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Bei den Hunas in Herne
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Autor
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Thema: Bei den Hunas in Herne
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AlfredDietrich
Mitglied
2 Forenbeiträge seit dem 02.09.2014
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Eröffnungsbeitrag |
Abgeschickt am: 28.10.2014 um 12:12 Uhr |
Wir hatten einen Wochenendkurs und ich hatte wohl am Abend zuvor ein wenig zu tief ins Weinglas geschaut. Dementsprechend fühlte sich für mich der nächste Tag an. Das Thema dieses und des nächsten Tages war „Hypnose“. Nicht etwa um den Kursteilnehmern später den Griff in den Geldbeutel ihrer Patienten zu erleichtern, auch nicht um Betäubungsmittel zu sparen, sondern meinen doch etwas technologisch ausgerichteten Kollegen zu zeigen, dass es noch etwas jenseits der Zähne gibt, womit selbst die klassische Medizin bedauerlich wenig anzufangen weiß. Das sollte auch tatsächlich zutreffen. Allerdings etwas anders als selbst ich es erwartet hatte.
So saß ich am nächsten Morgen etwas benommen an meinem Laptop im Hintergrund des Vortrags-raumes, um die nächste Ausgabe unserer Zeitschrift vorzubereiten, als der Referent vorschlug, einen Versuch durchzuführen, den die hawaiianischen Hunas bei ihren Patienten anwendeten. Ich nehme zumindest an, dass sie dies an Patienten vornehmen, denn ich war dem Vortrag nicht ganz gefolgt, und ehrlich gesagt, wusste ich bis dato noch nicht, wer die Hunas überhaupt sind. Mit Hawaii konnte ich schon eher etwas anfangen.
Aber der Ort, an dem ich mich zu diesem Zeitpunkt befand, war eindeutig Herne, Sitz der Haranni-Akademie, und nicht Hawaii.
Der Referent, den ich ansonsten als eifrigen Verfechter der konventionellen Medizin kannte, schlug dann jenes Experiment vor, das mich doch sehr in Erstaunen versetzte, zumal es uns mit einem Ergebnis konfrontierte, mit dem wir alle nicht gerechnet hatten.
Nun sollte ich vielleicht noch hinzufügen, dass die Ärzte und Zahnärzte in den Hypnosefachgesell-schaften eifrig darum bemüht sind, den Pfad der wissenschaftlichen Tugend nicht zu verlassen – wobei sie allerdings bereitwillig zugeben, dass sie eigentlich nicht wissen was Hypnose wirklich ist. Das Abweichen von diesem Pfad verzeiht die heilige Mutter Universität überhaupt nicht. Zwar droht Andersdenkenden heute nicht mehr der Scheiterhaufen, aber ansonsten hält besagte Heilige Mutter samt ihres Sprösslings Wissenschaft schon einige Folterwerkzeuge, wenn auch ganz anderer Art, bereit. Doch darüber wollen wir jetzt nicht reden.
Nun zum Ablauf des Versuchs: Es sollten sich jeweils drei Personen zusammentun, wovon eine auf einem Stuhl Platz nehmen und die anderen zwei sich rechts und links neben ihr aufstellen sollten. Jede(r) der beiden Stehenden sollte eine Hand mit dem Handrücken in etwa fünf Zentimeter vom Ohr der sitzenden Person entfernt für ca. anderthalb Minuten ruhig halten. Ganz entspannt natürlich und möglichst ohne viel dabei zu denken. Nach Ende der Prozedur sollten sie die sitzende Person dann fragen, was sie dabei empfunden hätte – alles dem Anschein nach also nicht sehr aufregend.
Da nun aber die Aufteilung zu in Dreierteams nicht ganz aufging, bot ich meine Hilfe an, um das letzte Trio komplett zu machen. Ich gesellte mich zu zwei übriggebliebenen Kolleginnen, und der Versuch konnte beginnen. Nun ist das mit dem „Nichtdenken“ so eine Sache, und wenn man dazu noch einen dicken Kater hat, kommen einem dabei allerhand Gedanken. Die wären mir wohl besser nicht gekommen. Ich dachte so ganz ahnungslos: Du hast ja schon viel von Reiki gehört, so irgendetwas wie „die Kraft des Universums strömt durch deine Hand hindurch“ und ähnliches Zeug, von dem ich nicht so ganz überzeugt war. Also ließ ich dann den dementsprechenden Gedanken freien Lauf – was ich ja eigentlich nicht tun sollte.
Dummerweise hatte ich dabei nicht bedacht, dass diese Kraft vorher den Weg über meinen immer noch verkaterten Kopf nehmen sollte. Als ich dann nach Ablauf der anderthalb Minuten der Kollegin die Frage stellte, wie es ihr denn ergangen sei, konnte sie nur mühsam hervorbringen: Auf der Seite ihrer Partnerin sei nichts Wesentliches passiert, aber auf der mir zugewandten Seite seien ein unerklärlicher Schmerz und eine merkwürdige Spannung durch ihren Körper gegangen.
Während dieser kurzen Aussage wurde sie bereits zusehends blasser - und ich wohl auch. Und so bat ich den Referenten um Hilfe, erklärte ihm kurz, was geschehen war, und brachte die Kollegin, die bereits ein sehr geschwächten Eindruck machte, halb stützend nach vorn, damit die Kollegen zuschauen konnten, was nun geschehen sollte.
Der Referent versetzte die Dame durch eine spezielle Konfusionstechnik blitzschnell in Hypnose (auf diese Technik werde ich an anderer Stelle noch genauer eingehen). So weit, so gut. Aber was dann kam, hatten wir wohl alle nicht erwartet. Kurz nach Eintritt der Hypnose begann die Kollegin sich auf dem Stuhl, auf dem sie Platz genommen hatte, nach hinten zu krümmen, und zwar nur auf der Seite, an der ich sie auf zweifelhafte Weise „behandelt“ hatte. Die Krümmung war so grotesk stark, dass wir befürchteten, die Wirbelsäule könne brechen und ihr Stuhl drohte umzukippen. Dem Referenten gelang es als erfahrenem Hypnotiseur die Dame vergleichsweise rasch wieder in die Wirklichkeit zurückzuholen und so entspannte sie sich alsbald und sah nur noch etwas blass um die Nase aus. Was war da geschehen?
Ich weiß es nicht! Und die Kollegin wusste es auch nicht. Wissen Sie es? Wo war sie im Zeitraum ihrer hypnotischen Absenz? Warum bog sich ihr Rücken einseitig durch? Was hatten meine Gedanken während der anderthalb Minuten in der „Behandlung“ zuvor bewirkt?
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