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Literaturforum: Society Victim


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Forum > Sonstiges > Society Victim
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 Autor
 Thema: Society Victim
VincentSuitor
Mitglied

1 Forenbeitrag
seit dem 16.09.2002

     
Eröffnungsbeitrag Abgeschickt am: 16.09.2002 um 18:41 Uhr

Wie gefällt euch folgender Text? Was könnte man besser machen? Ist noch ein relativ spontaner Entwurf. Also noch nicht ausgefeilt sondern grösstenteils in einem runtergeschrieben. Ich bin noch Anfänger. Würde mich über kompetente Stellungsnahmen freuen 8)

Die Sonne ging allmählich auf, sie schmeckte die Morgenfrische, öffnete erst widerwillig dann bestimmt mit Überwindung die Augen und fühlte sich beschissen - so wie fast jeden Morgen.
Für einen Augenblick versuchte sie sich zu erinnern, was vergangene Nacht geschehen sei, dann schöpfte sie einen kurzen Gedankenblitz der Erinnerung und drehte ihren schlaffen Körper so, dass sie in eine der anderen Ecken des Raumes sehen konnte. Der Anblick verschaffte ihr Klarheit und ihrem Erinnerungsvermögen wieder auf die Sprünge.
"Der wollte mich also *** schöne Sachen machen ***?!" Sie schleppte sich hoch, trottete zu ihm und stellte sich verächtlich vor ihm auf.
In beschämender Haltung lag er vor ihr am Boden auf einer, durch Pisse aufgeweichten Sperrholzplatte - besinngslos mit abgeknicktem Iro in seiner eigenen Kotze.
"Kein schöner Anblick", dachte sie.
Dann empfand sie plötzlich Mitleid. "Ach, der war doch eigentlich ganz süß - zwar unbeholfen und tollpatschig aber irgendwie süß"
Sie musterte ihn etwas genauer. Seine Korall-Rot gefärbt entstellte Haarbracht klebte im Erbrochenem. Die Farbe wirkte ausgebleicht und verwaschen. Sie interpretierte den Farbton als Ausdruck von Resignation und Entäuschung.
Ein knalliges grelles Rot-Orange als Symbol für Vitalität, Aufbruchsstimmung, Optimismus, erstrebte Souveränität - so war es wohl einst bedacht, das war wohl mal das Gefühl, das hinter dieser Farbwahl stand. Doch im Verlauf des Trugschlusses, des Irrglaubens, der verloren gegangenen Hoffnung und der mangelnden Zuversicht einmal ein Glücksschmied sein zu dürfen, hatte sich die Farbe allmählich wieder rausgewaschen und wirkte blass. Ebenso der längst getrübte Schalk in seinen Augen, die nach wie vor geschlossen waren, hinter denen sie aber auch nichts postiv denkendes vermuten glaubte. Sein Blick wirkte eher etwas debil und verzweifelt, wie sie glaubte in Erinnerung behalten zu haben.
Die Haarfarbe aufzufrischen wäre ganz einfach unehrlich sich selbst gegenüber gewesen. Das hätte zu seiner Lebenssituation wohl nicht gepasst.
Jedenfalls sah er echt scheisse aus. Ein Häufchen Elend, das nie die Courage aufbringen würde, um so etwas ähnliches wie vielleicht Kampfgeist aufzubringen - geschweigedenn etwas derartiges in sich zu suchen, zu finden und zu tranieren.
Ein klarer Fall für den Sozialarbeiter.
Er wird noch viele Enttäuschungen hinnehmen müssen bevor er etwas ändern würde. Festgefahren in Selbstmitleid und Lethargie.
Der Geruch der Kotze stieg empor, war penetrant und verursachte einen Würgereiz ihn ihr. Sie spuckte in Folge dessen auf ihn herab und verspührte wieder Verachtung und diesmal auch Ekel. "Soll er doch ruhig verrecken".
Sie zog die, bis aufs knappste abgeschnittene Jeanshose runter in die Kniekehlen, bückte sich über seinen Kopf und urinierte ihm angewidert ins Gesicht. Dann erhob sie sich wieder, schritt zum Ausgang und verliess den Ort.
Sie drehte sich nach einigen Schritten nochmal zurück und betrachtete das besetzte Haus. "Hmmm..." dachte sie, ansonsten nichts mehr. Die wendete sich ab.
Dann starrte sie in die Morgensonne. "Ein Anblick von Poisie. Schade nur, dass man das alles nicht versteht sondern einfach so hinnehmen muss. Ich darf nicht weiter flüchten, sonst werde ich es nie hinnehmen können und dann werde ich nie Gefallen daran finden."
Für einen kurzen Moment war sie selbst schon fast ein bisschen schwermütig, aber das kannte sie ja von sich und sie wusste dass das halt nun nur so ein augenblicklicher Moment sein würde, begleitet von der Atmosphäre im Morgengrauen. Dennoch verspührte sie tief im Innern eine Zufriedenheit und Stärke. Sie war froh, dass sie nicht mehr diese wahnsinnigen Ideen hatte. Sie griff mit einem erleichternden Seufzen in eine ihrer knappen Hosentaschen und nahm routniert ihre Tabletten ein. "Gut, dass es die gibt, nur schade dass ohne die Dinger kein Platz für mich in dieser Gesellschaft wäre. Aber ich bin kein Opfer mehr, ich habe Kampfgeist und ich habe keine Angst mehr. Ich bin froh, dass es mir schlecht ging, denn heute bin ich unkaputtbar."
Sie schlenderte weiter der Sonne entgegen und war gespannt darauf, was der Tag bringen würde. Dann dachte sie nochmal kurz an ihn zurück." Das wird er hoffentlich auch noch lernen. Das würde ich ihm wünschen. Es ist halt nur die Frage, wie schlimm es ihn noch erwischen müsse." Sie wünschte ihm in diesem Moment alles Glück der Welt, doch sie wusste, er würde es sowieso nicht erkennen können und wendete ihre Gedanken bewusst von ihm ab.

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