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Die Nonne
Clemens von Brentano
Stund ich auf hohen Bergen
Und sah wohl über den Rhein,
Ein Schifflein sah ich fahren,
Der Ritter waren drey,

Der jüngste, der darunter war,
Das war ein Grafensohn,
Hätt' mir die Eh versprochen,
So jung als er noch war.

Er that von seinem Finger herab,
Ein Ringlein von Golde so roth:
»Nimm hin, du Hübsche, du Feine,
Trag ihn nach meinem Tod!«

»Was soll ich mit dem Ringlein thun,
Wenn ichs nicht tragen darf?«
»Ey sag, du hasts gefunden,
Draussen im grünen Gras!«

»Ey das wäre ja gelogen,
Stünd mir gar übel an,
Viel lieber will ich sagen:
Der jung Graf wär mein Mann.«

»Ey, Jungfer, wärt ihr ein wenig reich,
Wärt ihr ein edler Zweig,
Fürwahr ich wollt euch nehmen,
Wir wären einander gleich!«

»Und ob ich schon nicht reiche bin,
Aller Ehren bin ich voll.
Meine Ehr will ich behalten,
Bis daß meins Gleichen kommt.«

»Kommt aber deines Gleichen nicht,
Was fängst du darnach an?«
»Darnach geh ich in das Kloster,
Zu werden eine Nonn'.«

Es stund wohl an ein Vierteljahr,
Dem Grafen träumts gar schwer,
Als ob sein herzallerliebster Schatz
Ins Kloster zogen wär.

»Steh auf, steh auf, lieb Reitknecht mein!
Sattel mir und dir ein Pferd,
Wir wollen reiten über Berg und Thal,
Das Mädel ist alles werth.«

Und als sie vor das Kloster kamen,
Sie klopften ans hohe Haus:
»Komm' raus, du Hübsche, du Feine,
Komm nur ein wenig raus.«

»Was soll ich aber draussen thun?
Hab ich ein kurzes Haar!
Mein Haar ist abgeschnitten,
Es ist vergangen ein Jahr.«

Der Graf entsezt sich in der Still,
Saß da auf einem Stein',
Er weint die hellen Thränen,
Konnt sich nicht wieder freun.

Mit ihren schneeweissen Händelein
Gräbt sie dem Grafen ein Grab,
Aus ihren schwarzbraunen Aeugelein
Sie ihm das Weihwasser gab.

So muß es allen Junggesellen gehn,
Die trachten nach großem Gut!
Sie hätten als gern schöne Weiber,
Sind aber nicht reich genug.




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