Biographien Rezensionen Diskutieren im versalia-Forum Das versalia.de-Rundschreiben abonnieren Service für Netzmeister Lesen im Archiv klassischer Werke Ihre kostenlose Netzbibliothek

 


Archiv klassischer Werke


 
Drei Trostlieder aus dem Sommer von 1819
Ernst Moritz Arndt
                           1.
Es war einst ein Wahn mir gekommen,
Ein Wahn, und, besinn' ich mich recht,
Ich hörte von Paulus dem Frommen,
Der Mensch sei von Göttergeschlecht,
Es hat's der Apostel verkündet:
So weit diese Kugel sich ründet,
Soll walten ein ewiges Recht.
So weit diese Kugel sich ründet,
So weit nur erklungen das Wort,
So weit es die Geister verbindet,
Verpfändet dem himmlischen Hort,
Verpfändet unsichtlichen Reichen,
Soll knechtischer Frevel erbleichen!
Es bläst ihn das mächtige fort.
Drum mutig! die Losung soll gelten!
Wer mag vor dem starken bestehn?
Es schafft die unendlichen Welten
Und läßt sie wie Flocken verwehn –
Drum mutig des Zorns und der Rede!
Drum mutig der heiligen Fehde!
Wir siegen, auch wenn wir vergehn.
Drum mutig! die Freiheit soll leben!
Und leben das ewige Recht!
Es blüht als das Leben im Leben
Und adelt den König und Knecht.
Wie viel sie auch flittern und flunkern,
Wie viel sie auch gaukeln und junkern,
Doch sieget das ewige Recht.
 
                           2.
Komm, Geist! und zieh dich stählen an!
Komm Herz! und laß dich eisern kleiden!
Es rüste sich was streiten kann
Auf harten Krieg und schwere Leiden!
Komm, Stolz! und fasse das Panier!
Laß wehn die Fahnen! wehn zum Himmel!
Das rechte Bleiben ist nicht hier,
Drum wirf dich mutig ins Getümmel!
Komm, Hoffnung, auch! es soll dein Grün,
Dein Maigrün, rosenrot sich färben,
Noch einmal sollst du herrlich blühn,
Und dann gleich roten Rosen sterben.
So ist der Krieg, so ist der Zorn,
Und in der Mitte gar kein Bleiben:
Wer lechzet Strom zu sein, der Born
Muß kühn als Dunst von Felsen stäuben.
So alles dran! so alles drein!
Und setzt das Kleine für das Große!
Gott aber soll der Würfler sein!
Er kennet die Millionen Lose.
So alles dran! so alles drein!
Und setzt das Kurze für das Lange.
Gott aber soll der Würfler sein!
Bei dieser Schanzung seid nicht bange.
 
               3.
Wo ist der Geist,
Der mildlich fleußt
In Lieb' und Sehnen?
Der Geist der fromm und still
Was Gott will immer will?
Der lächelt aus Thränen?
Wo ist der Geist,
Der Tröster heißt?
Der Stolze, Freie?
Durch den der Jammer Psalm,
Speer wird der dünne Halm,
Das Lämmchen ein Leue?
Wo ist der Geist,
Vor dem vergleißt,
Was trügisch blinket?
Der Geist des tiefsten Borns,
Aus dem die Glut des Zorns
Kein irdischer trinket?
Dies ist der Geist,
Den fromm verheißt
Sehnsucht und Liebe.
Geh aus, o Morgenstern!
Komm, funkle, Geist vom Herrn!
Komm, Leuchte der Triebe!



Hinweis: Sollte der obenstehende Text wider unseres Wissens nicht frei von Urheberrechten sein, bitten wir Sie, uns umgehend darüber zu informieren. Wir werden ihn dann unverzüglich entfernen.

 

Anmelden
Benutzername

Passwort

Eingeloggt bleiben

Neu registrieren?
Passwort vergessen?

Neues aus dem Forum


Gedichte von Georg Trakl

Verweise
> Gedichtband Dunkelstunden
> Neue Gedichte: fahnenrost
> Kunstportal xarto.com
> New Eastern Europe
> Free Tibet
> Naturschutzbund





Das Fliegende Spaghettimonster

Ukraine | Anti-Literatur | Datenschutz | FAQ | Impressum | Rechtliches | Partnerseiten | Seite empfehlen | RSS

Systementwurf und -programmierung von zerovision.de

© 2001-2024 by Arne-Wigand Baganz

v_v3.53 erstellte diese Seite in 0.008507 sek.