Maul zerreißen, ablästern, alles besser wissen, Menschen vom moralischen Sockel stürzen... Sowas hat schon kollektiv zwanghafte Züge. Ich halte das sportlich ausgedrückt für ein Eigentor der ungeschicktesten Art, das wir früher oder später international und national bereuen werden.
Darüber hinaus vermisse ich bei den Grass-Kritikers die zu erwartende geistige Reife, um über das Verhalten anderer Menschen urteilen zu dürfen: Selbst kleine Kinder wissen heutzutage, dass immereine "Weiterentwicklung" möglich ist, siehe Pokémon.
Und außerdem: Sollte dieser Mann sich seinerzeit tatsächlich über die Maßen inakzeptabel verhalten haben, so hat er sich doch wohl über die Jahre durch sein Werk und sein politisches Statement komplett rehabilitiert, was man leider von manch einem unverbesserlichen, offenen Hetzer nicht behaupten kann.
Gezeitenlos
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Wolff
Mitglied
64 Forenbeiträge seit dem 19.01.2006
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6. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 12.08.2006 um 19:04 Uhr |
Zitat:
Es könnte eine reizvolle Aufgabe sein, solche Gebißträger in die Rente zu schicken und einen anderen Diskurs zu etablieren.
Ich hoffe nur, dass das nicht der Ton bzw. das Niveau des neuen Diskurses wird.
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Wolff
Mitglied
64 Forenbeiträge seit dem 19.01.2006
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7. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 12.08.2006 um 19:16 Uhr |
Das erste, was mir bei obiger Meldung durch den Kopf ging, war die Frage, was den Mann wohl am meisten gequält hat: Ein schlechtes Gewissen oder die Lebenslüge?
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LX.C
Mitglied
1770 Forenbeiträge seit dem 07.01.2005
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8. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 12.08.2006 um 19:54 Uhr |
Vermutlich das schlechtes Gewissen aufgrund der Lebenslüge. Denn scheinbar, so wie es berichtet wird, hat er sich ja trotz der Mitgliedschaft in der Waffen-SS nichts verbrecherisches vorzuwerfen. Eins ist ganz klar, auch wenn ich Grass als Schriftsteller nicht sonderlich schätze, mit einer offenen Ansage direkt nach dem Krieg, in der SS gewesen zu sein, wäre seine Karriere schneller beendet gewesen als sie begonnen hat. Sein Verhalten ist aus meiner Sicht, nicht gerade zu lobpreisen, aber doch zu verstehen.
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Wolff
Mitglied
64 Forenbeiträge seit dem 19.01.2006
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9. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 12.08.2006 um 21:37 Uhr |
Zitat:
Sein Verhalten ist aus meiner Sicht, nicht gerade zu lobpreisen, aber doch zu verstehen.
Verstehen kann ich das auch. Wenn ich bedenke, wie ich mit 17 war... Zum Glück bin ich nie in eine vergleichbare Situation geraten. Grass´ "Geständnis" macht auf mich den Eindruck vom reinen Tisch machen. Zumal jetzt wohl keine Gefahr mehr bestand, dass er von Außen geoutet wird. Mit reinem Gewissen lebt und stirbt es sich halt besser.
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