Kenon
Mitglied 1509 Forenbeiträge seit dem 02.07.2001
Eröffnungsbeitrag
Abgeschickt am: 28.08.2005 um 15:09 Uhr
Alles, was man schreibt, bleibt unvollendet. Man sagt nur: Jetzt habe ich es satt, ich werde nicht weiter daran arbeiten, soll es bleiben, wie es nun ist! Wenn man nicht dazu kommt, so oder ähnlich von einem Textwerk zu sprechen, meint man: Das ist ein Fragment.
Zu diesem Thema findet sich ein kurzer Text von Arthur Schnitzler im versalia-Archiv klassischer Werke: Er wartet auf den vazierenden Gott
LX.C
Mitglied 1770 Forenbeiträge seit dem 07.01.2005
Diese Nachricht wurde von LX.C um 19:09:06 am 19.01.2007 editiert
Ich bezog mich auch eher auf den Schaffensprozess. Der Leser bekommt die Quälerei die manchmal dahinter steckt selten mit.
Fragmente zu lesen kann natürlich die Phantasie anregen. MRR sagte mal im Bezug auf Musils "Der Mann ohne Eigenschaften" so ungefähr: Wenn man weiß, dass man ein Werk nicht zu Ende bringen kann, dann soll man erst gar nicht beginnen. Viele begeisterte Leser wären dann wohl um ihren Lesegenuss gebracht worden. Mit Kafka verhält es sich ja ähnlich, wäre er nicht "übergangen" worden.
Der größte Feind des Fragments ist also wahrscheinlich der Autor selbst. .
bodhi
Mitglied 741 Forenbeiträge seit dem 08.12.2004
Wenn man weiß, dass man ein Werk nicht zu Ende bringen kann, dann soll man erst gar nicht beginnen.
Das finde ich nicht.
Wer weiß schon am Beginn, ob und wie das Ende sein wird? Ich lese auch gerne (Kafka-)Fragmente.
Das Werk ist beendet, wenn es beendet ist (und wenn´s "mittendrin" ist). Und bevor man meint, einen vergewaltigten Schluss erfinden zu müssen, belässt man es besser so, wie es wurde. Dann ist der Stoff eben erschöpft. Gut so.
Ein Ende im Sinne "und wenn sie nicht gestorben sind...", mit einem Abschluss irgendeiner Handlung oder so, da klingelt bei mir Hollywood.