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Philip G. Zimbardo - Psychologie
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Zimbardo, Philip G.:
Psychologie

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(Bücher frei Haus)

Als Grundlage eines Experiments gelten gemeinhin die Unabhängige Variable, Abhängige Variable und die Störvariablen. Schaut man sich zum Beispiel das Experiment von Ross, Amabile & Steinmetz zum Einfluss der sozialen Rolle von 1977 im vorliegenden „Zimbardo“ an, kann man erkennen, wie die Versuchsleiter ihre Ursprungsthese begründen wollen, sie gehen nämlich vom sog. Attributionsfehler aus, den sie wie folgt erforschen: In einer simulierten Quizshow wird Studenten zufällig die Rolle von Beobachtern, die des Quizmasters und die der Kandidaten zugewiesen. Bis auf den Studenten (attribuiert auf Situation, ist sich seines Vorteils bewusst), der die Rolle des Quizmasters spielt, glauben alle Beteiligten, dass der Quizmaster über das größte Wissen verfügt (attribuieren auf Person). Sie berücksichtigen nicht, dass er aufgrund seiner Rolle einen Vorteil hat (fundamentaler Attributionsfehler). Dieser fundamentale Attributionsfehler beschreibt die Tendenz von Beobachtern, Personen als Ursache für ihre Handlungen zu sehen. Damit kommt es zu einer Überbewertung von dispositionalen Faktoren bei gleichzeitiger Unterbewertung von situationalen Faktoren. Wie die empirische Forschung zeigt, attribuieren Beobachter das Verhalten von Akteuren auch dann eher dispositional, wenn auf die Akteure Zwang ausgeübt wurde. Der fundamentale Attributionsfehler wird auch als Korrespondenzneigung bezeichnet, womit in den Vordergrund gestellt wird, dass aus dem Verhalten eine korrespondierende Disposition erschlossen wird. Eine kognitive Erklärung für den fundamentalen Attributionsfehler geht davon aus, dass das Verhalten des Handelnden auffallender („salienter“) ist als der situationale Kontext. Eine weitere auf der Grundlage der Sprache beruhende Erklärung betont, dass Eigenschaftsbegriffe wie „tolerant“ oder „aggressiv“ sowohl zur Beschreibung von Handlungen als auch zur Beschreibung von Dispositionen herangezogen werden. Nach Gilbert und Malone wird die Korrespondenzneigung durch mehrere Faktoren in einem Attributionsprozess bestimmt, in dem Beobachter versuchen, das Verhalten zu verstehen. Danach begegnen sie einem Ereignis mit bestimmten Vorannahmen, interpretieren die Situation und leiten daraus Verhaltenserwartungen ab, nehmen das tatsächliche Verhalten wahr und kommen zu einer dispositionalen Erklärung, die in der Folge unter Berücksichtigung der Situation korrigiert wird, beispielsweise dann, wenn der Akteur unter Zwang gehandelt hat. Häufig ist jedoch die nachträgliche Korrektur unzureichend, so dass eine Überattribution auf die Person zustande kommt. Das hier beliebig ausgewählte Beispiel wird durch Graphiken, Statistiken und Illustrationen anschaulich dargestellt und macht den „Zimbardo“ nicht zuletzt deswegen zu einem praktischen Ratgeber, nicht nur für Psychologie-StudentInnen!

Antworten auf viele solcher Fragen bietet dieser Klassiker der Psychologie, kurz auch einfach „Zimbardo“ genannt. Er gibt einen umfassenden Einstieg in die verschiedenen Bereiche der Psychologie, die als Wissenschaft verstanden wird, auf der aufbauend die Anwendungsbereiche für das tägliche Leben dargestellt werden. Der Schwerpunkt des „Zimbardo“ liegt auf der Sozial- und auf der Kognitionspsychologie und durch die verständliche und anschauliche Darstellungsweise liefert das Buch einen guten Einstieg und dient vor allem als hervorragendes Nachschlagewerk für alle Grundlagen der Psychologie. Weitere Beispiele aus dem Inhalt zeigen die Bandbreite der erklärten Forschungsbereiche der Psychologie: Forschungsmethoden der Psychologie, die biologischen Grundlagen des Verhaltens, sensorische Prozesse, Wahrnehmung, Bewusstsein und Bewusstseinsveränderungen, Lernen und Verhaltensanalyse, Gedächtnis, Kognitive Prozesse, Intelligenz und Intelligenzdiagnostik, Entwicklung, Motivation, Emotionen, Stress und Gesundheit, die menschliche Persönlichkeit, psychische Störungen, Psychotherapie, soziale Prozesse und Beziehungen, Sozialpsychologie, Gesellschaft und Kultur. Philip G. Zimbardo ist Professor für Psychologie an der Stanford University. Er hat sich vor allem mit Arbeiten aus dem Bereich der Sozialpsychologie und durch seine außergewöhnlich gute Lehre einen Namen gemacht. Von der American Psychological Association wurde Zimbardo mit dem Hilgard Award für seinen Beitrag zur Allgemeinen Psychologie geehrt. Vor kurzem wurde er zum Präsidenten der American Psychological Association gewählt.

Die vorliegende Publikation ist nicht nur für Psychologie-StudentInnen, sondern auch für Nebenfach-StudentInnen geeignet, didaktisch aufgebaut (Gliederung, Abbildungen, Struktur, etc.) und auch sehr gut für Vorlesung und Seminar einsetzbar. Das Werk von Zimbardo und Gerrig ist mittlerweile in seiner 16. Auflage und kann nicht nur deswegen mit Bestimmtheit als Klassiker bezeichnet werden.

Philip G. Zimbardo / Richard J. Gerrig
Psychologie
ISBN: 978-3-8273-7056-3
976 Seiten
Ausstattung: 4-farbig
Pearson Veralg
2014, 16. Auflage

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2014-02-25)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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