1
In süßen Spielen unter nun gegangen
Sind Liebchens Augen, und sie atmet linde,
Stillauschend sitz ich bei dem holden Kinde,
Die Locken streichelnd ihr von Stirn und Wangen.
Ach! Lust und Mond und Sterne sind vergangen,
Am Fenster mahnen schon die Morgenwinde:
Daß ich vom Nacken leis die Arme winde,
Die noch im Schlummer lieblich mich umfangen.
O öffne nicht der Augen süße Strahle!
Nur einen Kuß noch - und zum letzten Male
Geh ich von dir durchs stille Schloß hernieder.
Streng greift der eis'ge Morgen an die Glieder,
Wie ist die Welt so klar und kalt und helle -
Tiefschauernd tret ich von der lieben Schwelle.
2
Ein zart Geheimnis webt in stillen Räumen,
Die Erde löst die diamantnen Schleifen,
Und nach des Himmels süßen Strahlen greifen
Die Blumen, die der Mutter Kleid besäumen.
Da rauscht's lebendig draußen in den Bäumen,
Aus Osten langen purpurrote Streifen,
Hoch Lerchenlieder durch das Zwielicht schweifen -
Du hebst das blühnde Köpfchen hold aus Träumen.
Was sind's für Klänge, die ans Fenster flogen?
So altbekannt verlocken diese Lieder,
Ein Sänger steht im schwanken Dämmerschein.
Wach auf! Dein Liebster ist fernher gezogen,
Und Frühling ist's auf Tal und Bergen wieder
Wach auf, wach auf, nun bist du ewig mein!
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