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Rezensionen


 
John Wray - Unter Wölfen. Roman.
Buchinformation

"Gone to the Wolves" heißt der 2023 im Original erschienene Roman von John Wray, einer der laut dem Literaturmagazin Granta zwanzig besten jungen US-Autoren, der sogar aus Kärnten stammt. Die Kritiker überschlugen sich geradezu vor seinem neuen Werk mit Lob, denn "Unter Wölfen" widmet sich ganz einer bisher vernachlässigten Szene. Dem Death Metal.

Trio infernale: Von Black bis Death Metal

Der Protagonist, Kip Norvald, wächst in den späten 1980ern in Venice, Florida, bei seiner Oma auf. Seine Angebetete, Kira Carson, lebt im Trailer ihres Vaters und sein bester Freund Leslie Vogler, ein androgyner Schwarze in Glamklamotten, bei seinen jüdischen Adoptiveltern. Die drei haben es nicht leicht in ihrem Leben, denn der Druck der Erwachsenen und die Daumenschrauben, die diese anziehen, wird immer stärker. Doch es gibt etwas, das sie gegen die Welt der anderen zusammenschweißt: die Musik. Death Metal und dessen kathartische Härte schweisst sie zusammen und lässt sie vieles andere vergessen, u.a. Kips psychische Probleme, die Übergriffe von Kiras Vater, Leslies blutiges Gesicht nach einem homophoben Angriff. Die drei wollen wie so viele andere Teenager ihrer Altersgruppe einfach nur weg aus diesem schäbigen Winkel Floridas, wo es für Jugendliche einfach nichts zu holen gibt. "Es geht um mehr als bloße Ästhetik", meint zumindest Leslie, "Es geht, mit Robert Frost gesagt, um den unbegangenen Weg, um den verdammten Weg linker Hand." Und so verschwinden die drei - das Trio Infernale Floridas - kurzerhand in Richtung L. A. – Hauptstadt des Metal, des Glamrock, der legendären Clubs und einem Dasein voller Freiheit und Risiko. Mit dabei im Casettendeck des Autos sind die Kings des Black Metal Megadeth, Anthrax, Slayer oder Hanoi Rocks, aber natürlich auch die hauseigenen "Death", einer Band aus Tampa, Florida, die neben Possessed als Urväter und Gründer des Death Metal Genres gelten.

Teenage Angst und Segen

Kips Mantra "Nichts von alledem ist wichtig" hat ihm schon über so manche schwierige Situation hinweggeholfen. Aber wie soll er begreifen, dass seine Liebe zu Kira wohl unerfüllt bleiben wird. Aber dass er trotzdem bei ihr bleiben muss, weil sie sonst ohne ihn von der Dunkelheit verschlungen wird. "Kira war Hardcore, ein Metal-Taliban, eine wildäugige Gläubige, und die Verachtung, die sie für zu softe Musik empfand, eine, eigentlich für alles, was zu soft war, zu verhalten, zu unverbindlich, war viel zu heftig, als dass er riskiert hätte, sich ihr zu widersetzen. (...) Für sie galt nur, ob etwas sich echt anfühlte oder nicht. Allerdings war das, was Kira Carson für `echt´ hielt, wie Kip bald herausfand, meist so brutal wie nur irgend möglich." Als "brutal" könnte man durchaus auch die Namen der Meterbands, die die drei hören, bezeichnen. Manche sind so kurz wie witzig und bringen doch ein Lebensgefühl zum Ausdruck, das in den Achtzigen vorherrschte. Viele Dialoge, dieses durchaus dialoglastigen Romans drehen sich um gerade solche Namen und das damit vermittelte Credo des DIY. "Die extremsten Jugendbewegungen entstehen immer dort, wo es am langweiligsten ist zu leben", meinte John Wray in einem Interview. Das Coming-of-Age, die Teenagerjahre, die ersten Autonomiebestrebungen sind für den Roman des Autors stilbildend, denn sie bildeten das Rohmaterial für "Unter Wölfen". Wer mehr über Black oder Death Metal und seine diversen Spielarten ist hier genau richtig. Ein Ausflug nach Norwegen zu Mayhem-Gründer Øystein Aarseth inklusive!


John Wray
Unter Wölfen. Roman.
Übersetzt von: Bernhard Robben
2024, Hardcover, 480 Seiten
ISBN: 978-3-498-00246-6
Rowohlt Verlag
26.-€

[*] Diese Rezension schrieb: Juergen Weber (2024-07-09)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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