Über dichtung Stefan George In der dichtung – wie in aller kunst-bethätigung ist jeder der noch von der sucht ergriffen ist
etwas "sagen" etwas "wirken" zu wollen nicht einmal wert in den vorhof der kunst einzutreten.
Jeder widergeist jedes vernünfteln und hadern mit dem leben zeigt auf einen noch ungeordneten
denkzustand und muss von der kunst ausgeschlossen bleiben.
Den wert der dichtung entscheidet nicht der sinn (sonst wäre sie etwa weisheit gelahrtheit)
sondern die form d.h. durchaus nichts äusserliches sondern jenes tief erregende in maass und klang
wodurch zu allen zeiten die Ursprünglichen die Meister sich von den nachfahren den künstlern
zweiter ordnung unterschieden haben.
Der wert einer dichtung ist auch nicht bestimmt durch einen einzelnen wenn auch noch so
glücklichen fund in zeile strofe oder grösserem abschnitt. die zusammenstellung das verhältnis
der einzelnen teile zu einander die notwendige folge des einen aus dem andern kennzeichnet
erst die hohe dichtung.
Reim ist bloss ein wortspiel wenn zwischen den durch den reim verbundenen worten
keine innere verbindung besteht.
Freie rhythmen heisst so viel als weisse schwärze, wer sich nicht gut im rhythmus bewegen kann
der schreite ungebunden.
Hinweis: Sollte der
obenstehende Text wider unseres Wissens nicht frei von
Urheberrechten sein, bitten wir Sie, uns umgehend darüber zu
informieren. Wir werden ihn dann unverzüglich entfernen.