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Literaturforum: September 2014


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 Thema: September 2014
Kenon
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Eröffnungsbeitrag Abgeschickt am: 31.08.2014 um 12:53 Uhr

David Satter - Darkness at dawn
Satter schildert den Übergang des ideologisch geprägten Verbrecherstaates Sowjetunion in den von Putin geführten Verbrecherstaat der Russischen "Föderation". Er vertritt unter anderem die These, dass der FSB Ende der 90er Jahre die Sprengstoffanschläge auf Wohnhäuser, bei denen 300 Menschen ums Leben kamen, selbst ausgeführt hat, um dem bis dahin unbekannten Putin an die Macht zu verhelfen und den zweiten Tschetschenienkrieg legitimieren und beginnen zu können. Das alles scheint sehr plausibel bewiesen. Menschenleben zählen in Russland nichts, wie man nicht nur an der Art, wie dort "Bisnjeß" gemacht wird, sehen kann.

James Billington - Icon and Axe: An Interpretative History of Russian Culture
Ein ambitioniertes Werk, in Teilen veraltet und falsch, da es auch aus sowjetischen Quellen schöpft, die im Sinne des russischen Imperialismus den ukrainischen Beitrag zur russischen Kultur kleinreden, dennoch ein wichtiges Unternehmen, um das Fremde und trotz allem Faszinierende besser verstehen zu können (ich denke dabei an Dostoyevsky oder Shostakovich, nicht an russische Soldaten, Panzer und BUK-Systeme).

Paul Carell - Unternehmen Barbarossa
Paul Carell, eigentlich Paul Schmidt, hat mit seinen Bestsellern, die den Zweiten Weltkrieg aus deutscher Perspektive schildern, über Jahrzehnte einen maßgeblichen Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung der Rolle der Wehrmacht ausgeübt. Er schafft es, sich auf über 500 Seiten über Judenverfolgung und Vernichtungskrieg auszuschweigen, indem er seinen Blick auf die herkömmlichen Militäroperationen verengt. Gab es nicht einen Kommissarbefehl, der helfen sollte, die bolschewistische Weltanschauung auszulöschen? Bei Carell habe ich davon bisher noch nicht gelesen. Wie der spätere Kampf gegen den Sowjetkommunismus im Kalten Krieg gezeigt hat: Eine Weltanschauung besiegt man nicht allein mit militärischen Waffen, man muss unter anderem auch eine verheißungsvollere Alternative anbieten können: I´ve got a lust for life (oooh).

Robert D. Kaplan - The Revenge of Geography
Kaplan möchte dem geopolitischen Denken zu neuer Stärke verhelfen, indem er zu beweisen versucht, dass dessen Annahmen gültig sind. Sicherlich lassen sich nicht all seine Argumente schnell vom Tisch wischen, dennoch ist eine Denkweise, die sich zu sehr auf geopolitische Deutungen beschränkt, gefährlich und sogar menschenverachtend, wie man gerade in unseren Tagen sieht. Die geographischen Eigenschaften eines Territoriums mögen ein Basisfaktor des Lebens sein, aber als Menschen sollte es uns vor allem um seine Einwohner gehen: Haben sie ein detailreiches Alltagsleben oder darf man sie auf das reduzieren, was man noch aus 10, 20 Kilometern Höhe sieht?
Andererseits kann Kaplan helfen, geopolitisch motivierte Täter, z.B. Russland oder dessen Apologeten, besser zu verstehen: Warum zu viel Land noch nicht genug ist, warum Russland über die Jahrhunderte bis auf den heutigen Tag seine Nachbarn überfällt und beherrschen will. Aber es ist ja nicht nur mit Territorium so: Je mehr ich besitze, um so mehr kann ich verlieren, und aus Angst vor dem Verlust möchte ich noch mehr besitzen, weil ich glaube, mich so schützen zu können. So wird der Angriff zu meiner besten Verteidigung. Ich bin Gefangener meines Reichtums.

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