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Literaturforum:
Peter Handke erhält Heine Preis 2006
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Autor
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Thema: Peter Handke erhält Heine Preis 2006
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Matze
Mitglied
719 Forenbeiträge seit dem 09.04.2006
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30. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 31.03.2007 um 11:15 Uhr |
Diese Leute fühlen sich inzwischen als Opfer einer ungerechten Öffentlichkeit. Exemplarisch ist dies in Martin Walsers Paulskirchenrede von 1998 deutlich geworden, als er nebulös von der „Instrumentalisierung unserer Schande“ und der "Moralkeule" Auschwitz sprach und sich als gleichsam als Opfer der Geschichte beschrieb – fast so, als würden die Millionen Ermordeten nun zu geisterhaften Tätern am schlechten Gewissen der Deutschen. Walsers Werk und Person steht seit der Friedenspreisrede von 1998 unter politischem Generalverdacht. Ihm werden antisemitische Ressentiments und der Willen unterstellt, die Geschichte der deutschen Verbrechen zu verdrängen. Wie GraSS fühlt er sich im Innersten verletzt und wählt als literarische Form der Gegenwehr nicht die Streitschrift, nicht das polemische Pamphlet, auch nicht die Satire oder die Parodie, sondern die lyrische Selbstbeobachtung und Selbstentblößung. Wie GraSS bleibt er eine öffentliche Figur, diese Haut kann er nicht abstreifen. Doch stellt er nun die Empfindsamkeit und Empfindlichkeit dieser Haut aus. Die einen wird das peinlich berühren, die anderen werden erschrocken sein über die persönlichen Kosten des massenmedialen Meinungszirkus. Wenn Grass, Walser und andere Autoren die Verbrechen der Deutschen während des Nationalsozialismus mit literarischen Mitteln ins öffentliche Bewusstsein rückten, haben sie sich damit um ihr Land verdient gemacht. Wenn Grass dann aber eingesteht, selbst ein wesentliches Detail seiner Nazi-Vergangenheit über Jahrzehnte verborgen zu haben, führt kein Weg daran vorbei, ihm einen erheblichen Verlust seiner politischen Glaubwürdigkeit zu attestieren. Die Goldhagen– ebenso wie die Walser–Bubis–Debatte, die Vergegenwärtigungen der Wehrmachtsverbrechen, die Auseinandersetzungen um das Berliner Holocaust–Mahnmal, womöglich auch die GraSS–Aussprache sind keine gedächtnispolitischen Marginalien gewesen. Die Wortgefechte zwischen den Generationen ebenso wie die hartnäckigen Vergewisserungen der Nachgeborenen haben das Selbstverständnis dieser Republik gefestigt. Man muß das bisschen Mut fordern, das nötig ist, um überhaupt noch das Wort von Aufklärung und Wahrheit im Munde führen zu können.
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12gagarin
Mitglied
16 Forenbeiträge seit dem 28.08.2005
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31. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 31.03.2007 um 12:36 Uhr |
Hallo Fans,
ich finde, daß Regenzauber dazu alles Wichtige gesagt hat - und nun sollte man die Diskussion auch endlich auf andere Themen lenken, z.B. auf Pablo Neruda, der sich über einen nach ihm benannten Literaturpreis gewiß freuen würde, egal, ob dieser nun in Rostock (übrigens eine schöne Stadt!) oder in Kleinkleckersdorf verliehen wird - eine Erwiderung auf Kenons Säulenheiligen-Allergie - auch verkannte Genies sind manchmal kleinlich!
Gerdian
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JH
Mitglied
275 Forenbeiträge seit dem 21.02.2007
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32. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 31.03.2007 um 18:29 Uhr |
MASSONI
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Der_Geist
Mitglied
952 Forenbeiträge seit dem 25.02.2007
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33. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 31.03.2007 um 22:02 Uhr |
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Matze
Mitglied
719 Forenbeiträge seit dem 09.04.2006
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34. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 01.04.2007 um 12:01 Uhr |
Zitat:
Pablo Neruda, der sich über einen nach ihm benannten Literaturpreis gewiß freuen würde
Das möchte ich ganz stark bezweifeln. Die meisten Autoren, nach denen Preise benannt werden, würden von oft seltsam zusammengestellten Jurymitgliedern sicher keine Preise erhalten.
Zuweilen ist es schon eine Parodie, wenn nach der exzellenten Lyrikern Ingeborg Bachmann ein Prosa-Preis benannt wird.
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LX.C
Mitglied
1770 Forenbeiträge seit dem 07.01.2005
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35. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 10.05.2008 um 22:03 Uhr |
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