Es ist sein erster Gedichtband. Und dennoch ist Richard Wolter , der bisher einen Roman und Kurzprosa veröffentlichte, gewiss kein Lyrik-Anfänger.
In seinen 40 titellosen Gedichten, hinter denen vermutlich auch viele eigene Erfahrungen stecken, singt er das hohe Lied der Liebe. Manchmal laut, doch meistens eher leise und mit einfühlsamen Texten, sorgfältig in der Wortwahl, vor allem aber ohne jede Entgleisung in abgeschmackte Banalität. Ganz nebenbei gelingt es ihm, die bittersüße Leidenschaft, die dem Thema selbstverständlich innewohnt, immer wieder in Wortbildern auszumalen. Nicht einmal gleitet er dabei ins Kitschige ab, obwohl gerade gereimte Verse schnell zu schmalzigem Herzschmerz verleiten können.
Neben seinem Interesse für weibliche Schönheit , spürt der Leser deutlich Wolters Hingabe zur lyrischen Prosa, zum Gedicht und zum Leben überhaupt.
Doch seine besondere Liebe gilt der persönlichen Freiheit, wenn unter anderem in einem seiner Gedichten anmerkt: „sicherheit ist eine / fantasie“ .
Selbstredend gehen seine lyrischen Liebesgeschichten nicht ausnahmslos glücklich aus. Auch verzwickte und gescheiterte lässt er nicht aus, denn, so stellt er fest, „es gibt widersinn auf erden / den wir nie entknoten werden“. Auch durch „das wechselspiel / der tiefen und höhen“ sei „wahre liebe“ „nicht zerstörbar“ und „ohne liebe“ sei „alles nichts“. Allerdings „die liebe verteilt auch hiebe“.
Der Autor ist beruflich und privat weit gereist, wurde in Bremen geboren und lebt heute in Thailand. Seine damit verbundenen zahlreichen multikultuerllen Erlebnisse sind offenbar nicht zuletzt jene, die auch in seine Liebesgedichte eingeflossen sind.
Mit seinem Bekenntnis zur Liebe, der er im übrigen jene Mut auslösende Macht zutraut, die unsere konfliktträchtige Welt zusammenhalten könnte, spricht er sicherlich vielen seiner möglichen Leser aus dem Herzen. Er „will nicht leben mit alltagsbanalität / etwas zu verändern dafür ist es nie zu / spät“.
Ein eher schmaler Gedichtband, der allerdings vor prallem Leben nur so strotzt.
Richard Wolter, Letzte Nacht endete heute früh, Gedichte, Gill Verlag Ratingen 2017, 59 Seiten, € 7,50
[*] Diese Rezension schrieb: Karl Feldkamp (2018-06-14)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.