kalypso
Mitglied 2 Forenbeiträge seit dem 30.06.2007
Eröffnungsbeitrag
Abgeschickt am: 01.07.2007 um 00:12 Uhr
hab mich kürzlich fast persönlich beleidigt gefühlt, als in englisch auf einmal ein gedicht von byron auf dem overhead-projektor lag, an dem ich mich enst ieiner schönen sentimentalischen nacht inbrünstig verschmachtet hatte, und dann plötzlich sagen musste, ist das jetzt ein daktylus oder ein anapäst? und wenn einem die schulbuchgesetzliche gedankliche zäsur entgeht, tja, themaverfehlung, pech gehabt, punktum.
hab auch gehört, dass schön öfters von offizieller seite infrage gestellt wurde, ob lyrik und schule so gut kompatibel sind, von wegen "zu wenig griffig" usw....
was meint ihr? ich pers. glaube nicht, dass man sich allgemeinbildung nur in der schule erwerben kann, im gegenteil, sobald sowas (gilt auch für literatur allgemein) den tünch der pflicht bekommt, ist es meistens aus mit den geheimnisvollen verlockungen,...
naja, bin gespannt..
kalypso
LX.C
Mitglied 1770 Forenbeiträge seit dem 07.01.2005
Diese Nachricht wurde von Hyperion um 19:55:44 am 01.07.2007 editiert
Diese Nachricht wurde von Hyperion um 19:37:57 am 01.07.2007 editiert
Es ist enorm wichtig zu wissen, was ein Daktylus ist!
Viele hören sich die Texte von Eco (der selbsternannte König von Deutschland) oder von Sido an und meinen sie dürfen diese wie sich selbst ebenfalls Künstler nennen. Diese Militärgewehrmarschmusik hat überhaupt nichts mit Rhythmus, Metrum, Prosodie, Alliteration usw. zu tun. Brutal das Thema verfehlt, wenn Du zu glauben vermeinst, irgendeinen literarischen Anspruch mit dem "Gedichterlebnis", das Du, Malerin (toller Name) beschreibst und beschwörst, mit echter Lyrik, wie der Lord Byrons, zu vertauschen.
Von autodidaktischen, blind aktionistischen und im Leeren stochernden Gedichtmaßnahmen halte ich gar NICHTS.
Gruß
Hyperion
LX.C
Mitglied 1770 Forenbeiträge seit dem 07.01.2005
Viele hören sich die Texte von Eco (der selbsternannte König von Deutschland) oder von Sido an und meinen sie dürfen diese wie sich selbst ebenfalls Künstler nennen.
Was für Weisheiten du da sprichst! Bloß - habe ich irgendetwas dergleichen behauptet?
Zitat:
Brutal das Thema verfehlt, wenn Du zu glauben vermeinst, irgendeinen literarischen Anspruch mit dem "Gedichterlebnis", das Du, Malerin (toller Name) beschreibst und beschwörst, mit echter Lyrik, wie der Lord Byrons, zu vertauschen.
Habe ich denn einen "Anspruch" erhoben? In meinen Augen widersprechen sich "Gedichterlebnis" und "echte Lyrik" durchaus nicht, und wer z.B. mit den deutschen Romantikern vertraut ist, wird womöglich zu dem Schluss kommen, dass etliche "echte Lyriker" meine Meinung teilen.
Zitat:
Von autodidaktischen, blind aktionistischen und im Leeren stochernden Gedichtmaßnahmen halte ich gar NICHTS.
Was schlägst du vor? Jugendschutz auf Lyrik, und erst so weisen, in all das Top-Secret-Wissen über Daktylus & Co eingeweihten Erwachsenen wie dir den Zugriff gewähren?
Zitat:
Du, Malerin (toller Name)
Wo wir schon beim Thema literarische Allgemeinbildung sind - die letzte Homer-Lektüre liegt wohl auch schon einige Zeit zurück?!
Einen schönen Gruß...
PS: Danke immerhin für deine Meinung - leider hat ja sonst niemand hier wirklich etwas zu meiner Frage von sich gegeben---
Herr Aldi
Mitglied 106 Forenbeiträge seit dem 21.05.2005
Ich hatte immer eine Abneigung gegen dieses Auswendiglernen von Versbezeichnungen und sonstigen Fachbegriffen, auch jetzt im Studium noch. Würde mir so etwas Spaß machen, studierte ich jetzt wohl Maschinenbau oder Elektrotechnik, vielleicht auch Medizin, da muss man auch ganz viele Fachbegriffe auswendig lernen.
Ich sehe ja ein, dass dies zur wissenschaftlichen Arbeit mehr oder weniger notwendig ist, warum man Schülern damit jedoch den letzten Rest Begeisterung für Literatur nehmen bzw. sie statt einer Heranführung an die Lyrik lieber vor ihr abschrecken möchte, vermag ich nicht so recht zu verstehen. Wie entwürdigt man den Tod am besten? Indem man den Willen hinterlässt, im Sarg auf den Bauch gelegt zu werden. (Wolfgang Hildesheimer)
Der_Geist
Mitglied 952 Forenbeiträge seit dem 25.02.2007
als schon immer literaturinteressierter habe ich vor jahrzehnten das literarische "uni"-studium kurz nach beginn abgebrochen, weil es mir jegliche lust an der literatur nahm. dieser fremdbestimmte institutionelle kack. aetzend.
dies war ein persoenliches statement eines alten sackes.