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Literaturforum: Mauricio Botero - Don Ottos Klassikkabinett


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 Thema: Mauricio Botero - Don Ottos Klassikkabinett
WalterE
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Das ist WalterE

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Eröffnungsbeitrag Abgeschickt am: 16.08.2009 um 11:24 Uhr

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Musik-Poesie im CD-Laden

Eigentlich ist «Don» Otto Roldán bloss ein unscheinbarer CD-Verkäufer, der im «Chapinero», einem belebten Viertel im Nordosten von Kolumbiens Hauptstadt Bogotá, und zwar gleich gegenüber der Kirche «Nuestra Señora de Lourdes», gemeinsam mit seiner treuen Gehilfin Adela einen offenbar gutgehenden Musikladen betreibt. In diesem seinem Hort zur Musikalischen Einkehr, genannt La Caja de Música» (Die Musikschachtel), empfängt Don Otto nun tagtäglich Fremde, Käufer, Leute, Menschen: «Schweigsame, harmonische, atonale oder misstönende Menschen kommen hier vorbei. Auf der Suche nach den großen Werken bevölkern sie die Partitur des Lebens.»
Und da trifft er sie denn alle, die schrillen Choleriker oder stillen Melancholiker, die diskutierfreudigen Intellektuellen oder maulfaulen Bauern, die kulturbeflissene Lehrerin oder die versnobte Direktorenfrau, den ausgeflippten Teenager oder den korrekten Buchhalter – und was der Stereotypen mehr sind.
Denn ums psychofiligrane Zeichnen von Figuren geht’s in diesem kunterbunten Botero-«Kabinett» der Personen und Stücke nicht so sehr als vielmehr darum, wie alle diese Gebildeten oder Doofen, Neugierigen oder Gelangweilten, Hoffnungsvollen oder Leidenden, Erfolgreichen oder Gestrandeten mit Musik agieren, auf Musik reagieren – und damit über sich und die Werke und das un-erhörte Dazwischen eine erstaunliche Menge preisgeben.

Mauricio Botero ist in diesem «Klassikkabinett» ein Virtuose des szenischen Kontrasts und der frappanten Skurillität ebenso wie der (musik-)ästhetischen Reflexion und des entlarvenden Dialogs, ein Meister der buchstäblich leisen Töne, doch auch des schockierenden Paukenschlages. Keines seiner Kapitel ohne Humor, ja Sprachwitz, aber auch keines ohne feingewogenen Hintersinn – sei’s nun der «besprochenen» Musikstücke, sei’s der «behandelten» Menschen. Der kleine CD-Laden des Don Otto gerät so zum Abbild eines wahren kulturgeschichtlichen Kosmos’, auch wenn es sich bei den vielen zitierten Tonwerken von Händel bis Bartok um ausnahmslos sehr berühmte Stücke handelt, denen diese «Neuentdeckung» durch Don Ottos Klassik- bzw. Horrorkabinett höchst gut tut (und welche die Lektüre auch für musikalische Laien sehr zum Gewinn macht!).

Mauricio Botero, Don Ottos Klassikkabinett, sverlag, 188 Seiten, ISBN 978-3293004092

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