Ich hoffe nur, dass das nicht der Ton bzw. das Niveau des neuen Diskurses wird.
Früher sind bei Revolutionen Köpfe gerollt, in einer Demokratie läuft das ziviler.
Wer bei in seinen öffentlichen Auftritten mit einer moralischen Bugwelle aufläuft, wie G.Grass, muß sich nicht wundern, wenn die Kritik nun auf ihn zurückschlägt. Mit seiner Selbstenttarnung hat er sein moralisierendes Lebenswerk entwertet. Grass sollte den Nobelpreis zurückgeben!
Grüßken, Matze
Mania
Mitglied 467 Forenbeiträge seit dem 18.11.2005
Hat er den Nobelpreis nicht für sein Lebenswerk und vor allem für die Danziger Trilogie bekommen? Sprich die Blechtrommel, Katz und Maus ? (Das dritte Buch fällt mir nicht ein)
Also mir war so, als ob er damit eine Art Kritik am NS Regime auch schaffen wollte. Irre ich mich da jetzt? Und wenn, dann ist der Mann nicht nur ein laufender Widerspruch, sondern auch noch doppelmoralisch, etwas was ich zu tiefst verabscheue. Unglaublich.
LX.C
Mitglied 1770 Forenbeiträge seit dem 07.01.2005
[Quote]wenn, dann ist der Mann nicht nur ein laufender Widerspruch, sondern auch noch doppelmoralisch[/Quote]
Davon kann keine Rede sein. Der Mensch ist entwicklungsfähig, hast du davon schon mal gehört? Wenn jemand historisch und moralisch über etwas aufklären will, von dem er selbst Kenntnis hat, dann ist das keine Doppelmoral, sondern umgesetzte Lebenserfahrung. Den Nobelpreis soll er mal schön behalten, den haben schon viel zwiespältigere Autoren bekommen. .
Wolff
Mitglied 64 Forenbeiträge seit dem 19.01.2006
....muß sich nicht wundern, wenn die Kritik nun auf ihn zurückschlägt.
Die Bezeichnung "Gebissträger" ist keine Kritik, sie ist unsachlich, niveaulos und beleidigend. Das Alter ist genau so wenig ein Garant für Hinfälligkeit wie Jugend für Kompetenz.
Zitat:
Mit seiner Selbstenttarnung hat er sein moralisierendes Lebenswerk entwertet.
Oder aber mit der - wenn auch späten -Nennung der Wahrheit bestätigt.
Wenn er nichts gesagt hätte, wäre also alles nach wie vor in bester Ordnung gewesen... Was ist denn das für eine Moral? Erstaunlich schon, wie nach solchen Eklaten immer die allgemeine Empörung ausbricht, auch wenn eigentlich keiner so genau weiß, was denn nun passiert ist. Wenn er sich etwas zu Schulden kommen lassen hat, gehört er vor ein Gericht. Nur das kann ihn schuldig sprechen oder sein Gewissen!
LeilahLilienruh
Mitglied 44 Forenbeiträge seit dem 16.01.2006
ich zitiere mich ungern selbst, tue es aber hier ausnahmsweise doch mal, weil mir die Zeilen bei dieser Debatte ständig wieder in den Sinn kamen:
Es brennt
Doch die Scheiterhaufen brennen
in den Köpfen und den Herzen,
in den Städten, auf den Meeren,
durch die Dummheit und die Geilheit
für die Macht und für die Gier,
angefacht von müdem Schweigen,
unter Schwachen, unter Zähen,
unter Leisen, unter Bunten,
unter dir und unter mir.
Wie sagte ein bekannter Zimmermannssohn doch gleich? Wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein.
Was hätte Grass tun sollen? Sich gleich nach Kriegsende oder zumindest wenige Jahre später zu seiner Mitgliedschaft in der Waffen-SS bekennen? Sicher, das wäre wohl die nobelste Lösung gewesen, aber das erfordert ein starkes Rückgrat, das wohl die wenigsten haben, daher ist sein Schweigen verständlich und nur menschlich. Aber das ist nur meine Rede, vielleicht sollte man lieber auf Kulturexperten wie z.B. Wolfgang Börnsen hören. Wie entwürdigt man den Tod am besten? Indem man den Willen hinterlässt, im Sarg auf den Bauch gelegt zu werden. (Wolfgang Hildesheimer)
Hermes
Mitglied 447 Forenbeiträge seit dem 23.01.2006
Dass er sein Leben lang mit erhobenem Zeigefinger durch die Welt und durch die seiner Werke marschiert ist, stimmt. Ob man ihn nun nach der Offenbarung des letzten Mosaiks seiner Lebensgeschichte moralisch auf die Müllhalde werfen soll, muss jeder selbst für sich entscheiden. Man bedenke, der Mensch war 17...
Wie wir uns wohl in vergleichbarer Situation und mit gleicher geistiger (Un-)reife ausgestattet verhalten hätten?
Dass er mit dieser Geschichte erst jetzt um die Ecke gekommen ist, mag man ihm vorwerfen, oder man lässt es. Nobelpreis zurückgeben? So ein Unsinn.
Für mich selbst hat sich an der Person Günter Grass und an seinem Werk nichts geändert. Diffuses Halbwissen.
Matze
Mitglied 719 Forenbeiträge seit dem 09.04.2006
Diese Nachricht wurde von LeilahLilienruh um 16:24:29 am 14.08.2006 editiert
Hallo Matze,
da die männlichen Kollegen sich Dir gegenüber hier vornehm zurückhalten, was mich wundert, antworte ich Dir mal auf meine weniger zurückhaltende Weise (und zwar ohne Nickname):
Provozieren um einer lebhaften Diskussion Willen ist eine Sache. Deine Beiträge, die entweder völlig am Thema vorbei sind oder aber unverschämt, gehen mir langsam auf den Geist. Ich möchte hier weder Kollegen als "Gebissträger" beschimpft wissen, noch kilometerlange Abhandlungen zweifelhaften Inhaltes lesen. Und für mich müssen auch keine "Köpfe rollen", damit ich zufrieden bin.
Mich interessiert die ausgegorene Meinung ernsthafter Kolleg/inn/en, die sich miteinander konstruktiv austauschen möchten.
Falls Du magst, darfst Du gern zu einer Deiner geschraubten Retourkutschen ausholen. Es bleibt trotzdem dabei: Leute wie Du vermiesen mir jede Debatte. Gezeitenlos
Hermes
Mitglied 447 Forenbeiträge seit dem 23.01.2006
Der Literaturwissenschaftler und P.E.N.-Vorsitzende Johano Strasser zu Grass´ SS-Vergangenheit:
"Moralische Glaubwürdigkeit hat sich nicht geändert"
Die Forderung, Günter Grass wegen seiner Zugehörigkeit zur Waffen-SS den Literaturnobelpreis abzuerkennen, sei "völliger Unsinn", meint der Präsident der Schriftstellervereinigung P.E.N., Johano Strasser. Im Interview mit tagesschau.de erklärt der langjährige Weggefährte von Grass, warum.