Was, das hat man wirklich einmal geschrieben? Ja, da steht es ja. Auwei, denkt man sich in seinem Zimmerlein und die Schamesröte steigt einem ins Gesicht. Wenigstens das sieht jetzt keiner – aber wie viele haben diesen Text gelesen? Jahrelang stand er im Netz, und hin und wieder hat man mit einem unguten Gefühl an ihn gedacht, bis man es nicht länger ertragen konnte, man hat ihn noch einmal gelesen und ist zur Tat geschritten, hat den Text endlich gelöscht. Jetzt ist er verschwunden, aber er verschwindet nicht aus dem Gedächtnis jener, die ihn gelesen haben mögen. Da ist er immer noch drin. Und dann passiert das Unwahrscheinliche genau an jenem Tag: Wochenlang hat diesen Text niemand mehr aufgerufen, jetzt sehe ich plötzlich Zugriffsversuche. Morgens probiert es jemand, und abends probiert es noch einer – oder es ist dieselbe Person, die gerade am Löschtag diesen meinen fürchterlichen Text lesen möchte. Aber es ist vorbei. Wenn man den Text aufrufen möchte, sieht man nur noch eine leere Seite, keine Fehlerseite, weil ich diesen Fall beim Programmieren gar nicht bedacht habe. Das kann ich ändern; dass der Text einmal existiert hat und von einigen Menschen gelesen wurde, leider nicht. Als ich ihn schrieb, fand ich ihn doch so gelungen! Ach, wäre es wenigstens nicht ich gewesen, der ihn geschrieben hat …