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Literaturforum: Gute Gedichte


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Forum > Literaturgeschichte & -theorie > Gute Gedichte
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 Thema: Gute Gedichte
LX.C
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10. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 08.01.2007 um 22:24 Uhr

Diese Nachricht wurde von LX.C um 22:25:41 am 08.01.2007 editiert

[Quote]das hatte ich auch gehofft, denn so wie ich Tolstoi kenne, hat er sich NIE zu einer Äußerung über seine Schriftsteller-Kollegen hinreßen lassen[/Quote]

Ja ist es denn entscheidend, ob er das zu einem Dichter sagt oder zu einem Verehrer, der Gedichte schreibt? Wie differenzierst du das? Oder verstehen wir uns falsch.


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Gast873
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11. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 08.01.2007 um 23:27 Uhr

Diese Nachricht wurde von Hyperion um 23:34:33 am 08.01.2007 editiert

Ich spreche dem Tolstoi Eines auf keinen Fall ab, nämlich die eine der vier Kardinaltugenden besessen zu haben: Besonnenheit.

Das obige, fingierte, Zitat ist mir zu emotionsgeladen für einen analytischen Fuchs wie Tolstoi. Er hätte die Provokation apriori durchschaut, sie entschärft, und sie wie ein Haar aus der Butter gezogen, oder wie in meisten Fällen hätte er vermutlich geschwiegen. Ich glaube, dass Dostojewskij ihm ein zu dunkler Zeitgenosse war (man muss sich das auf der geistigen Zunge zergehen lassen Tolstoi und Dostojewskij haben zur selben und gleichen Zeit in selbem und gleichem Land gelebt und es gibt kein Zeugnis aus Tolstois Feder, geschweige denn Munde über Fjodor Michailowitsch), er hatte zu viel stillen und demütigen Respekt vor der Größe seines Dichter-Freundes.
Als Literat hat Tolstoi Prosa geschrieben, meisterhafte Prosa, und er hätte sich gehütet über die Lyriker zu lästern, das wäre ihm ein wager Tritt ins Fettnäpfchen der eigenen Inkompetenz in Sachen Musikalisches (=u.a. auch Gedichte) gewesen. Er hat das, was er am besten konnte, gemacht, er hat realistische Romane geschrieben, und nicht die Äolsharfe der Rhapsoden und den Weg der wandernden singenden Poeten gewählt und angetreten. Dafür danke ich ihm allerdings.

Gruß
Hyperion

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LX.C
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12. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 08.01.2007 um 23:48 Uhr

Diese Nachricht wurde von LX.C um 23:50:01 am 08.01.2007 editiert

[Quote]Das obige, fingierte, Zitat ist mir zu emotionsgeladen für einen analytischen Fuchs wie Tolstoi. Er hätte die Provokation apriori durchschaut, sie entschärft, und sie wie ein Haar aus der Butter gezogen[/Quote]

Es gab keine Provokation. Nur einen Jugendlichen, der seinem Held erzählt, das er dichtet.

Ich weiß auch nicht, warum du ständig auf Dostojewskij hinaus willst, auch wenn ich verstehe, was du inhaltlich meinst. Wer will schon wissen, ob das Zitat fingiert ist oder nicht. Vielleicht spiegelt es ja tatsächlich Tolstois Meinung wieder und du weißt es nur nicht. Vielleicht aber auch nicht.

Vergiss einfach Tolstoi, er spielt bezüglich des Zitates keine Rolle.


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Gast873
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13. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 09.01.2007 um 00:07 Uhr

Na dann sind wir uns ja (fast) einig, bis auf zwei Sachen (Achtung vor dem Dualismus;-)):

das eine kann ich nicht, das andere glaube ich nicht (ohne die Dichotomie hierbei sprengen zu wollen):

1."Tolstoi vergessen" und
2. das sei "tatsächlich Tolstois Meinung"

LOL

Gruß
Hyperion

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LX.C
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14. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 09.01.2007 um 00:15 Uhr

Diese Nachricht wurde von LX.C um 00:26:47 am 09.01.2007 editiert

Sei dir definitiv zugestanden.

Lass uns bezüglich des Zitates lieber darüber diskutieren, worin der Sinn besteht, gute Gedichte zu lesen. Macht es Sinn, ist es Zeitverschwendung?
Mir ist halt, als das Zitat meine Gehirnzellen durchzuckte, in einem anderen Gehirnbereich aufgefallen, dass ich tatsächlich Gedichte kaum verinnerliche. Dass bis auf eine minimale Anzahl Lieblingsgedichte nichts bleibt. Beim lesen der "Menschheitsdämmerung" (expressionistische Anthologie) kam mir bereits der Gedanke, dass sich letztlich alles irgendwie gleicht und es gar keinen Unterschied macht, ob ich nun alle oder jedes dritte oder nur je ein Gedicht eines Kapitals lese. Ja natürlich, das ist wieder so eine Sinnfrage. Was macht überhaupt Sinn, was bleibt schon, sollen wir uns gleich einbuddeln.
Fragen wir anders. Ist das Gedicht etwas kurzweiliges? Etwas für den intensiven aber kurzen Genuss? Kann ein Gedicht eine langfristige Wirkung erzielen? Was aus meiner Sicht definitiv bleibt, sind Stilmerkmale und übergreifende Inhalte eines Dichters - was ja auch schon wider ein Gewinn ist - aber nicht das Gedicht im einzelnen.


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15. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 09.01.2007 um 00:21 Uhr

Ich schweife nicht mal ab. Meine Überlegungen sind konträr der Eingangsthese.

[Quote]Ein gutes Gedicht ist wie ein reicher Brunnen, aus dem man immer wieder schöpfen kann.[/Quote]

Ich wüsste heute schon nicht mehr, wo welcher Brunnen steht.


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16. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 09.01.2007 um 00:26 Uhr

Sapphos Gedicht:

Gesunken ist der Mond
und die Pleiaden Mitter-
nacht. Vorbei geht die Stunde-
und ich schlaf´ allein.

kommentiert der Herausgeber mit: "und indem sich über ihre Einsamkeit der Kosmos dreht, wird diese Einsamkeit in die Mechanik des Weltgeschehens hineinbezogen"

Das, dünkt mich, macht die Erfahrung des Lesens der Gedichte aus, das Ganze erfassen zu können in einem kleinen Augenblick und festhalten zu können, um es wieder loszulassen.
Welches Gedicht hat dich so bewegt LX.C?

Die Welt ist ein Gedicht, aber nicht jeden Tag gestaltet sich die Welt zu einem Gedicht.

Gruß
Hyperion

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17. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 09.01.2007 um 00:34 Uhr

Hm, befriedigt mich nicht gerade, die Antwort, ohne dir daraus einen Vorwurf machen zu wollen.

Zuletzt hat mich folgendes Gedicht bewegt:

[Quote]Kanäle in Berlin

Beleuchtete Zimmer und Säle
Locken mit lautem und hellem Spiel.
Aber die dunkle Politur der Kanäle
Verschweigt so viel.

Uferlängs gehen unsichtbar –
Stoßweise – zwei Stimmen.
Sonderbar! Wie in Gefahr!?
Oder als ob sie schwimmen.

Eine klang wie ein Kind. –
Ich bin links eingebogen.
Dort, wo die hellen Häuser sind,
Hab ich traurig mich belogen.

Joachim Ringelnatz
[/Quote]

Vielleicht bin ich einfach kein Mensch der Metaphern.


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LX.C
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18. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 09.01.2007 um 00:37 Uhr

PS: Inzwischen hab ich aber schon wieder mindestens 50 Gedichte gelesen, die mich kaum berührten.


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LX.C
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19. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 09.01.2007 um 00:41 Uhr

Oder waren es sogar 100. Da ist es doch schon wieder, man weiß es nicht mal.


.
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