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Eröffnungsbeitrag |
Abgeschickt am: 21.06.2005 um 20:11 Uhr |
Wenigstens an ihren runden Todes- und Geburtstagen, die sie selbst nicht mehr erleben, werden Schriftsteller noch einmal aktuell:
Heute vor 100 Jahren wurde Jean-Paul Sartre geboren.
"Sartre war glamourös, aber nicht gefällig, seine scharf geschliffenen Sätze konnten ebenso bezaubern wie verletzen, aber gerade der Glanz seiner Formulierungen weckte Verdacht: Konnte jemand, der so schön schrieb, auch Substanz haben? Konnte man ein wirklich ernsthafter Philosoph sein und gleichzeitig der weltweit meistaufgeführte Bühnenautor? Konnte man seriöse Romane schreiben und trotzdem Filmdrehbücher verfassen? Durfte man sich politisch einmischen, auf der Straße an der Spitze einer Demonstration marschieren und zugleich beanspruchen, ein Künstler zu sein? War es schließlich überhaupt möglich, dass diese Texte dauerhaften Wert hatten, wenn doch allgemein bekannt war, dass sie ihr Autor in einem lärmenden Pariser Lokal geschrieben hatte, womöglich nachdem er schon zwei Gläser Wein und einen Whisky getrunken hatte?"
Aus: Der Jugendverderber (heise.de)
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