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Literaturforum: Tragikomix und die AutoknackerInnen.


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Forum > Prosa > Tragikomix und die AutoknackerInnen.
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 Autor
 Thema: Tragikomix und die AutoknackerInnen.
Wittgenstein
Mitglied

20 Forenbeiträge
seit dem 30.07.2006

     
Eröffnungsbeitrag Abgeschickt am: 31.03.2007 um 13:56 Uhr

Tragikomix und die AutoknackerInnen. Auch: Das Unwohlsein in der Zeit.


Er schäumte, und das hatte seinen guten Grund: Waren doch Geister von irgendwoher aufgetaucht – sein inneres Auge verankerte die Dämonen sogleich in den östlichen Bereichen unserer europäischen Kontinentalkarte – und hatten ihm Dinge genommen; sie waren mit langen spitze Säbeln (und noch längeren Langfingern) gekommen – vor seinem inneren Augen tauchten sofort die Janitscharen vergangener Epochen auf, die über Europa hergefallen waren auf – und hatten ihm Dinge weggenommen. Dinge. Dinge. Dinge.
Sie waren nicht gekommen, um ihm zu schlagen. Sie waren nicht gekommen, um ihn zu treten, und doch fürchtete er sich. Wofür fürchtete er sich? Genau vor diesen Bildern, die vor seinem inneren Augen aufgetaucht waren und in einer Situation der persönlichen Bedrohtheit durch neblige Schemengestalten sich mit dem kollektiven Unwohlsein in der Zeit verknüpften. Böse Diebe – aus dem Osten. Böse Bankräuber – aus dem Osten. Böse Autoknacker – aus dem Osten. Das Böse aus dem Osten. Eine rein männliche Kategorie, weibliches Aktivpotential kennt unser zeitgemäßes, westliches Wohlfühlbild des Ostens ja nicht. Oder waren es doch in Burkas gehüllte afghanische Spezialistinnen gewesen, eingeflogen mit Ryan Air, um ihm seine Heavy-Metal-CDs zu stehlen?
Um sie Osama bin Laden dann auch noch vorspielen zu können – er würde darin abermals den westlichen Teufel erkennen – hatten naturgemäß auch sein Autoradio gestohlen. Er stand damit vor einem großem Problem, das nur in dieser Zeit entstehen konnte: Dass allgemeine Unwohlsein in der Zeit, konnte ihm für sein Unwohlsein in dieser Zeit kein Sinn- und Lösungsangebot offenbaren. Tragikomix – ein Kämpfer, der das Leben durchaus mit einem lachenden und einem weinenden Auge betrachten kann – stand damit vor einem großem Problem: Die Bilder, die vor seinem inneren Augen auftauchten, konnten die Situation nicht erklären. Obwohl gerade Ostern war, war der Osten an der Katastrophe weniger schuld.
Dinge hatten sie ihm genommen. Dinge, an denen sein Herz hing. Sie hatten Dinge einfach und brutal fortgerissen, die mit seinem Wohlfühlen in der Zeit engstens verknüpft gewesen waren. Wenn er das Auto startete und danach das Radio einschalten wollte, empfand das Auto Phantomschmerzen des Verlusts eines integralen Bestandteils seiner Daseinsberechtigung. Das Auto konnte Tragikomix, der es lenkte, nicht mehr in akustische Wohlfühlatmosphäre hüllen. Sie hatten ihm weniger CDs als diese Wohlfühl-Atmosphäre entwendet. Was würden sie mit dieser Wohlfühl-Atmosphäre wohl im Osten oder Afghanistan anfangen können? Moldawische Hehlerkönige sowie islamistische Terrorfürsten würden von schwedischem Death-Metal-Gehacke ja doch nur einen Hörsturz bekommen.
Also: Kein Sinn dort, wo kein Sinn ist. Tragikomix akzeptierte das und ging zu seinem Leben über.


ICH-AG. Hauptaktionäre Mami und Papi.
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mala
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128 Forenbeiträge
seit dem 03.12.2006

     
1. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 31.03.2007 um 16:24 Uhr

Hallo Wittgenstein,
ich habe meine Favoriten-Sätze in dieser Geschichte von Dir - oder soll ich sagen... in der über sein Befindlichkeit tragisch-komischen Reflexion eines gesellschaftlich ´verwestlichten´ Protagonisten, der nicht soooo ganz frei von Vorurteilen ist???
Nun gut - es sind außer dem letzten Satz auch diese:

.... einfach und brutal fortgerissen, die mit seinem Wohlfühlen in der Zeit engstens verknüpft gewesen waren. Wenn er das Auto startete und danach das Radio einschalten wollte, empfand das Auto Phantomschmerzen des Verlusts eines integralen Bestandteils seiner Daseinsberechtigung. Das Auto konnte Tragikomix, der es lenkte, nicht mehr in akustische Wohlfühlatmosphäre hüllen.

Schade finde ich allerdings, dass dieses wundervolle Wort ´Wohlfühlatmosphäre´ sich dann mehrere Male noch wiederholt, besser hätte ich gefunden, Du hättest Synonyme gefunden, die auch ähnliche Stimmung im Kontext Deiner Geschichte erzeugt.
Insgesamt habe ich das allerdings gern gelesen :)
Gespannt auf mehr und
mit Grüßen
mala


Es gibt nichts, was es nicht gäbe, und nichts ist weniger ergründbar als die Komplexität und der Facettenreichtum zwischenmenschlicher Beziehungen, und seien es Liebesbeziehungen.
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Wittgenstein
Mitglied

20 Forenbeiträge
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2. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 31.03.2007 um 21:46 Uhr

Liebe Mala,
danke für deine Antwort,
du hast Recht;

lg Tragikomix


ICH-AG. Hauptaktionäre Mami und Papi.
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mala
Mitglied

128 Forenbeiträge
seit dem 03.12.2006

     
3. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 31.03.2007 um 22:19 Uhr

Ooooh :-)
Du ´unterschreibst´ mit dem Namen des Protagonisten? *lach*
Darüber muss ich jetzt erst mal grübeln ;)


Es gibt nichts, was es nicht gäbe, und nichts ist weniger ergründbar als die Komplexität und der Facettenreichtum zwischenmenschlicher Beziehungen, und seien es Liebesbeziehungen.
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Wittgenstein
Mitglied

20 Forenbeiträge
seit dem 30.07.2006

     
4. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 31.03.2007 um 22:31 Uhr

mach dir keinen kopf;

lg Wittgenstein


ICH-AG. Hauptaktionäre Mami und Papi.
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mala
Mitglied

128 Forenbeiträge
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5. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 31.03.2007 um 23:10 Uhr

Nö-hö :)
Ich bin eh kopflos.


Es gibt nichts, was es nicht gäbe, und nichts ist weniger ergründbar als die Komplexität und der Facettenreichtum zwischenmenschlicher Beziehungen, und seien es Liebesbeziehungen.
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