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Literaturforum:
lyrik im unterricht
Forum > Literaturgeschichte & -theorie > lyrik im unterricht
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Autor
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Thema: lyrik im unterricht
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Persephone
Mitglied
115 Forenbeiträge seit dem 24.02.2006
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20. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 03.07.2007 um 18:39 Uhr |
gut, fremdwortgepauke gab es bei uns nie. wir haben nie etwas auswendig gelernt, in klausuren hatten wir immer unser genormtes "vokabellistchen" mit den wichtigsten stilmitteln dabei und solange der text, den wir fabriziert haben gut und verständlich war und eine grobe gliederung hatte (einleitung - hauptteil - schluss) hat niemand was dagegen gesagt. wir haben auch feine gliederungen gelernt, aber die waren eher angebote an die schüler, die ein solches gerüst brauchten, um sich durch ihren text zu hangeln. mir wird heute erst so langsam klar, dass ich mit meiner schule sehr viel glück hatte...
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Franklin Bekker
Mitglied
98 Forenbeiträge seit dem 09.01.2005
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21. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 09.07.2007 um 21:02 Uhr |
Diese Nachricht wurde von Franklin Bekker um 21:07:27 am 09.07.2007 editiert
Lyrik im Unterricht...
darf den Versuch machen die Texte nicht auf eine Lesart festzulegen. Das heißt nicht nur, dass der Lehrer nicht "die eine Interpretation" aufzwingen darf, sondern auch, dass man mehr macht als die Texte in vielen Varianten zu interpretieren.
Es ist ebenso wichtig eine Sinnschule mit den Schülern durchzuführen. (Nein ich meine nich, dass man ihnen sagen soll, was zu fühlen ist.) Aber man kann Aufmerksamkeit auf Klang, Intonation und dergleichen lenken. (Inhaltlich auf Gegensätze und auf Spannungen) Das ist wichtig sowohl für ältere Texte beispielsweise Barocke Elegien als auch für moderne Gedichte z.B. Ernst Jandls (einige davon lassen sich kaum anders gebrauchen).
Distichen oder Alexandriner hat man nicht zum Selbstzweck geschrieben. Sie sind unglaublich hilfreich für den Vortrag und für das Hören von Texten. Auch Blankverse im Drama geben ja einen Normal-Ton für das Sprechen vor und der Schauspieler kann dann durch abweichende Betonung Bedeutung deutlich schärfer hervorheben.
In der heutigen Lyrik verflüchtigen sich manche Erscheinungen und das Publikum hört viele Sachen einfach nicht mehr. Was nützt es da, wenn ich in einer Ode mit Tragweite für den Inhalt zwischen asklepiadeischen und sapphischen Odenstrophen wechsle? Eine Ode, die ohnehin nicht gesprochen, sondern nur gelesen wird. Denn ob ein Gedicht durch Hören oder Lesen aufgenommen wird ist ein himmelweiter Unterschied!
Also meine (prototypische) Zielsetzung für Lyrik im Deutschunterricht: Texte in ihrer vielfältigen Verwend- und Brauchbarkeit würdigen und den praktischen Nutzen der Form sichtbar machen. (Ich gehe stillschweigend davon aus, dass Form als Inhalt verstanden werden kann.)
Komm schon, gieß mich in Bronze!
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