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Literaturforum: Faust


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Forum > Literaturgeschichte & -theorie > Faust
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 Autor
 Thema: Faust
LX.C
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Eröffnungsbeitrag Abgeschickt am: 28.12.2005 um 09:21 Uhr

In den frühen Jahren, in der Schule, muss ich Goethes Faust wohl mal gelesen haben, aber ich kann mich inhaltlich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern.

Als unsere Bibliothek ausgemistet wurde, entdeckte ich einen festen Einband von Goethes Faust I, mit netten Illustrationen verziert, für 50 Cent, und dachte: Na das kost ja nix, kannste ja mal mitnehmen und bei Gelegenheit deine Erinnerungen auffrischen.

Dabei hätte ich nicht gedacht, dass Faust I so spannend, unterhaltsam, auch vergnüglich und so einfach zu lesen ist. Irgendwie hatte ich in Gedanken an Faust immer Horrorvorstellungen, dabei ist das wirklich ein großartiges Werk. Auf deutsch: Ich bin begeistert.

Kann vielleicht jemand an dieser Stelle kurz den Unterschied zwischen Faust I, Faust II und Urfaust erklären?

Natürlich, ich könnte recherchieren, aber vielleicht ist es ja auch für andere Nutzer dieses Literaturportals ganz interessant, das in diesem Forum (noch) mal zu lesen.


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LX.C
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1. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 31.12.2005 um 10:40 Uhr

Der Urfaust ist die Rohfassung von Faust I, ein erster Entwurf. Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) arbeitete von 1772 bis 1775 daran. Im Gegenteil zur Faust I Dichtung ist der Urfaust als Prosa verfasst. Szenen vom Urfaust, die in der ersten Veröffentlichung von Faust I im Jahr 1808 weggelassen wurden, arbeitete Goethe zum Teil in die überarbeitete Faust I Fassung von 1828/29 wieder ein. Das der Urfaust nur als erster Entwurf galt, kann man auch daran sehen, dass er zu Goethes Lebzeiten nur als Teildruck veröffentlicht wurde.

Faust II dagegen ist eine literarische Fortsetzung von Faust I, an der Goethe in seinen letzten Lebensjahren arbeitete. Erst 1932 wurde Faust II veröffentlicht, nach dem Ableben von Johann Wolfgang von Goethe. Thematisch unterscheidet sich der zweite Teil der Fausttragödie darin, dass es vordergründig nicht mehr um das Seelen- und Gefühlsleben des einzelnen Menschen geht, sondern viel mehr um gesellschaftliche Problematiken, Geschichte und Politik.


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LX.C
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2. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 03.01.2006 um 09:38 Uhr

Diese Nachricht wurde von LX.C um 09:50:03 am 03.01.2006 editiert

In meiner Faust I Ausgabe (Verlag Ralph Suchier, Wiesbaden 1980) scheinen Stellen im Kapitel "Walpurgisnacht" zensiert zu sein.
Kann mir jemand folgende Stellen ergänzen:

Hexen im Chor.
Die Hexen zu dem Brocken ziehn,
die Stoppel ist gelb, die Saat ist grün.
Dort sammelt sich der große Hauf`,
Herr Urian sitzt oben auf.
So geht es über Stein und Stock,
es ... die Hexe, es stinkt der Bock.

(ein paar Seiten weiter)

Mephistopholis (mit der Alten).
Erst hatt ich einen wüsten Traum;
da sah ich einen gespaltenen Baum,
der hat` ein ... ... ...;
so ... es war, gefiel mir`s doch.

Die Alte.
Ich biete meinen besten Gruß
dem Ritter mit dem Pferdefuß!
Halt` Er einen ... ... bereit, wenn Er ... ... ... nicht scheut.

(... müsste je für ein Wort stehen)

Das ist kein Witz jetzt :-)


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bodhi
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3. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 03.01.2006 um 09:42 Uhr

Diese Nachricht wurde von Tom um 09:45:18 am 03.01.2006 editiert

Zitat:

es ... die Hexe, es stinkt der Bock.

Bei mir steht hier auch nur:

Es f-t die Hexe...

Bei den anderen Stellen sind bei mir dieselben Auslassungen.

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Herr Aldi
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4. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 03.01.2006 um 20:53 Uhr

In meiner Ausgabe sind die entsprechenden Textstellen in eckige Klammern gesetzt - sie sehen dann wie folgt aus:

...es f[arz]t die Hexe, es st[ink]t der Bock.

...der hatt´ ein [ungeheures Loch];
so [groß] es war, gefiel´s mir doch.

...Halt Er einen [rechten Pfropf] bereit,
wenn Er [das große Loch] nicht scheut.


Vielleicht waren diese Textstellen schon in den ersten Veröffentlichungen zensiert, und der Herausgeber meiner Ausgabe hat versucht, diese Textstellen zu rekonstruieren.


Wie entwürdigt man den Tod am besten? Indem man den Willen hinterlässt, im Sarg auf den Bauch gelegt zu werden. (Wolfgang Hildesheimer)
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LX.C
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5. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 03.01.2006 um 22:50 Uhr

Wirklich sehr merkwürdig das alles.

Aber ein großes Stück weiter sind wir durch dich ja nun.
Welche Ausgabe hast du?

Warum die eckigen Klammern, frage ich mich nun wieder.
Sind die Ergänzungen in ihnen nur Spekulation?

Hat jemand noch eine andere Version?


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LX.C
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6. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 06.01.2006 um 11:36 Uhr

Wer möchte kann die Ergänzungen in Faust, Der Tragödie erster Teil auf DigBib.Org noch mal nachlesen. Die Version stimmt mit den Angaben von Herr Aldi überein.
Also wird es wohl so sein.


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Kenon
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7. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 06.01.2006 um 19:05 Uhr

Hm, mir ist bei der Gelegenheit aufgefallen, dass meine deutsche Jugendstilausgabe von Faust I + II verschwunden ist. In meiner spanischen Ausgabe steht als Fußnote sinngemäß:

In den zu Lebzeiten des Autoren publizierten Editionen des Werkes wurden einige obszön erscheinende Worte Mephistopheles´ und der Alten durch Auslassungspunkte ersetzt. Beachtenswert sind auch die sehr subtilen Anspielungen Faustens, siehe Fußnoten [etc. pp.]

Auf der DigBib-Seite dürfte es sich also nicht um Ergänzungen, sondern die originalen Stellen handeln.

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LX.C
Mitglied

1770 Forenbeiträge
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8. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 06.01.2006 um 23:00 Uhr

[Quote]Auf der DigBib-Seite dürfte es sich also nicht um Ergänzungen, sondern die originalen Stellen handeln.[/Quote]
Ja, hast recht, meinte ich eigentlich auch so.
Mit "Ergänzungen" war die Rekonstruktion der Originalstellen in den zensierten Fassungen gemeint.

Aber interessant, dass du diese kleine Erklärung anbringst. Auf die DigBib.Org Fassung bin ich auch nur gestoßen, als ich nach einer solchen Erklärung gesucht habe. Find ich gut, dass du das jetzt hier bereitgestellt hast.


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Jasmin
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406 Forenbeiträge
seit dem 21.11.2004

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9. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 11.01.2006 um 22:00 Uhr

Beim Aufräumen bin ich eben auf meine Reclam-Ausgabe von Faust – Der Tragödie erster Teil, neu durchgesehene Ausgabe von 1986 gestoßen. Die besagten Stellen stehen in eckigen Klammern, so wie Herr Aldi sie angeführt hat.

Auf der letzten Seite meiner Ausgabe stehen folgende Angaben:

Zitat:

Der Text der vorliegenden Ausgabe folgt der historisch-kritischen Edition, der so genannten Weimarer Ausgabe:

Goethes Werke. Hrsg. im Auftrage der Großherzogin Sophie von Sachsen. Abt. 1, Bd. 14. Bearb. von Erich Schmidt. Weimar: Hermann Böhlau, 1887.

[…]

In den Versen 3961,4138f. und 4142f. wurde statt der Auslassungsstriche in der Druckvorlage – wie in sämtlichen Drucken der Überlieferung – der Wortlaut der Handschrift nach dem Lesarten-Verzeichnis der Weimarer Ausgabe (S.280f.) in eckigen Klammern ergänzt; entsprechend ergänzt erscheint der Text in Vers 1821. In Vers 3762 wurde „denn“ nach Goethes Handschrift (vgl. ebd., S. 279) zu „dann“ korrigiert.


Und in Vers 21 ist „Leid“ nach einem Druckfehler-Verzeichnis zu „Lied“ korrigiert worden.

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