mala
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Eröffnungsbeitrag |
Abgeschickt am: 07.01.2008 um 11:55 Uhr |
Katinka
Frohes Neues! Hier ist Dein Engel. Hast Du mich gleich an der Stimme erkannt? Ja?
Ist es nicht toll?
Neujahr 2008, 16.30 Uhr – ich warte auf 17.00 Uhr. Auf meine NDR-Lieblingssendung. Die halbe Stunde können wir noch telefonieren. Ich liebe Kochshows. So und nicht anders muss das neue Jahr beginnen! Ein Tausendsassa ist dieser Rainer, ein reiner Tausendsass, ja. Und ein prächtiges Exemplar der männlichen Spezies. Musst Du Dir mal angucken. Sei nicht sauer jetzt, bitte! Wir kennen uns persönlich, und das schon länger. Ich habe für unsere Tochter – also die aus meiner Ehe mit John – die Ausbildungsversicherung abgeschlossen, naja, und noch einige andere. Weil er mir so gut gefiel und so sagenhaft unterhaltsam erzählt. Hach, Rainer! Er kann noch so vieles Andere. Er würde Dir auch gefallen! Wie? Sicher nicht? Warum nicht? Du kennst ihn doch gar nicht!
Zum Beispiel war er seiner Zeit Pressesprecher der Stader Feuerwehr und beim Übungssprung neben das Tuch gefallen. Seitdem kocht er.
Und ich koche vor Wut, wenn John lacht und fragt, ob eigentlich auch alle Frauen mal bei der Feuerwehr waren. Er schätzt meine Kochkünste nicht wirklich und benimmt sich auch nach 18 Ehejahren noch wie ein Rüpel am Tisch oder wie ein Neandertaler; Besteck findet er ´unsinnig und unsinnlich´. Übrigens ist er Talkshowfan.
Wenn ich das alles vorher geahnt hätte, ich hätte ihn nie... Nein, also wenn Du mich fragst: Ich würde bei einer Zweitchance lieber den Günter oder den Eckart heiraten, schon allein wegen der Kochkünste. Ein Mann sollte eine Frau auch in diesem Metier zu verwöhnen wissen.
Aber natürlich stehe ich auch auf Dich! Warum rufe ich sonst an?
Weißt Du? Ich bin so auferegt. Gaumenschmaus bedeutet mir an einem hübsch gedeckten Tisch zu einem guten Glas Chablis größte Sinnesfreude. Eckart ist witzig. Ein witziger Kerl. Witzigmann. Nomen est Omen. Auch wir kennen uns schon, damals, in meiner Koks-Zeit, da lernte ich ihn durch eine Kontaktanzeige kennen: ´Pudernase sucht Schneeflocke´ – das weiß ich noch.
Er ist nicht in Talkshows zu sehen, aber ich kann mit Stolz behaupten: Ich kenne einen Professor und Kochweltmeister!
Endlich drängen sie die dummen Talkshows zurück, stampfen sie in Grund und Boden. Die Kochshows, meine ich. Das wurde Zeit! Mein Johnny hat diese Talkteile ja immer gern gesehen und ist so sauer und eifersüchtig, dass er nun schon zu Gerda, unserer langweiligsten Nachbarin geht, sicher, um über die Anderen im Haus zu reden, während ich mich mit allerlei Gemüse vergnüge: Mit Mohrrüben, Salatgurken, Rettichen... am liebsten, während ich Rainer zusehe. Klar denke ich auch an Dich dabei, Liebe.
Davon weiß natürlich John nichts. Er ist der festen Überzeugung, dass ich mit Leibgeschirr mehr als zufrieden sei – aber die Zeiten sind passe´. Okay, er bemüht sich, und wir haben schon auch damit noch einigen Spaß, aber es ist nicht mehr das Gelbe vom Ei. Nicht ohne sein Hugo Boss Dark Blue After Shave. Da macht mich tierisch an. Dann bin ich gern seine willige Stute. Deshalb hab ich ihm das auch zu Weihnachten wieder geschenkt – in braunem Wildlederbeutel; dazu nen Leoparden-Stringtanga. So gefällt er mir. Meist aber morgens. Wem reicht schon nur morgens? Abends rasiert er sich nicht, höchstens im Genitalbereich. Weißt Du was? Ich bring Dir auch mal dieses Rasierwasser mit! Wow! Das kommt auf Deiner Haut sicher affenscharf!
Und nun meint er also, er könne mich auch eifersüchtig stimmen, indem er zu Gerda flitzt. Gerda! Mit ihren Tapetenmusterröcken und Klopapierdesignblusen und ihrem Catharina-Valente-Hintern. Dass ich nicht lache!
Ich würd´ auch gern mal mit so ´nem Stürmischen wie dem Schumacher, dem einen oder dem anderen von denen, am besten im Auto. Hattest Du mal so einen? - obwohl ich nicht weiß, ob die überhaupt einparken können. Das sieht man ja nie wirklich im Fernsehen; ob die das beherrschen, meine ich. John jedenfalls... aber das ist ja nicht so schlimm. Wenn wir heutzutage irgendwohin fahren, tauschen wir kurz vor einer Parklücke die Plätze, und dann mach´ ich das eben.
Eigentlich sind wir ja auch glücklich, immer noch, irgendwie. Er lässt mich sein,wie ich bin, wenn Du weißt, was ich meine. Und früher, als ich noch keinen Führerschein hatte, da sind wir ja bloß in Wälder gefahren – Parklücken waren da sowas von egal. Es kam nur darauf an, wie bequem der Rücksitz war. - Ach Mensch, sei nicht wieder gleich grantig!
Naja, wenn ich überlege... was soll ich schon mit Kerlen, die ihre Füße an jeden Küchentisch stellen oder mit rasenden Schumachern? John sieht nur mich. Andere Frauen sind ihm gleich. Er guckt nicht wirklich hin. Er weiß schon, was er an mir hat. Auch, wenn er längst nicht alles über mich weiß. Nun lach nicht! Das ist gemein!
Fandest Du ihn nicht süß – wie er mich abgeholt hat von Dir – aus dem Revier? ´Jetzt steckst Du schon in ner Ausnüchterungszelle, mein Täubchen´ hat er mir mit wässrigem Blick zugeflüstert. Gelächelt hat er. Wie er Dich danach angeguckt hat! Ich hatte fast das Gefühl, er misstraut uns, er wittert, dass wir ... nee, das ist wohl nur das schlechte Gewissen, das mich da überkommen ist. Respekt hatte er allerdings vor Dir in der Uniform. Steht Dir auch klasse.
Oh Shit! Jetzt haben wir uns verquatscht. Meine Kochschow ist schon vorbei. Verdammt!
Klar sehen wir uns die Woche, Mistress. Ich lass´ mir was einfallen, damit es regelmäßig klappt. Ja, ich könnte behaupten, ich gehe zu einem Kochkurs! Cool!
Ich frag´ mich, wo er steckt.
Na gut. Tschüss erst mal. Bussi. Katinka
Es gibt nichts, was es nicht gäbe, und nichts ist weniger ergründbar als die Komplexität und der Facettenreichtum zwischenmenschlicher Beziehungen, und seien es Liebesbeziehungen.
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