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aus: böses lesebuch
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Thema: aus: böses lesebuch
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werner s.c.h.
Mitglied
2 Forenbeiträge seit dem 13.07.2005
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Eröffnungsbeitrag |
Abgeschickt am: 14.07.2005 um 13:56 Uhr |
SCHALIMEI
schalimei, als ich ihn antraf,
einwendig seiner allerselbst
tat schalimei an seine nasen
mit puderquaste puder blasen;
und pfiff sich keck ein lied
schalimei, als ich ihn antraf,
einwendig seiner allerselbst
tat schalimei sich feinstes jäcklein an
wichste glanz auf schuh wie haar
und summte keck ein lied
schalimei, als ich ihn antraf,
einwendig seiner allerselbst
hat schlimei sich übers herzenspochen
tauverweintes rosenköpchen g´flochten
und zischte keck ein lied
schalimei als ich ihn antraf
schalimei den feixer
da sprach so schalimei:
"ei, heut will ich nehmen
von den messerlein das dritte
von links dort aus der mitte
tammdaradei - juchhei!
einem elfchen will ich, ei,
einem wunderhübschen blassen
lieb damit ins herzchen fassen
tammdaradei - juchhei!
will ums hälschen, ei, ihr legen
ein kränzlein fein aus samtpurpur
von zartgezierter klingenspur
tammdaradei - juchhei!
das wird ein gaudeum!
das wird eine hetz!
oh du nacht der amuröse!"
so spricht der schalimei
packts messer unter den kamelhaarmantel warm
schnürt stramm sich gurt und schuh
schließt türe auf und zu -
dann pfeift er keck sein liedlein
in die mondenschwere nacht -
singt:
"tammdaradei - juchhei!
tammdaradei - juchhei....!"
KLEINES HANDWERKSLIED
ratze-ratze sägeblatt
schneid dir deine füßlein ab
nehm sie mit ins bette mein
will heut nacht nicht einsam sein
schnippe-schnippe scherenschnitt
nehm auch noch ein öhrchen mit
selig ist die schlafesruh
hörst du meinen träumen zu
doch:
löffel-löffel äugelein
das soll erst für morgen sein
erblüht der tag im sonnaufgehn
will ich´s nicht alleine sehn
DIE BALLADE VON FRITZ UND FRIEDA
zuslig duslig fusbeduselt
zwirbeln zweisam fritz und frieda
zwischen zwetschk und fliederbaum
grasgefasst man sieht sie kaum
zucken zeugend zeh und glieder
tief und tiefer wieder nieder
zwischen zwetschk und fliederbaum
zuslig fuslig busentbluselt
wiegt wie wonnig fritz mit frieda
zwischen zwetschk und fliederbaum
briesenbraus man hört sie kaum
wiegen sie im liegen ihre glieder
tief und tiefer wieder nieder
zwischen zwetschk und fliederbaum
man glaubt es kaum
da schleicht im milchmondschein
schwerer atem
augenstier
krummer rucken
um zu ducken
meuchelmunter
beil am stiele
sich zum ziele
zwischen zwetschk und fliederbaum
wo sich fritz und frieda lieben
nackenhack sie spürn es kaum
teilt das beil spritzig blitzig
fritz und friedas glieder
zischend zuckt es knackend zitzzerhackend
tief und tiefer wieder nieder
zwischen zwetschk und fliederbaum
sie spürtens kaum
zwischen zwetschk und fliederbaum
sieht man
zuslig duslig blutbesudelt
tief im flieder
friedas triefend mieder liegen...
VORWEIHNACHTSGESCHICHTE
leise
in der nacht in der nacht
von dreiundzwanzigsten auf vierundzwanzigsten dezembrius
da kommt dem christkind sein böser brudern
steigt in wohnung, haus und altenheim
und setzt sein ungewaschen nacktes hinterzeug
auf jeden keksteller den er finden kann
in der nacht in der nacht
in der vorweihnachtsnacht
leise
WATSCHENLIED
leben ist ein grausam ding
steckt ständig viel an watsch darin
such deshalb als guter sohn
für missetat den watschenlohn
denn für üben leb’ in jungem jahr
ist watschen sache wunderbar
DIE BALLADE VOM POETISCHEN GÄRTNER
letzlich
um die mitternacht
schrieb ich nieder
ein gedicht
das so garstig war
so menschverachtend
und abstoßend
dass beim lesen hernach
mich solche angst packte
dass ich es sogleich
zwei meter tief
im garten
nebst den salatbeeten
vergraben habe
seither
kein ärger mehr
mit schnecken
DAS LIED VON LIEB UND ALKOHOL
du sagst:
ich trink zuviel
ich sage:
wurscht!
du sagst:
du kannst nicht mehr
ich sage:
durscht!
MITTAGSTISCH
sagen du:
wenn essen
du noch
ein knedel
du platzen
dann
sagen ich:
du warten
ich dir
schnell holen
noch ein
knedel
NOCHTGEBET
bitte dawischts mi
bitte dawischts mi endli
es san immer
de sö’bn
schloftot’n nächt
wo ma
is g’wissn
in kopf an fülm
einidraht
immer die söb’n büder
immer des vüle bluat
und es wer’n
immer mehr g’sichter
de schaun mi
so vorwurfsfui aun
und geb’n ma
ka ruah
bis eini
in die toghölle
rotgliarade fruah
dann hoit is oft
nimmer aus
muaß aussi
wos tuan
bitte dawischts mi
dawischts mi do bitte endli
bitte dawischts mi
mei gott
die orman madln
PREDIGT
wichse nur
mit linker hand
denn wichst du nur
mit linker hand
wird nur linke hand
in höll verbrannt
bleibt wichsenrein
ein leben lang
die rechte hand
darf rechte hand
mit rest daran
durchs himmelspförtelein
pech ist das für linkshänder
VOM GUTEN SCHREIBEN
das banale
aber mitsamt
seiner ganzigen
banaligkeit
das böse
aber mitsamt
seiner ganzigen
bösigkeit
das grausame
aber mitsamt
seiner ganzigen
grausamigkeit
aber das liebe
mitsamt
seiner ganzigen
beliebigkeit
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