In seinem ersten in Brasilien schon 2010 veröffentlichten Roman „Hannahs Briefe“ führt der jüdische Schriftsteller Ronaldo Wrobel seine Leser zurück in das Jahr 1935. In Brasilien hat nach einen gescheiterten Revolte das Vargas-Regime einen erbitterten innenpolitischen Kampf aufgenommen gegen alles, was nach Kommunismus riecht.
In die Fänge der Vargas`schen Geheimpolizei gerät auch der aus Polen stammende und nach Brasilien geflüchtete Schumacher Max Kutner. Er wird gezwungen, die auf Jiddisch verfassten Briefe und Botschaften seiner jüdischen Exilgenossen zu lesen, zu übersetzen und sie auf versteckte oder verschlüsselte Botschaften zu untersuchen, die für das Regime von Interesse sind.
Eine Tages stößt er auf die Briefe einer Frau namens Hannah, die diese an ihre Schwester Guita schreibt, Max Kutner weiß nicht, wie ihm geschieht, aber von den ersten Zeilen an verliebt er sich in die Schreiberin, und die Gedanken an sie beherrschen seinen Alltag.
Als die Frau seiner Träume eines Tages bei ihm im Laden steht, ist die Überraschung groß. Hinter Hannah verbirgt sich eine Edelprostituierte und ein Spionin…
Ronaldo Wrobel hat mit diesem Roman den jüdischen Einwandererstrom nach Brasilien zwischen 1920 und 1940 lebendig werden lassen, eine Immigration, die in der brasilianischen Gesellschaft bis auf den heutigen Tag tiefe und wichtige Spuren hinterlassen hat. (vgl. auch Michel Laub, Tagebuch eines Sturzes, Klett-Cotta 2013)
Seine Lektüre war nicht nur hoch interessant , sondern bereitete mir ein selten schönes Lesevergnügen.
Ronaldo Wrobel, Hannahs Briefe, Aufbau 2013, ISBN 978-3-351-03524-2
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2013-10-14)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.