In vier in einem inneren Zusammenhang stehenden, doch jede für sich abgeschlossenen Geschichten erzählt die große niederländische Schriftstellerin Margriet de Moor von dem Gefühl, das wir Liebe nennen und seinen unzähligen Spielarten.
Die Protagonisten, die sie erfunden hat dafür, sind keine besonderen Figuren, sondern eher Menschen wie du und ich. Schon in ihrem Romandebüt „Erst grau dann weiß dann blau“ hatte Margriet de Moor 1991 die jetzige Form mit vier Kapiteln aus vier Perspektiven genutzt, zu dem sie nun zurückkehrt.
In allen vier Teilen dieses sprachlich vorzüglichen Romans geht es um ein zentrales Unterthema, das Verschweigen. Die Verschwiegenheit ihrer Protagonisten und seine kurz- und langfristigen Folgen sind typisch für Margriet de Moors Stil und Erzählhaltung. Sie braucht keine psychologischen Erkenntnisse und Interpretationen um die Macht und die Skurrilitäten der Liebe zu erklären.
Immer wieder respektiert sie die Liebe als ein letzten Endes unergründliches Gefühl, das nicht rational erklärt werden kann. Deshalb urteilt sie auch nicht über ihre Figuren, sondern schildert deren Gefühle und Handlungen mit einem aus Sympathie geborenen Abstand. In vielfältigen Wendungen und Schleifen, in denen es geht um Leidenschaft und Verrat, beschreibt sie sowohl erfüllte als auch zerstörende Varianten der Liebe zwischen Frauen und Männern. Sie zeigt, wozu die Liebe fähig ist, und was sie aus früher besonnenen Menschen machen kann.
Eine schöne, angenehme und sprachlich anspruchsvolle Lektüre.
Margriet de Moor, Melodie d`amour, Hanser 2014, ISBN 978-3-446-24478-8
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2014-07-04)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.