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Archiv klassischer Werke


 
Nachtmusikanten
Clemens von Brentano
Hier sind wir arme Narrn
Auf Plätzen und auf Gassen,
Und thun die ganze Nacht
Mit unsrer Musick passen.

Es giebt uns keine Ruhe
Die starke Liebes-Macht,
Wir stehen mit dem Bogen
Erfroren auf der Wacht;

Sobald der helle Tag
Sich nur beginnt zu neigen,
Gleich stimmen wir die Laut,
Die Harfen und die Geigen.

Mit diesen laufen wir
Zu mancher Schönen Hauß,
Und legen unsern Kram,
Papier und Noten aus.

Der erste gibt den Tackt,
Der andre bläßt die Flöten,
Der dritte schlägt die Pauck',
Der viert stößt die Trompeten.

Ein andrer aber spielt
Theorb und Galischan
Mit gar besonderen Fleiß,
So gut er immer kann.

Wir pflegen auch so lang
An einem Eck zu hocken,
Bis wir ein schön Gespenst
Hin an das Fenster locken;

Da fängt man alsbald an
Vor der Geliebten Thür
Verliebte Arien
Mit Pausen und Suspir.

Und sollten vor der Wacht
Wir endlich weichen müssen,
So macht man statt der Händ',
Die Läufe mit den Füßen.

Und also treiben wirs
Oft durch die lange Nacht,
Daß selbst die ganze Welt
Ob unsrer Narrheit lacht.

Ach schönste Phillis hör
Doch unser Musiciren,
Und laß uns eine Nacht
In deinem Schoos pausiren.




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