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Gabriel Zucman - Steueroasen. Wo der Wohlstand der Nationen versteckt wird
Buchinformation

Während der Französischen Revolution wurde ein Kataster geschaffen, das den gesamten Immobilienbesitz der neuen Republik erfasste. 1791 wollte man die Nicht-Besteuerung des Adels und des Klerus ad acta legen und die Privilegien des Ancien Régime endgültig abschaffen.

Obszönität der "Steueroptimierung"

Seither sind mir als 200 Jahre vergangen und die Privilegien der "Reichen und Schönen" existieren immer noch, sogar mehr denn je, wie auch die Corona-Krise erneut bestätigte. Das Buch von Gabriel Zucman ist vor der Pandemie erschienen, aber es hat nichts von seiner Aktualität eingebüßt, denn es ist doch eigentlich nichts anderes als Obszönität, dass ausgerechnet diejenigen, die es sich leisten können und sich auf Kosten der Allgemeinheit bereichern, am wenigsten Steuern zahlen. Dass die Regierungen der Welt - inzwischen doch bald mehrheitlich Republiken - nichts gegen Kapitalflucht und Steuervermeidung unternehmen scheint ein Desiderat des Humanismus zu bleiben. Ebenso wie das Bankgeheimnis, das Zucman in erster Linie anprangert. Die sog. "Steueroasen" sind vielleicht Finanzriesen, schreibt er, aber ökonomisch und politisch sind sie Zwerge und genau da könnte der "Zwang" ansetzen: beim Handel, von dem die Bahamas genauso abhängig sind, wie die Schweiz oder Jessey. Gewinne multinationaler Konzerne wie Google, Apple oder Amazon sollten nicht Land für Land, sondern auf globaler Ebene besteuert werden.

Der Wohlstand der Nationen

Nicht Wirtschaftswissenschaftlern wäre die Fortschritte im Verständnis von Steueroasen zu verdanken, sondern Nichtregierungsorganisationen, Journalisten, Politologen, Historikern, Juristen und Soziologen, mahnt Zucman die Versäumnisse ein. Erst 1920 stieg der Spitzensteuersatz auf 50 und 1924 auf 72 Prozent. Davor wurden fast gar keine Steuern von den Reichen bezahlt. Damit entstand aber auch die Steuerflluchtindustrie, die in Genf, Zürich und Basel ihren Ausgang nahm. Der Mythos des Schweizer Bankgeheimnisses besagt zwar dass es in den Dreißiger Jahren entstand, weil verfolgte Juden damit geschützt werden sollten. Zucman bezeichnet dies klar als Mythos und nennt die Jungferninseln-Schweiz-Luxemburg als "Trio Infernal" der europäischen Steuerflucht. Dass damit auch der Wohlstand der Nationen gefährdet wird ist ein Umstand, für den das öffentliche Bewusstsein erst geschaffen werden muss. Denn Weltfußballer Ronaldo oder Messi werden immer noch für ihren Reichtum bewundert. Dabei ist es einfach nur obszön, den Staaten, die ja die Menschen vertreten, die Steuern zu entziehen. Schließlich war es die Gesellschaft die deren Erfolge ermöglichte und jeder sollte etwas an sie zurückgeben wollen. Freiwillig. Und es fordert ja niemand eine Steuererhöhung, sondern nur die wirkliche Bezahlung der Steuern. Von allen.

Gabriel Zucman, geboren 1986, ist Assistant Professor für Wirtschaftswissenschaften an der University of California, Berkeley. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem 2017 mit dem Excellence Award in Global Economic Affairs des Instituts für Weltwirtschaft. Im Suhrkamp Verlag erschien von ihm zuletzt: Der Triumph der Ungerechtigkeit. Steuern und Ungleichheit im 21. Jahrhundert (2021), gemeinsam mit Emmanuel Saez.

Gabriel Zucman
Steueroasen. Wo der Wohlstand der Nationen versteckt wird
Aus dem Französischen von Ulrike Bischoff
2014, Broschur, 118 Seiten
ISBN: 978-3-518-06073-5
Suhrkamp Verlag
14.-€

[*] Diese Rezension schrieb: juergen Weber (2024-07-09)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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