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Autor
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Thema: Was macht Lyriker aus?
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Kenon
Mitglied
1482 Forenbeiträge seit dem 02.07.2001
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Eröffnungsbeitrag |
Abgeschickt am: 01.11.2007 um 10:28 Uhr |
Was macht Lyriker aus? Diese Frage scheint nie treffender beantwortet worden zu sein als von Sören Kierkegaard am Anfang seines sogenannten Lebensfragments "Entweder-Oder".
Zitat:
Was ist ein Dichter? Ein unglücklicher Mensch, der heiße Schmerzen in seinem Herzen trägt, dessen Lippen aber so geartet sind, daß, während Seufzer und Geschrei ihnen entströmen, diese dem fremden Ohr wie schöne Musik ertönen. Es geht ihm, wie einst jenen Unglücklichen, die in Phalaris´ Stier durch ein sacht brennendes Feuer langsam gemartert wurden, deren Geschrei nicht bis zu den Ohren des Tyrannen dringen konnte, ihn zu erschrecken: ihm klangen sie wie heitere Musik. Und die Leute umschwirren den Dichter und sprechen zu ihm: »Sing uns bald wieder ein Lied;« das heißt: mögen neue Leiden deine Seele martern, und mögen deine Lippen bleiben, wie sie bisher gewesen; dein Schreien würde uns nur ängsten, aber die Musik, ja, die ist lieblich. Und die Rezensenten treten herzu und sprechen: So ist es richtig; so soll es gehen nach den Regeln der Ästhetik. Nun, das versteht sich, ein Rezensent gleicht einem Dichter auf ein Haar, nur dass er nicht die Pein im Herzen, nicht die Musik auf den Lippen hat. Siehe, darum will ich lieber Schweinehirte sein auf Amagerbro und von den Schweinen verstanden werden, als Dichter sein und von den Menschen mißverstanden werden.
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Franklin Bekker
Mitglied
98 Forenbeiträge seit dem 09.01.2005
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1. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 01.11.2007 um 10:38 Uhr |
Kierkegaard kennt nur Goethe! Ich habe keine Ahnung ob es DAS Kriterium für den Lyriker gibt deshalb... Versuche, Brainstorm:
Dichter ist jemand, der seine Identität oder dessen Identität darin gesehen wird, dass er Dinge mit Sprache macht, die als Zeichen von Dichtung verstanden werden können.
Der Dichter benutzt eine Form des Sagens, deren Qualität ihren Ausdruck nicht im Gesagten, sondern im Wie-des-Sagens hat.
Dichter ist ein Missverständnis, Lyriker auch. Als gäbe es Lyrik. Sich als Lyriker z verstehen heißt doch schon um des Dichtens willen zu dichten. Dichtung hat aber einen Gegestand um den es ihr geht. Bei jedem Dichter ein anderer, mehrere verschiedene Gegenstände... lyrisch über etwas zu sprechen ist eine Besondere Form des Begehrens, Ablehnens, beanspruch für den Gegenstand einen besonderen Platz im Nachdenken, reinigt den Gegenstand, erhebt ihn.
Jemand der eine Zeiteinheit mit interessantem Laut/Buchstabenmaterial füllt.(frei nach jandl)
Komm schon, gieß mich in Bronze!
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LX.C
Mitglied
1770 Forenbeiträge seit dem 07.01.2005
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2. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 02.11.2007 um 12:53 Uhr |
[Quote]Siehe, darum will ich lieber Schweinehirte sein auf Amagerbro und von den Schweinen verstanden werden, als Dichter sein und von den Menschen mißverstanden werden[/Quote]
Wenn du das so treffend findest, dann fällt dir das reichlich früh ein. Ich persönlich finde es schade, wenn man sich im Nachhinein derart von einem ausgeprägten lyrischen Werk distanziert, wie du es einst geschaffen hast.
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LX.C
Mitglied
1770 Forenbeiträge seit dem 07.01.2005
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3. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 02.11.2007 um 13:05 Uhr |
Was das Wort Dichtung anbelangt, muss man festhalten, dass dieser Begriff in keinem anderen Land so undifferenziert ist wie in Deutschland. Denn bereits seit dem ausgehenden 18. Jh. ist hier auch die Prosa mit einbezogen. Ein Dichter kann somit ebenfalls auch als Prosaist verstanden werden. Spricht Kierkegaard nun also vom Dichter oder vom Lyriker?
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klauswachowski
Mitglied
8 Forenbeiträge seit dem 26.01.2006
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4. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 12.01.2008 um 20:11 Uhr |
Nach Jahren herausgefunden:
Ein Dichter ist so etwas wie ein Fußballer:
Du erkennst den Fußballer, wenn ein Ball auf die Straße rollt,
den Dichter, wenn das Wort eine Tür öffnet.
Der Fußballer hat nicht immer das Interesse, in der ersten Liga zu spielen, ist oft grottenschlecht. Aber Fußballer.
Der Dichter, die Dichterin hat nicht immer das Interesse....
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Der_Geist
Mitglied
952 Forenbeiträge seit dem 25.02.2007
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5. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 12.01.2008 um 21:45 Uhr |
Lyriker macht aus, dass man ihr Geschriebenes zur Lyra trällern hauchen sprechen denken kann.
Also so etwa: oh hi honey...
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Der_Geist
Mitglied
952 Forenbeiträge seit dem 25.02.2007
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6. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 12.01.2008 um 22:11 Uhr |
Addendum: Das! is noch besser: 2 rote, moderne Lyras/Lyren, und dann dieser Text:
"Gib mir all deine Liebe"
Geht´s noch lyrischer?
DAS ist Lyrik!
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klauswachowski
Mitglied
8 Forenbeiträge seit dem 26.01.2006
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7. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 14.01.2008 um 21:30 Uhr |
Zitat:Addendum: Das! is noch besser: 2 rote, moderne Lyras/Lyren, und dann dieser Text:
"Gib mir all deine Liebe"
Geht´s noch lyrischer?
DAS ist Lyrik!
nur noch bei Hansi Hinterseer!
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Arjuna
Mitglied
485 Forenbeiträge seit dem 27.02.2007
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8. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 15.01.2008 um 14:12 Uhr |
Heutzutage gibts keine echten Lyriker mehr - höchstens Stadtlyrotiker
- Ich bin nicht immer meiner Meinung - Paul Valéry
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annahome
Mitglied
720 Forenbeiträge seit dem 19.06.2007
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9. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 15.01.2008 um 22:00 Uhr |
gute frage
was sind echte lyriker?
das ist eine ernstgemeinte frage.
gruß anafraag
statt kulturarmut - mut zur stadtkultur
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