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Literaturforum: Dezember 2022


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 Thema: Dezember 2022
Kenon
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Eröffnungsbeitrag Abgeschickt am: 03.12.2022 um 18:36 Uhr

Viele Jahre habe ich kaum Lyrik gelesen, schon gar keine Autoren, die ich nicht zuvor schon kannte und deren Werke ich nicht bereits besaß. Momentan lese ich aber sehr viel Lyrik, ich bin offener für Neues, aber natürlich ist nur wenig zu entdecken, was mich wirklich umhaut. Trotzdem macht diese Suche Freude. Zum Beispiel gehe ich die Gedichte in zwei Anthologien vergleichsweise durch, die beide «Lyrik in der DDR» heißen. Die erste erschien im Jahr 1976 in der DDR, die zweite bei S. Fischer im Jahr 2009.
Gibt es Überschneidungen? Es wird sich herausstellen.

Außerdem wieder hervorgeholt habe ich den ollen Johannes R. Becher. Es ist ja enorm, was er als Vollzeit-Dichter an Quantität produziert hat. Natürlich ist es häufig nur Massenware, bei der man nach dem Lesen eines Textes kaum noch weiß, wovon er "handelt". Trotzdem besaß Becher großes Talent.
Angekommen bin ich jetzt im Jahr 1919, los ging es 1911. So viel von Becher chronologisch am Stück zu lesen, ist auch etwas ermüdend. Wenn ich zum Jahr 1922 aufgeschlossen habe, könnte ich die Textproduktion mit einem Versatz von 100 Jahren langsamer nachlesen.

Außerdem auf dem Lesetisch diese oft munteren Verse:
Arno Holz – Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.

Zitat:

Denn süss klingt mir die Melodie
Aus diesen zukunftsschwangern Tönen;
Die Hämmer senken sich und dröhnen:
Schau her, auch dies ist Poesie!

Sie kehrt nicht nur auf ihrem Gang
In Wälder ein und Wirthshausstuben,
Sie steigt auch in die Kohlengruben
Und setzt sich auf die Hobelbank.

Auch harft sie nicht als Abendwind
Nur in zerbröckelten Ruinen,
Sie treibt auch singend die Maschinen
Und pocht und hämmert, näht und spinnt.

Sie schaukelt sich als schwanker Kahn
Im blauen schilfumkränzten Weiher,
Sie schlingt den Dampf ums Haupt als Schleier
Und saust dahin als Eisenbahn.

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