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Literaturforum: LiteraturClips XIII mit »Amaryll«


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 Thema: LiteraturClips XIII mit »Amaryll«
Matze
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Eröffnungsbeitrag Abgeschickt am: 30.07.2006 um 12:27 Uhr

Am 6. August präsentiert SC auf drumheads.de ab 14.00 das Hörspiel »Amaryll«.

Man muss sich die Zusammenarbeit von A.J. Weigoni und Tom Täger als ähnlich glückliches Produktionspaar vorstellen wie sonst nur noch Lennon/McCartney oder Marx/Engels. Ihrer Studioarbeit liegen umfangreiche poetische Performances zugrunde, die u.a. mit dem Life-Mitschnitt »Amaryll« dokumentiert sind. Bei dieser Aufnahme ist die wunderbare Akustik der romanische Kapelle "Drüggelte“ zu hören, die auf einem Plateau zwischen Haarstrang und Möhnetal, nahe der Möhnetalsperre, steht. Als zwölfeckiger Zentralbau wurde die Kapelle vermutlich in der Mitte des 12. Jahrhunderts erbaut. Der Klang der Kapelle gab der Rezitation einen Nachhall, den Weigoni durch ironische Brechungen vor dem weihevollen bewahrt. Weigoni spürt der Sprache vor allem als akustischem Phänomen nach. Er gehört zu den Poeten, die nicht nur Text, sondern Klang produzieren; seine Stimmführung ist nahezu Musik. Unangestrengt schafft er geflüsterte, gesprochene Sprachkunstwerke. Seine Stimme ist wirkmächtig, virtuos modulierend und fordernd, die Skepsis allem Pathos gegenüber, selbst dort, wo es sich anbietet, lässt aufhorchen. A.J. Weigoni hat einen hohen Anspruch, und kann doch den hohen Ton nicht leiden. Ein formales Problem ist die Folge, das er durch schroffe Abgrenzung und pathetische Bekenntnisse in den Griff zu bekommen versucht. Die Sehnsucht nach Deutung und Umdeutung der Begriffe bleibt bei dem ´VerDichter´ Weigoni groß. Nicht nur als Sammler von Sprachblüten ist er eine Gelehrtennatur von idealistischem Fleiß und positivistischem Systemdrang, man muss vor seinem polemischen Talent auf der Hut sein. A.J. Weigoni wollte nicht einfach ein weiterer experimenteller Lyriker sein und im Bastelparadies arbeiten, er wollte eine eigene Sprache und hat aus der Analyse der Tradition heraus die Poesie der körperlichen Erfahrung, der Klangrealistik, bei welcher die Energetik des Hervorbringens eines Klangs ebenso freigelegt und existenziell wird wie die Worte und ihr Inneres selber. Im „Adagio“ dieser Sprachinstallation kontrastieren phasenweise die Harmonien der Musik und der eher Dissonanzen thematisierende Text. Das zugleich analytische und spielerische der Textfolge korrespondiert mit der Tatsache, dass Musik und Mathematik verwandte Ursprünge haben. Man könnte die Musik gespielte Mathematik nennen.

Matthias Hagedorn

»Amaryll« ist erhältlich über: info@tonstudio-an-der-ruhr.de

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