Die vorliegende Dokumentation widmet sich mit Interviews und Archivaufnahmen dem Projekt BIOsphere II, das in den Neunziger Jahren in den USA durchgeführt wurde. Ein Ökosystem wurde unter einer riesigen Kuppel nachgebaut und acht Wissenschaftler sollten zwei Jahre darin verbringen. Bedingungen also wie auf der Erde, aber vorstellbar auf einem fremden Planeten. Ein Experiment, das Geschichte schrieb. Eine Art Vorläufer der Gameshow Big Brother?
Ästhetischer Bilderreigen zum Pica-Syndrom
„Die Zukunft ist hier!", hieß es 1991 euphemistisch und die ganze Welt beobachtete neugierig das Experiment in der amerikanischen Wüste von Arizona. 200 Millionen Dollar hatte der Milliardär Edward Boss hineingesteckt und natürlich sollte nicht nur das Leben in einem künstlichen Ökosystem beobachtet werden, sondern auch die Realisierungschancen für das Projekt auf einem anderen Planeten. Die Nummer 2 rührt übrigens daher, dass die Erde selbst BIOsphere Nummer 1 ist. Das Experiment mutet heute, gute 30 Jahre später, vielleicht etwas absurd an, aber dennoch kann man es für die Argumente gegen den Klimawandel gut gebrauchen. Schließlich gibt es nur eine Erde und die Milliarden die in der Vergangenheit in die Weltraumforschung investiert wurden wären hier, auf unserem Planeten, viel besser aufgehoben. Man könnte zum Beispiel in nachhaltige Energien investieren oder autofreie Städte oder die Aufforstung der Wälder oder lebenswerte Innenstädte oder überhaupt.
Acht Wissenschaftler im Dienste der menschlichen Zukunft
BIOsphere 2 wurde jedenfalls schon nach kurzer Zeit als gescheitert betrachtet. Umso mehr gilt es als Fanal, dass wir diese eine Erde, die wir (noch) haben, besser behandeln sollten. Schon die Ausgangslage scheint absurd. „Wir lassen uns nicht einsperren, wir sperren die anderen aus.", erwiderte eine der Acht auf Anfragen, warum sie sich dem aussetze. Ein anderer Beteiligter erzählt, wie sie beschlossen, Kolibris in das Ökosystem mitzunehmen, aber dann müsste man auch die rund 200 Pflanzen von denen er sich ernährt mitnehmen. Die acht Wissenschaftler wurde übrigens allein aufgrund ihrer wissenschaftlichen Expertise ausgewählt. Die Forscher selbst wurden dabei aber auch zum Forschungsgegenstand. So entstand eine biblische Arche Noah in Arizona’s Wüste, meint einer der Wissenschaftler gutherzig. Aber waren da – in der Bibel - nicht auch Kain und Abel?
Acht Wissenschaftler im Dienste der menschlichen Zukunft
Natürlich entstanden auch Spannungen zwischen den "acht visionären Wissenschaftlern" innerhalb der Kuppel und außerhalb der Kuppel zwischen den Geldgebern und Visionären. Gerade die männlichen wollten nämlich ihre Zeit nicht mit der im Ökosystem lebenswichtigen Landwirtschaft arbeiten, sondern lieber ihren eigenen Forschungen nachgehen. Edward Bass auf der einen und John Allen auf der anderen Seite spalteten die Gruppe. Eine weibliche „Insassin" erzählt, dass sie ausschließlich mit Bananen als Süßungsmitteln Kuchen buck und sogar Wein machte, da Zucker ja nicht angebaut wurde. Als das mit dem CO2-Absauger ruchbar wurde, war das gesamte Experiment gefährdet. Schließich passierte mit BIOsphere 2 genau das, was auch mit unserem Planeten passiert: gewissenlose Wallstreetbanker kauften es auf, um die Profite zu maximieren. Aber: „Manchmal geschehen wunderwunderschöne Dinge, wenn Menschen ihren Geist für gemeinsame Ziele zusammenbringen. Ganz alleine kann man das nicht schaffe.", so eine der Beteiligten im Abspann. Ein Vermächtnis für künftige Generationen?
BIOsphere 2 gehört heute der University of Arizona und ist der Öffentlichkeit zugänglich. Der Film ist eine etwas altbackene, aber sehr Interessante Dokumentation. Der transportierte Inhalt ist auf jeden Fall sehr wichtig für künftige Generationen: SAVE THE PLANET!
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2021-11-09)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.