Mit einer wunderbaren, zärtlichen und feinen poetischen Sprache schildert der in Südtirol lebende 1935 geborene Schriftsteller Joseph Zoderer seine Beziehung zu zwei Menschen, die in seinem langen Leben wichtig für ihn waren und immer noch sind.
In einer beeindruckenden und bewegenden Trauer- und Erinnerungsarbeit beschreibt er seine Erinnerung an seinen toten Freud Konrad und seine Beziehung zu seinem nur scheinbar todgeweihten Bruder.
Mit Konrad war er einst aus der für beide zu eng gewordenen Heimat ausgebrochen und hatte im Wien der sechziger Jahre ein bewegtes und abenteuer- und wissensdurstiges Leben mit ihm geführt. Auch als sich ihre Wege trennten, blieben sie in einem stetigen Austausch und Kontakt miteinander. Seine Erinnerungen an den gerade verstorbenen Freund Konrad geraten ihm selbst zur traurigen, aber auch irgendwie tröstlichen Erkenntnis, was für einen großen, bisher nicht ausreichend erkannten Anteil der verstorbene Freund an der Entwicklung und Selbstverwirklichung des Autors genommen hat. Trotz allem Trost bleibt ein Gefühl der Schuld.
Joseph Zoderer, Mein Bruder schiebt sein Ende auf. Zwei Erzählungen, Haymon 2012, ISBN 978-3-85218-759-4
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2013-06-05)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.