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Literaturforum: Überbewertete Klassiker


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Forum > Literaturgeschichte & -theorie > Überbewertete Klassiker
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 Thema: Überbewertete Klassiker
bodhi
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741 Forenbeiträge
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20. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 19.01.2007 um 22:11 Uhr

Zitat:

Vielleicht bewertest du ja einfach das Wort überbewertet über.

So kann man es auch werten, klar.

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LX.C
Mitglied

1770 Forenbeiträge
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21. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 19.01.2007 um 23:55 Uhr

Oder man drückt es wie Bukowski aus:

[Quote]Ich weiß noch, wie ich eines Tages einen langen wütenden Brief von einem Mann bekam, der meinte, ich hätte kein Recht zu sagen, dass Shakespeare nicht gut ist. [...] Ich hätte kein Recht zu so einer Haltung. Er hörte gar nicht mehr auf. Ich gab ihm keine Antwort. Aber ich werde es hier tun: Du kannst mich mal, Kumpel. Und Tolstoi find ich auch nicht gut! (Quelle: Bukowski, Charles: Den Göttern kommt das große Kotzen, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2006, S. 159.) [/Quote]

Vielleicht ist das eine neutralere persönliche Wertung :-)) Vor allem aber sagt das eins aus, niemand hat uns das Recht abzusprechen, persönliche Werturteile auszusprechen, seien bewertete Künstler auch noch so hoch angesehen und gesellschaftliche relevant.


.
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bodhi
Mitglied

741 Forenbeiträge
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22. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 19.01.2007 um 23:56 Uhr

Yeah! (deutsch: Oh, ja...)

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Kroni
Mitglied

145 Forenbeiträge
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23. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 21.01.2007 um 13:32 Uhr

Mir fällt da nochwas ein, nämlich die Nobelpreisträger für Literatur. An die hundert Stück gibt es davon, und kaum einer davon wird heute noch verlegt, geschweige denn gelesen. Ja man kennt sie kaum noch - vielviele Namen von diesen Typen kriegt man noch zusammen, ohne lange nachzudenken, oder gar bei wikipedia nachzuschauen ? Zwei, drei, fünf, sechs - das war´s dann aber auch.

Zumal in den letzten Jahren, wo sie angefangen haben, irgendwelchen Drittwelt-Literaten den Preis umzuhängen, um zu demonstrieren, daß das Gutmenschentum auch in Stockholm angekommen ist, wiederholt sich ein immer gleiches Ritual:

Da kriegt irgend ein Ägypter, von dem niemals zuvor jemand was gelesen hat, den keiner kannte, den Preis. Dann schicken die Verlage ihre Jäger aus, und in Windeseile wird dieser Ägypter übersetzt, gedruckt, und in die Schaufenster der Buchhandlungen gestellt, und in der ZEIT erscheinen endlose Rezensionen und Begründungen dafür, warum das eine gute Entscheidung des Nobelkomitees gewesen war, auf die die Welt schon lange gewartet hat. Und dann schenken sich die arrivierten Gutmenschen einander dieses Schwarten, und in ihren Wohnzimmerregalen weisen sie aus: siehe, auch ich bin ein guter Mensch, und ausserdem up to date.

Und nach ein paar Jahren hat ihn jeder wieder vergessen. Rachfuß oder so hiess er doch ?

Wen haben wir eigentlich jetzt aktuell als Nobelpreisträger - irgendsoeinen Osteuropäer, Rumäne, Bulgare oder so - sozusagen einen Über-Ossi ... na egal, nächstes Jahr interessierts sowieso keinen mehr.

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Herr Aldi
Mitglied

106 Forenbeiträge
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24. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 21.01.2007 um 14:41 Uhr

Der Türke als Über-Ossi, warum auch nicht. Der letzte Schriftsteller aus dem Ostblock, der den Literaturnobelpreis erhalten hat, war 2002 Imre Kertész aus Ungarn, aber das ist ja schon etwas her, genau wie der Rachfuß, das war irgendwann in den Achtzigern.

Ich bin jetzt spontan auf 17 Nobelpreisträger gekommen, die im neuen Jahrtausend mal außen vorgelassen, Beckett, Sartre (naja, der eben so halb), Camus, Böll, Grass, Saramango, Lagerlöf, Th. Mann, Steinbeck, Hemingway, Eliot, Shaw, France, Hamsun, Mommsen, Hauptmann und Hesse - wobei auffällig ist, dass sich darunter (lässt man mal Saramango, Grass und Böll beiseite) niemand befindet, der in der Zeit zwischen 1970 und 2000 den Nobelpreis erhalten hat. Vielleicht sollte man diesen Leuten und ihren Werken noch etwas Zeit geben, in dreißig Jahren hat möglicherweise der ein oder andere von ihnen ebenso Eingang in den Kanon der Weltliteratur gefunden wie die von mir aufgezählten.

Man sollte sich allerdings, insofern ist dein Beitrag nicht ganz falsch, fragen, ob ein Literaturpreis, zu dem Kandidaten aus aller Welt zugelassen sind, überhaupt Sinn macht. Die Bedeutung eines Autors kann in unterschiedlichen Kulturkreisen völlig verschieden sein. Es reicht schon allein, in Frankreich in eine Buchhandlung zu gehen und dort nach deutschsprachigen Büchern zu suchen. Welcher Autor ist da wohl mit den meisten Werke vertreten? Nein, nicht Goethe oder Schiller, auch nicht Kafka oder Mann, sondern Stefan Zweig - warum auch immer.


Wie entwürdigt man den Tod am besten? Indem man den Willen hinterlässt, im Sarg auf den Bauch gelegt zu werden. (Wolfgang Hildesheimer)
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bodhi
Mitglied

741 Forenbeiträge
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25. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 21.01.2007 um 19:08 Uhr

Zitat:

... na egal, nächstes Jahr interessierts sowieso keinen mehr.

Evtl. noch den Kontoauszug, der den Preisträger anlächelt.

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Gast873
Mitglied

1457 Forenbeiträge
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26. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 21.01.2007 um 22:12 Uhr

Zitat:

niemand befindet, der in der Zeit zwischen 1970 und 2000 den Nobelpreis erhalten hat.

Vielleicht liegt es darin begründet, und ich bin durchaus dabei einer Meinung mit dir, dass Nobelpreisträger ab 1970 noch keine Klassiker sind, weil sie immer noch Zeitgenossen sind. Das ist jetzt nicht tautologisch zu verstehen. Manche Philosophieprofessoren zählen z.B. Heidegger nicht zu den Klassikern,sondern für sie hört Philosophie klassisch-geschichtlich mit Schopenhauer, geistig gesehen mit Hegel auf.

Gruß
Hyperion

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LX.C
Mitglied

1770 Forenbeiträge
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Das ist LX.C

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27. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 23.01.2007 um 23:12 Uhr

Ist ja auch keine Klassikerauszeichnung, sondern eine für Gegenwartsautoren.


.
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Gast873
Mitglied

1457 Forenbeiträge
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Das ist Gast873

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28. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 24.01.2007 um 12:22 Uhr

Deswegen ja, wie ich schrieb, nicht tautologisch, denn sonst wäre es tautologisch, dass man, um den Nobelpreis zu kriegen, der eine Klassiker-Auszeichnung wäre, bereits tot sein müsste. ;-)

Und manch ein Lebender (damals, siehe Sartre) hat den Nobelpreis abgelehnt, weil er, wie er meinte, seine literarische Beerdigung gewesen wäre.

Gruß
Hyperion

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