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Nietzsche, mit dem Hammer befühlt
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Autor
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Thema: Nietzsche, mit dem Hammer befühlt
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Kenon
Mitglied
1482 Forenbeiträge seit dem 02.07.2001
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Eröffnungsbeitrag |
Abgeschickt am: 22.06.2006 um 16:34 Uhr |
Zitat:
Ist Nietzsche aber wirklich ein großer Denker oder ein verhinderter Dichter? Gemessen an Aristoteles und Hegel ist er ein leidenschaftlicher Dilettant, der gegen seine Zeit zugunsten einer kommenden wirken wollte. Gemessen an Sophokles und Hölderlin sind Nietzsches Zarathustralieder und Gleichnisreden, mit wenigen kostbaren Ausnahmen, die künstliche Einkleidung von "Gedankenerlebnissen".
Karl Löwith: Nietzsche nach 60 Jahren. In: Bernd Lutz (Hg.): Der Mensch inmitten der Geschichte: philosophische Bilanz des 20. Jahrhunderts / Karl Löwith. Stuttgart 1990. S. 285f.
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bodhi
Mitglied
741 Forenbeiträge seit dem 08.12.2004
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1. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 22.06.2006 um 18:54 Uhr |
Nietzsche kann dazu nichts mehr sagen. Vielleicht hat er einfach nur seinen Kopf leergeschrieben in der Hoffnung, nicht wahnsinnig zu werden.
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Kenon
Mitglied
1482 Forenbeiträge seit dem 02.07.2001
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2. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 08.07.2006 um 17:44 Uhr |
Zitat:
Nietzsche kann dazu nichts mehr sagen.
Was sollte er darauf auch erwidern, wenn er noch leben würde?
Zitat:
Vielleicht hat er einfach nur seinen Kopf leergeschrieben in der Hoffnung, nicht wahnsinnig zu werden.
Trügerisch ist alle Hoffnung. Alle?
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bodhi
Mitglied
741 Forenbeiträge seit dem 08.12.2004
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3. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 08.07.2006 um 19:22 Uhr |
Diese Nachricht wurde von bodhi um 19:25:40 am 08.07.2006 editiert
Zitat:Zitat:
Nietzsche kann dazu nichts mehr sagen.
Was sollte er darauf auch erwidern, wenn er noch leben würde?
Tja, das möchte ich nicht fantasieren, das mögen Nietzsche-Kenner tun (mal davon abgesehen, ob der Text siehe oben so geschrieben worden wäre, wenn N. zum Zeitpunkt des Verfassens noch gelebt hätte).
Aber was könnte man denn allgemein auf das Verhackstücken des Eigenen so antworten?
1. Nichts
2. "Ach so."
3. "Immer diese Bewertungen."
4. "Auch Analysten brauchen Stoff. Liefern wir ihn ihnen."
5. "Das klingt ja interessant Herr/Frau X, aber..."
6. "Jetzt hör mal zu, du A... Glaubst du etwa, du könntest hier so einfach..."
7. "Ich habe gedacht, und dann habe ich es aufgeschrieben."
Betrachtungen eines Naiven. Wie immer.;) Ich bitte schon jetzt um Schonung.
Zitat:Zitat:
Vielleicht hat er einfach nur seinen Kopf leergeschrieben in der Hoffnung, nicht wahnsinnig zu werden.
Zitat:
Trügerisch ist alle Hoffnung. Alle?
Ist eine Frage der Einstellung zu dem Begriff "Hoffnung". Gibt es keine, folgt auch kein Trug. Immer diese Bewertungen.
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LX.C
Mitglied
1770 Forenbeiträge seit dem 07.01.2005
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4. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 14.08.2006 um 12:30 Uhr |
[Quote]der gegen seine Zeit zugunsten einer kommenden wirken wollte.[/Quote]
Vielleicht muss man, um das zu erreichen, schreiben wie ein leidenschaftlicher Dilettant.
Um aufklärend zu wirken, mir scheint dies vorrangig Nietzsches Ziel gewesen zu sein, auch wenn man über Inhalte heftigst streiten könnte, muss man ein breites Publikum erreichen, und das erreicht man nur, wenn man sich einer klaren und deutlichen Sprache bedient, so wie Nietzsche es tat. Im Zarathustra bediente er sich wiederum eines künstlerischeren Ausdrucks. Er ist also je nach Ziel mehr Denker als Dichter und umgekehrt. Vielleicht ist Nietzsche als Philosoph des Volkes zu betrachten und weniger wie Hegel einer ausschließlich elitären Leserschaft. Ihn deshalb als Dilettant zu bezeichnen, liegt vermutlich wieder einzig im Auge einer sprachlich erhabeneren elitären Gruppe.
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Gast873
Mitglied
1457 Forenbeiträge seit dem 22.06.2006
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5. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 18.08.2006 um 11:05 Uhr |
Ich bin ebenfalls der Meinung, dass die Dichter-Philosophen wie Nietzsche und Platon für die Menschheit geschrieben haben, während sich etliche Akademiker-Generationen von Professoren, Doktoranden und Post-Doktoranden an Hegel und Kant abarbeiten, nur um am Ende zugeben zu müssen, nach zwanzig Jahren immer noch nicht viel von Hegel zu verstehen. Wie sollten sie auch? Und wenn sie etwas dazu und darüber schreiben, dann ist es trotzdem Sekundärliteratur, und was liegt einem Hegel an mimetischen Wiederholungen und dilettantischem Drum-Herum-Doktern des Akademie-Volkes.
Nietzsche wird nicht nur seines erregten Wortwitzes wegen ein Sprachmeister sein, der in vielen Köpfen wie ein Gespenst spukt, sondern er ist ein schizophren-subversiver Nomade des Geistes und der Metaphern.
Gruß
Hyperion
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Franklin Bekker
Mitglied
98 Forenbeiträge seit dem 09.01.2005
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6. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 31.08.2006 um 14:03 Uhr |
Etwas mit dem Hammer zu befühlen, wie ein Schmied, es in eine Form zu drücken ist eine sehr ungehobelte Methode etwas anzugehen. Der Hammer mit dem wir Nietzsche befühlen sind unsere Fragen, die wir an ihn richten und von ihm beantwortet haben wollen, ist ihn zu lesen als antworte er auf unsere Fragen. Es scheint, dass Nietzsche es verstanden hat so zu schreiben, dass es uns sehr schwer wird ihn mit dem Hammer zu befühlen.
Komm schon, gieß mich in Bronze!
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mande
Mitglied
365 Forenbeiträge seit dem 12.02.2007
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7. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 18.03.2007 um 18:44 Uhr |
Wir alle kennen ja Nietzsches Ohrwurm:
"Gott ist tot".
Als nun Nietzsche starb, dröhnte höhnend eine Stimme aus den Wolken:
"Wer ist jetzt tot?"
Und ein gewaltiges Lachen erfolgte.
Mit Grüssen,
Mande
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LX.C
Mitglied
1770 Forenbeiträge seit dem 07.01.2005
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8. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 18.03.2007 um 22:45 Uhr |
Paradox ist, dass der, der Gott für tot erklärte,
sich am Ende selbst für Gott hielt.
[Quote]
[Nietzsche:]
"[...] zuletzt wäre ich sehr viel lieber Basler Professor als Gott; aber ich habe es nicht gewagt, meinen Privat-Egoismus so weit zu treiben, um seinetwegen die Schaffung der Welt zu unterlassen."
[Overbeck (Freund von Nietzsche):]
"Es kam vor, dass er in lauten Gesängen und Rasereien, am Klavier sich maßlos steigernd, Fetzen aus der Gedankenwelt, in der er zuletzt gelebt hat, hervorstieß und dabei auch in kurzen, mit einem unbeschreiblich gedämpften Tone vorgebrachten Sätzen sublime, wunderbar hellsichtige und unsäglich schauerliche Dinge über sich als Nachfolger des toten Gottes vernehmen ließ"
Zitate entnommen aus: Böhmer, Otto A.: Warum ich ein Schicksal bin, Das Leben des Friedrich Nietzsche, Reclam, Leipzig 2004, S. 75/77.
[/Quote]
Gelacht hat vermutlich dennoch keiner.
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mande
Mitglied
365 Forenbeiträge seit dem 12.02.2007
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9. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 19.03.2007 um 11:10 Uhr |
Zu:
Paradox ist, dass der, der Gott für tot erklärte,
sich am Ende selbst für Gott hielt.
Das ist kein Paradox, sondern in vielen Fällen Realität.
Siehe Stalin, Mao, Hitler und andere kleinen Götter.
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Zu:Gelacht hat vermutlich dennoch keiner.
Doch; Zeus, nicht JHWH. (Dionysisches Gelächter)
Mit Grüssen,
Mande
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