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Stadtratte und Landratte
Jean de la Fontaine
Stadträttlein lud einst zum Feste
Und zu Tisch, auf hoch und fein
Fette Ortolanen-Reste,
Landrättlein gar höfisch ein.

Auf dem türk’schen fein gewebten
Teppich stand das Mahl bereit,
Und die beiden Freunde lebten
Lustig und in Herrlichkeit.

Man genoss in vollen Zügen,
Köstlich mundete der Schmaus;
Plötzlich, mitten im Vergnügen,
Wurden sie gestört – o Graus!

Klang es nicht, als ob was krachte? –
Hei, wie Stadträttlein in Hast
Gleich sich aus dem Staube machte!
Schleunigst folgt ihm nach der Gast.

Blinder Lärm nur war’s. Es wandern
Beide wieder in den Saal,
Und Stadträttlein spricht zum andern:
„Setzen jetzt fort das Mahl!“

„Danke sehr!“, spricht jenes, „Morgen
Komm zu mir aufs Land hinaus.
Kann dir freilich nicht besorgen
Dort so königlichen Schmaus.

Einfach nur, doch unbeneidet,
Voller Sicherheit bewusst,
Speis ich dort. Pfui solcher Lust,
Die durch Furcht mir wird verleidet!“



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