Biographien Rezensionen Diskutieren im versalia-Forum Das versalia.de-Rundschreiben abonnieren Service für Netzmeister Lesen im Archiv klassischer Werke Ihre kostenlose Netzbibliothek

 


Archiv klassischer Werke


 
Meine Grablegung
Ernst Moritz Arndt
Wann ich gestorben, schlagt den schwarzen Mantel
Um meinen morschen Leib, wie er verschlissen.
Ihr wißt, warum: die Sünde, die Tarantel,
Hat mich in grüner Jugend scharf gebissen.
Drum mußt' ich taumelnd in dem tollen Tanze,
Der Leben heißt, durch böse Irren schweifen,
Am Becher wilder Lust, am bunten Kranze
Der Thorheit wie an Blumen mich vergreifen.
Wie sollt' ich anders denn vor Gott erscheinen
Am jüngsten Tag als trauernd und zerrissen?
Ach! mein Gefolg, mein Engel, der wird weinen
Und mein Vertrauter zagen, mein Gewissen.
So sprach ich. Und mein Töchterlein das feine
Wischt' aus den Augen sich die hellen Zähren:
»Vater, diese Farben sind nicht deine;
Wie kommst du auf die alten Heidenmären?
Ich weiß es besser, wie wir dann dich kleiden:
Dein Leichentuch muß grün sein, und ein rotes
Herz auf dein Herz genäht: denn diese beiden,
Das Grün und Rot verkünden nichts Gedrohtes.
Die frohen Christenfarben sollst du nehmen
Mit grünem Christenglauben in die Erde.
Was spielst du so mit wüsten Heidenschemen,
Verzerrt durch Grauen der düstern Nachtgebärde?«
So winkte mich das Kind zur Himmelspforte
Zurück, zurück zum Grün, zum grünen Hoffen,
Zurück zum Rot, zu dem, des Wunden offen
Geblutet an dem Kreuz, zum Liebeshorte.
Drum, wann ich sterbe, sollt ihr grün mich kleiden,
Ein rotes Herz mir näh'n auf Herzensstelle:
Grün ist das Wort vom Christ und rot die Welle,
Die eine schwarze Welt gesühnt durch Leiden.



Hinweis: Sollte der obenstehende Text wider unseres Wissens nicht frei von Urheberrechten sein, bitten wir Sie, uns umgehend darüber zu informieren. Wir werden ihn dann unverzüglich entfernen.

 

Anmelden
Benutzername

Passwort

Eingeloggt bleiben

Neu registrieren?
Passwort vergessen?

Neues aus dem Forum


Gedichte von Georg Trakl

Verweise
> Gedichtband Dunkelstunden
> Neue Gedichte: fahnenrost
> Kunstportal xarto.com
> New Eastern Europe
> Free Tibet
> Naturschutzbund





Das Fliegende Spaghettimonster

Ukraine | Anti-Literatur | Datenschutz | FAQ | Impressum | Rechtliches | Partnerseiten | Seite empfehlen | RSS

Systementwurf und -programmierung von zerovision.de

© 2001-2024 by Arne-Wigand Baganz

v_v3.53 erstellte diese Seite in 0.010457 sek.