Kenon
Mitglied 1499 Forenbeiträge seit dem 02.07.2001
Eröffnungsbeitrag
Abgeschickt am: 20.07.2006 um 10:26 Uhr
Was ist die Welt, was ist das Sein? Was heisst Denken? In welcher Beziehung stehen Sein und Denken zueinander? Warum irrt man sich? Warum irrt gerade ein Schriftsteller so viel, warum muss er seine Fehler auch noch dauerhaft festschreiben?
Zitat:
Die Welt des geschichtlichen Handelns [...] ist ein Gestrüpp, ein Dickicht, übersät mit mehr oder weniger bleichen Schatten, Zeichen und widersprüchlichen Botschaften, Lügen, Luftspiegelungen, Fetzen von Wahrheit, verrutschten Zeilen und Hindernissen jeder Art, die dem Fortschreiten des richtigen Denkens im Wege stehen.
Bernard-Henri Lévy: Sartre. Der Philosoph des 20. Jahrhunderts. München 2005, S. 448.
LX.C
Mitglied 1770 Forenbeiträge seit dem 07.01.2005
Keine direkte Antwort auf deine Frage, aber doch irgendwie passend:
[Quote]Man muss ganze Reihen von Menschen, wegen ihrer Unfähigkeit zur Anpassung, untergehen und andere, wegen ihres vorschnellen und bedingungslosen Kapitulierens vor jeder Wirklichkeit, verdorren und vertrocknen sehen, um die Gefahr, der jeder ausgesetzt ist und gegen die es wohl für jeden einen Weg der individuellen Rettung, nicht aber der apriorischen Erlöstheit gibt, zu ermessen. Aber es gibt solche Wege, und man sieht eine ganze Gemeinschaft von Menschen – einander helfend, wenn auch dabei mitunter Irrtümer und Verwirrung stiftend – diese Wege siegreich zu Ende gehen. [/Quote]
Lukács, Georg: Die Theorie des Romans, Luchterhand, Neuwied und Berlin 1963, S. 139.
Vielleicht spielt hier der Schriftsteller eine wichtige Rolle, das verdorren und vertrocknen aufzuhalten, egal ob er irrt oder nicht. Ein gedachter Irrtum ist besser als ein lethargisches Sein. .
kontuhr
Mitglied 7 Forenbeiträge seit dem 17.05.2007
*(...) dem Fortschreiten des richtigen Denkens im Wege stehen.* endet das benutzte Zitat, da stell ich mir doch zwangsläufig die Frage: Was ist bloß *richtiges Denken*?
*Warum irrt gerade ein Schriftsteller so viel, warum muss er seine Fehler auch noch dauerhaft festschreiben?*
Ich glaube nicht an eine Verfehlung, wenn der Schriftsteller seine Fehler fixiert, (jedes Handeln birgt ein Risiko zum Fehler, dafür sind wir Menschen) letztendlich ist es wichtig (oder unwichtig) wie schwer *die Fehler* wiegen und für wen!? Eine Korrektur ist doch nicht ausgeschlossen, es sei denn, er liegt bei den Würmern.
Der_Geist
Mitglied 952 Forenbeiträge seit dem 25.02.2007
Diese Nachricht wurde von kontuhr um 19:09:28 am 26.05.2007 editiert
Diese Nachricht wurde von kontuhr um 19:08:11 am 26.05.2007 editiert
Warum irrt man so viel?
Warum irrt gerade ein Schriftsteller so viel?
Ist es nicht so, dass der Irrtum immer einer "besseren Version" , einer "richtigen, wahren Alternative" bedarf, um überhaupt Irrtum zu sein?
Ist irren, welches einem bewusst wird, nicht dadurch ein Prozess, dem "Falschen" zu begegnen, denn ich weiß nur vom Irrtum, wenn ich vom Wahren weiß; der Irrtum somit als Beginn einer Entwicklung zum Wahren, nicht als Schlusspunkt.
Zweitens: Die Welt als Gestrüpp offenbart [mir] eine geheimnissvolle, märchenhafte Kraft; gerade weil vieles undurchschaubar ist, ist es wichtig, dass die Literatur versucht, vom wesentlichen zu sprechen und die Philosophie hingegen das Vorhandene denkt, erdenkt, entwirrt (...), jetzt bitte nicht die Philosophie als Instrument der Literaturwissenschaft verstehen :roleeys:
...es sind eben zwei sich ergänzende Verfahrensweisen. Zwei Heckenscheren, um tiefer zu gehen, als die Heckenoberfläche abschätzen lässt....
edit:
so als spontaner Vergleich.
Sorry, er ist schlecht ;)
Das reine Sein ist in der "Wissenschaft der Logik" etwas völlig anderes (im banalen Sinne) als das Da-Sein, das gediegenere Sein, nachdem das schiere Sein durch Werden (Nicht-Sein) abgelöst wurde und dieses sich selbst permanent vernichtet bestimmt es auf der anderen Seite qua Negation auch noch das Dasein (Nicht-Nicht-Sein). Zunächst einmal soviel.
Kafkas "Ihm (als Possessivpronomen) gehören" kann ich nicht erklären.