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Literaturforum:
Mimesis heute
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Autor
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Thema: Mimesis heute
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DataBoo
Mitglied
554 Forenbeiträge seit dem 11.04.2007
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10. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 29.02.2008 um 22:59 Uhr |
@lx.c
*Dennoch wurde der Literaturmarkt der letzten Jahre ja mehr oder weniger als ein inhaltsloser kritisiert, was deutschsprachige Autoren angeht.*
Hat das etwas mit mimisis zu tun? ich sehe da keinen zusammenhang. Inhalt vs. gegen eine methodik der vermittlung? entscheidet die wahl der mimisis nicht über die wirkung, bzw. die position, die autoren für die/das leser/publikum zuteilen, um die botschaft rüberzubringen? siehe aristoteles ansatz vs. brechts ansatz. (identifikation [nah] vs. verneinung der identifikation [fern]. es sind ansätze die beide auf die wirkung zielen.)
ist die frage, ob heutige leser die bücher lesen oder lesen? filme kann man auch bloß sehen oder sehen, verstehst du mich? (kann auch sein ich liege völlig falsch und schreibe daher nun absoluten blödsinn, so korrigiere mich bitte.)
*Kleine private Scheinproblemchen werden ausgebaut zu Katastrophen bzw. müssen derartig lebensfremd zugespitzt werden, dass ein „reißerischer“ Roman daraus entstehen kann.*
die privaten problemchen von autoren sind mir schnuppe. daher habe ich auch keine ahnung ob daraus *reißerische* romane entstanden sind.
den roman *herr lehmann* von sven soundso (name fällt mir gerade nicht ein, ahh), ich meine sven regener fand ich aber klasse. ;) auch clemens meyer ist sicherlich lesenswert, hatte aber noch keine zeit für ihn. über meyer las ich in der letzten tip von seinen lebensumständen, aber ob seine romane *reißerisch* sind?
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LX.C
Mitglied
1770 Forenbeiträge seit dem 07.01.2005
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11. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 29.02.2008 um 23:46 Uhr |
Was hat das mit Aristoteles Mimesis zu tun?
Mimesis sollte Schauder beim angesprochenen Publikum auslösen. Schauder in dem Sinne, dass die Menschen sich und die Problematik ihres eigenen „festgefahrenen“ Handelns wieder erkennen und reflektieren können.
Das war natürlich nur der Aufhänger meiner Frage. Die nach wie vor darauf zielt, ob Literatur heute das zu leisten noch imstande ist?
Vielleicht ist ein Buchmarkt, welcher derartiges nur noch im geringen Maße leistet ein Spiegel für ein Publikum, das nur noch Zerstreuung sucht und keiner Reflexion mehr Willens ist. - Jetzt müssten Statistiken her :)
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DataBoo
Mitglied
554 Forenbeiträge seit dem 11.04.2007
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12. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 01.03.2008 um 01:01 Uhr |
natürlich meinte ich auch die ganze zeit die mimesis.
*lach laut* ich muss ins bett.
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Karoline
Mitglied
35 Forenbeiträge seit dem 02.02.2008
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13. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 01.03.2008 um 10:44 Uhr |
Ich würde nicht so sehr auf die Gegenwartsliteratur schimpfen, als vielmehr auf das, was sich im Verlagswesen tut. Der literaturliebende Mäzen, wie er noch anfangs des 20. Jahrhunderts teilweise existierte, ist verschwunden. Ein Verlag wird wirtschaftspolitisch als ein Unternehmen behandelt, das genausogut Klobürsten oder Bockwürste herstellen könnte. Das ist natürlich eine Folge gesellschaftlicher Zustände, in denen es nur noch um den Profit geht. Ganz einfach: Bergsteigerromane und Promi-Ergüsse verkaufen sich besser als zum Beispiel Literatur, die sich mit Gegenwartsthemen beschäftigt, und das ernsthaft, sinnsuchend. Zu unserem gegenwärtigen Leben gehört nicht mehr die Veredlung des Menschen durch den Umgang mit den Musen, wie er zum Beispiel im archaischen Griechenland Usus war und dessen Abklatsch, wenn auch bereits verzerrt, noch das 19. Jahrhundert beherrschte. Literatur spiegelt immer die Gegenwart gesellschaftlicher Zustände, folglich darf man annehmen, dass unsere Zeit uns Menschen nicht förderlich, sondern geradezu schädlich ist. Der Autor als Clown einer gelangweilten Ober- bzw. Mittelschicht. Denn, soweit sind wir schon, Literatur
ist käuflich, im doppelten Sinne, aber eben auch unkäuflich, nämlich für den, der mit seinem Einkommen gerade so über die Runden kommt, und von diesen Menschen gibt es eben immer mehr in unserer Gesellschaft. Man könnte geradezu sagen,
dass die Literatur ein Maßstab für die Gesundheit einer Gesellschaft sein kann.
lg Karoline
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Gast873
Mitglied
1457 Forenbeiträge seit dem 22.06.2006
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14. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 01.03.2008 um 12:56 Uhr |
Zitat:
Zu unserem gegenwärtigen Leben gehört nicht mehr die Veredlung des Menschen durch den Umgang mit den Musen, wie er zum Beispiel im archaischen Griechenland Usus war und (...) noch das 19. Jahrhundert beherrschte.
Es war das 18. Jahrhundert.
Lieben Gruß,
Hyperion
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LX.C
Mitglied
1770 Forenbeiträge seit dem 07.01.2005
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15. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 01.03.2008 um 13:38 Uhr |
[Quote]Ganz einfach: Bergsteigerromane und Promi-Ergüsse verkaufen sich besser als zum Beispiel Literatur, die sich mit Gegenwartsthemen beschäftigt, und das ernsthaft, sinnsuchend.[/Quote]
Eben. Aber die Schuld allein auf die Verlage schieben? Gäbe es weniger Abnehmer dafür, gäbe es sicher auch von Verlagsseite nicht so eine Flut derartiger Literatur. Also schließt sich der Kreislauf vielleicht doch wieder beim Rezipienten; was evtl. tief blicken lässt. - Wie du letztlich auch mehrfach angesprochen hast:
[Quote]Literatur spiegelt immer die Gegenwart gesellschaftlicher Zustände, folglich darf man annehmen, dass unsere Zeit uns Menschen nicht förderlich, sondern geradezu schädlich ist. […] Man könnte geradezu sagen, dass die Literatur ein Maßstab für die Gesundheit einer Gesellschaft sein kann.[/Quote]
Gefallen mir sehr gut, deine Gedanken. Schön, dass du dich beteiligt hast.
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almebo
Mitglied
418 Forenbeiträge seit dem 08.11.2007
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16. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 01.03.2008 um 14:05 Uhr |
Zitat:
Ich würde nicht so sehr auf die Gegenwartsliteratur schimpfen, als vielmehr auf das, was sich im Verlagswesen tut. Der literaturliebende Mäzen, wie er noch anfangs des 20. Jahrhunderts teilweise existierte, ist verschwunden. Ein Verlag wird wirtschaftspolitisch als ein Unternehmen behandelt, das genausogut Klobürsten oder Bockwürste herstellen könnte. Das ist natürlich eine Folge gesellschaftlicher Zustände, in denen es nur noch um den Profit geht. Ganz einfach: Bergsteigerromane und Promi-Ergüsse verkaufen sich besser als zum Beispiel Literatur, die sich mit Gegenwartsthemen beschäftigt, und das ernsthaft, sinnsuchend. Zu unserem gegenwärtigen Leben gehört nicht mehr die Veredlung des Menschen durch den Umgang mit den Musen, wie er zum Beispiel im archaischen Griechenland Usus war und dessen Abklatsch, wenn auch bereits verzerrt, noch das 19. Jahrhundert beherrschte. Literatur spiegelt immer die Gegenwart gesellschaftlicher Zustände, folglich darf man annehmen, dass unsere Zeit uns Menschen nicht förderlich, sondern geradezu schädlich ist. Der Autor als Clown einer gelangweilten Ober- bzw. Mittelschicht. Denn, soweit sind wir schon, Literatur
ist käuflich, im doppelten Sinne, aber eben auch unkäuflich, nämlich für den, der mit seinem Einkommen gerade so über die Runden kommt, und von diesen Menschen gibt es eben immer mehr in unserer Gesellschaft. Man könnte geradezu sagen,
dass die Literatur ein Maßstab für die Gesundheit einer Gesellschaft sein kann.
lg Karoline
Dein letzter Satz in Deinem Beitrag ist der beste!
Dem ist absolut nichts mehr hinzuzufügen !
al
Lieber ein eckiges Etwas, als ein rundes Nichts
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LX.C
Mitglied
1770 Forenbeiträge seit dem 07.01.2005
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17. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 01.03.2008 um 16:31 Uhr |
Diese Nachricht wurde von LX.C um 16:31:59 am 01.03.2008 editiert
Eine Studie des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels spricht allerdings eine andere Sprache. Konsumenten, die Trivialromane, Krimis, Promi-Literatur, Science Fiction und Fantasy bevorzugen haben eine geringe Lese- und Kaufaffinität und gehören nicht zu den relevanten Zielgruppen.
Auf jeden Fall ist hier eine sehr interessante und vielfältige Studie zu finden.
Wer Lust hat schaut mal rein:
Buchkäufer und Leser 2005 - Profile, Motive, Wünsche
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almebo
Mitglied
418 Forenbeiträge seit dem 08.11.2007
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18. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 01.03.2008 um 19:30 Uhr |
Diese Nachricht wurde von almebo um 19:32:04 am 01.03.2008 editiert
So, nun habe ich mir mal die Statistik des Börsensverein des deutschen Buchhandels zu Gemüte geführt. Das ist zwar hoch interessant, aber ich bin da sehr skeptisch
über die Erhebungen die dort gemacht wurden.. Mit meinen Erfahrungen, die ich gemacht habe, habe ich zwar auch einige Übereinstimmungen feststellen können, aber nicht alle.
So brauche ich mich nicht wundern, dass 45 % überhaupt kein Buch kaufen. Dass überwiegend Frauen Bücher kaufen und wir Männer Lesemuffeln sind ist auch festzustellen. Aber vielleicht sind die Bücher,
die meistenteils von Männern gelesen werden technischer Art.
Dieses kolossale große Angebot an Büchern
jedweder Art die in den Büchereien fast verstauben und später zu Dumpingangeboten an den Mann gebracht werden, lassen mich nicht mehr erstaunen.
Jeder unbekannte "[Zensiert]" muss sich unbedingt äußern. Aber auch mancher [Zensiert]
kauft so`n Mist, blättert drin rum und stellt`s
in den "Küchenschrank"
Mein Kaufverhalten ist auf das gerichtet, was mich interessiert und nicht was die Buchwerbung mir vorgaukelt. Übrigens ist mein Bedarf an guten Büchern gedeckt,
selbst wenn ich jährlich einiges dazu kaufe
zum selber lesen oder um sie zu verschenken.
Eines macht mich allerdings auch stutzig.
In meiner Stadt in der ich wohne, haben letztens 2 Büchereien ihren Laden dicht gemacht. Dafür hat sich ein Antiquariat etabliert, das sich grösster Beliebtheit erfreut.
Gruss
al
Lieber ein eckiges Etwas, als ein rundes Nichts
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