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Literaturforum:
Juli 2006
Forum > Lektüregespräche > Juli 2006
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Autor
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Thema: Juli 2006
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bodhi
Mitglied
741 Forenbeiträge seit dem 08.12.2004
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10. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 08.07.2006 um 09:54 Uhr |
Günter Grass - Unkenrufe
Eine Erzählung
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Kenon
Mitglied
1482 Forenbeiträge seit dem 02.07.2001
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11. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 08.07.2006 um 10:10 Uhr |
Zitat:
Günter Grass - Unkenrufe
Angelehnt an eine Computerbuch-Serie könnte man hier wohl über Deinen Leseeifer sagen: (Der ganze) "Günter Grass in 21 Tagen" ;)
Ich lese mich noch immer durch den Wilhelm Meister. Auf vielen Seiten ist das leider für den, der übermäßiges Dozieren und Moralisieren in der Literatur nicht sonderlich schätzt, eine öde und anstrengende Beschäftigung, doch Goethes schillernde Sprache entschädigt einen auch dort reichlich, wo es dem Buch an erquicklichem Inhalt mangelt.
Nun bin ich bei der Einfügung "Bekenntnisse einer schönen Seele", die aus der Sicht einer Frau geschrieben sein soll, angelangt. Diese Frau hat zwangsläufig sehr männliche Züge.
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bodhi
Mitglied
741 Forenbeiträge seit dem 08.12.2004
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12. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 08.07.2006 um 10:59 Uhr |
Zitat:
Angelehnt an eine Computerbuch-Serie könnte man hier wohl über Deinen Leseeifer sagen: (Der ganze) "Günter Grass in 21 Tagen" ;)
Ja, allerdings geht es mit den hier bereits liegenden Grass-Bänden, die ich mir noch antun möchte, nun etwas langsamer. Die letzten drei waren "dünnere" Schriften (nur rein äußerlich), die nächsten 5 sind dicke Schinken (Hundejahre, Ein weites Feld, u.a.).
Man muss ja rechtzeitig für die endlich wieder länger werdenden Abende planen.
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LX.C
Mitglied
1770 Forenbeiträge seit dem 07.01.2005
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13. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 10.07.2006 um 00:56 Uhr |
George Lukacs – Die Theorie des Romans
Keine Anleitung, wie man einen Roman schreibt, sondern (Untertitel): Ein geschichtsphilosophischer Versuch über die Formen der großen Epik
Der Autor selbst nach über 40 Jahren (Luchterhand, 1963) zu diesem Werk:
[Quote]Wenn also heute jemand „Die Theorie des Romans“ liest, um die Vorgeschichte der wichtigen Ideologien in den zwanziger und dreißiger Jahren intimer kennen zu lernen, vermag er aus einer solchen kritischen Lektüre Nutzen zu ziehen. Nimmt er aber das Buch in die Hand, um sich zu orientieren, so kann es nur zu einer Steigerung seiner Desorientiertheit führen.[/Quote]
Ich selbst bin auf das Werk vor zwei Jahren in einem Seminar der Exilpublizistik aufmerksam geworden. So nachhaltig wirken die Dinge manchmal.
Luigi Pirandellos "Heinrich IV" habe ich übrigens, als erstes Buch dieses Jahr, verworfen. Verworfen ist gut, in den Mülleimer hab ichs geworfen. Das hat vielleicht Überwindung gekostet, trotz meiner Wut :-) Aber nun ich froh, dass ich dieses banal langweilige Werk los bin.
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Kenon
Mitglied
1482 Forenbeiträge seit dem 02.07.2001
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14. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 10.07.2006 um 08:13 Uhr |
Zitat:
George Lukács – Die Theorie des Romans
In dieses Buch habe ich bisher nur hineingeschnuppert, besonders ansprechend fand ich es nicht. Dass Lukács sich von einigen Frühwerken später distanziert hat, spricht ein wenig für seine Ehrlichkeit als Denker.
In Ermangelung einer zeitgemäßen Biographie über Lenin befasse ich mich erst einmal weiter mit seinen Schriften:
Lenin - Materialismus und Empiriokritizismus.
Dieses Buch, das Lenin im Alter von 38 Jahren schrieb, wird (bzw. wurde) als sein philosophisches Hauptwerk gehandelt, allerdings ist es in erster Linie ein politisches, das permanent feststellt, welche Auffassung die richtige, welche eine falsche ist. MuE ist sehr verständlich geschrieben, Massentauglichkeit lag Lenin schließlich immer sehr am Herzen. Auch wenn die Verteidigung des Materialismus eine hehre Sache ist, wirkt es grotesk, Lenin seine weltanschaulichen Gegner des kindischen Geschwätzes usw. zeihen zu sehen. Welcher ernsthafte Philosoph hat solche Mittel nötig?
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LX.C
Mitglied
1770 Forenbeiträge seit dem 07.01.2005
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15. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 10.07.2006 um 11:59 Uhr |
Diese Nachricht wurde von LX.C um 12:06:44 am 10.07.2006 editiert
[Quote]In dieses Buch habe ich bisher nur hineingeschnuppert, besonders ansprechend fand ich es nicht. Dass Lukács sich von einigen Frühwerken später distanziert hat, spricht ein wenig für seine Ehrlichkeit als Denker.[/Quote]
Aber es spielte in den dreißiger Jahren seine bedeutende Rolle in der Expressionismusdebatte und in der Diskussion um den Sozialistischen Realismus. Mich interessiert es also weniger philosophisch, sondern mehr historisch.
Der Philosoph selbst befand sich zur Zeit, als das Werk entstand, in einer Übergangsphase von Kant zu Hegel und es ist das letzte Werk, bevor er zum Marxismus übertrat. Diese Zwiespälte werden zu seiner Position dem Werk gegenüber beigetragen haben, was nicht bedeutet, dass das Werk selbst schlecht sein muss. (Ein phil. Denk- und pol. Gesinnungswandel bedeutet für den Philosopphen selbst die Änderung/Verwerfung einer Position, nicht, dass die Darstellung einer vorherigen Position falsch sein muss.) Wie man ja dem im Beitrag zuvor angegebenen Zitat entnehmen kann, hat er seine Sichtweise, nachdem das Buch ca. 40 Jahre nicht mehr veröffentlicht wurde, unter bestimmten Gesichtspunkten revidiert. Im Vorwort äußert er sich ausführlich dazu.
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Kenon
Mitglied
1482 Forenbeiträge seit dem 02.07.2001
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16. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 10.07.2006 um 14:41 Uhr |
Zitat:
Diese Zwiespälte werden zu seiner Position dem Werk gegenüber beigetragen haben, was nicht bedeutet, dass das Werk selbst schlecht sein muss.
Dazu kann ich konkret nichts sagen, weil ich mir nur ein eher intuitives Urteil durch stichprobenartiges Reinlesen verschafft habe.
Auch zu der Aufsatzsammlung "Geschichte und Klassenbewußtsein" hat Lukács ca. 40 Jahre später ein "berichtigendes" Vorwort für die Neuauflage im Luchterhand-Verlag geschrieben, am liebsten wäre es ihm aber gewesen, das Buch gar nicht neu aufgelegt zu sehen. Allerdings gab es entsprechenden "Druck" von unten, die Sammlung kursierte bereits in vielen Raubdrucken und lieferte der theoretisch flachen 68er-Bewegung Gedankenanregungen. Nach meiner Einschätzung ist GuK von den Rezipienten stark überbewertet worden; unberechtigterweise wird es noch heute als Lukács Hauptwerk angesehen, dabei ist es nur ein sehr nebliges Buch eines übereifrigen, frisch zu Marx Bekehrten.
Vielleicht kannst Du ja nach der Lektüre von "Die Theorie des Romans" kurz berichten, ob diese ein für Dich lohnendes Unterfangen gewesen (ist).
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LX.C
Mitglied
1770 Forenbeiträge seit dem 07.01.2005
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17. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 11.07.2006 um 00:53 Uhr |
[Quote]Auch zu der Aufsatzsammlung "Geschichte und Klassenbewußtsein" hat Lukács ca. 40 Jahre später ein "berichtigendes" Vorwort für die Neuauflage im Luchterhand-Verlag geschrieben, am liebsten wäre es ihm aber gewesen, das Buch gar nicht neu aufgelegt zu sehen. Allerdings gab es entsprechenden "Druck" von unten, die Sammlung kursierte bereits in vielen Raubdrucken und lieferte der theoretisch flachen 68er-Bewegung Gedankenanregungen. Nach meiner Einschätzung ist GuK von den Rezipienten stark überbewertet worden; unberechtigterweise wird es noch heute als Lukács Hauptwerk angesehen[/Quote]
Zu GuK kann ich nichts sagen. Aber die von dir vorgebrachte "entschuldigende Rechtfertigung" dieser Neuauflage erscheint mir doch recht fadenscheinig. Vielleicht kommen ja Anhänger des späteren Lukács so besser mit der Neuauflage zurecht. Um einen Philosophen einzuordnen bedarf es auch seiner Frühwerke. Wie auch immer. "Die Theorie des Romans" wird schon allein aus historischen Gründen überleben. Da ich das Werk nicht aus philosophischer Sicht beurteilen werde, wird dir eine Einschätzung meinerseits nichts nützen.
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Kenon
Mitglied
1482 Forenbeiträge seit dem 02.07.2001
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18. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 11.07.2006 um 08:05 Uhr |
Naja, wenn ein Verlag ganz energisch auf einen zukommt und fragt, ob er ein gewisses Frühwerk veröffentlichen könnte, dann wird das einem als Schrifsteller bestimmt auch ein wenig schmeicheln. Wenn einem dieses Frühwerk mittlerweile peinlich ist und viele Fehler enthalten zu scheint, schreibt man eben ein Vorwort, in dem darauf möglichst genau hingewiesen wird und hofft, dass die neuen Leser vielleicht auch zum Spätwerk finden.
Zitat:
Um einen Philosophen einzuordnen bedarf es auch seiner Frühwerke.
Oft bedarf man dieser auch, um ihn verstehen zu können.
Zitat:
Wie auch immer. "Die Theorie des Romans" wird schon allein aus historischen Gründen überleben.
Aber gedruckt wird das Buch ja momentan auch nicht mehr - wie eigentlich fast alle Schriften von Lukács?
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LX.C
Mitglied
1770 Forenbeiträge seit dem 07.01.2005
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19. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 11.07.2006 um 12:07 Uhr |
Du redest von Fehlern. Der Autor setzt sein späteres Werk einfach in einen anderen politischen und philosophischen Kontext. Darum verwirft er seine früheren Werken. Das hat mit inhaltlichen Fehlern nichts zu tun, sondern mit Ansichten. Der Autor ordnet im Vorwort sein Werk gesellschaftlich, politisch und kulturhistorisch ein, um die Bedeutung des Werkes zur damaligen Zeit und die Motivation des Autors besser zu verstehen. Er betreibt keine Fehleranalyse. Wie man das Buch nehmen muss, darauf weist er an Schluss ja deutlich hin.
"Die Theorie des Romans" wird tatsächlich in einem Atemzug mit "Geschichte und Klassenbewusstsein" genannt. Aus dem Klappentext:
[Quote]Von den späteren Werken hat nur "Geschichte und Klassenbewusstsein" dieselbe internationale Berühmtheit erlangt.[/Quote]
Das dürfte deine Meinung von der Nichtigkeit des Werkes noch unterstützen ;-)
[Quote]Aber gedruckt wird das Buch ja momentan auch nicht mehr - wie eigentlich fast alle Schriften von Lukács?[/Quote]
Ja, da hast du allerdings recht. Die Bedeutung ist wohl auch wieder mal mehr im elitären/wissenschaftlichen Bereich zu suchen. Da lohnt sich eine Neuauflage vielleicht nicht. Lukács wirft ja doch ganz schön enorm mit Fachausdrücken um sich. Ist das bei ihm immer so?
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