In ihrer im Jahre 1990 veröffentlichten Erzählung "Was bleibt" schildert die einstige DDR-Schriftstellerin von internationalem Ruf, Christa Wolf (75), auf knapp 100 Seiten, wie sie in einem März Ende der 70er Jahre über Wochen von der Staatssicherheit überwacht worden ist und vor allem, welche Folgen dies auf ihre Psyche hatte. Sie gewährt dem Leser dabei einen tieferen Einblick in all die Gedanken, die sich aus dieser Überwachungsmaßnahme ergeben haben und wie sich dies in ihrem Schaffen niedergeschlagen hat. Sie versucht auch, sich in ihre Bewacher, drei junge Herren, hineinzudenken, fragt sich, wie sie es vor sich selbst rechtfertigen können, ihre wertvolle Lebenszeit derart zu verschwenden, wie sie die Sache betrachten, um ihr einen Sinn geben zu können, was hinter den Kulissen passiert, wer die Fäden zieht, ob sich ein alter Bekannter nun an ihr rächt ...
Zuweilen wirkt die Erzählung etwas übertrieben dramatisiert, streift, meiner Meinung nach, manchmal gar die Grenze der Jammerei, und trotzdem kann man sich gut in die observierte Schriftstellerin und die Situation, in der sie sich damals befand, hineinversetzen. Zum Schluss der Erzählung resümiert sie das Erlebte mit dem Satz:
"Was bleibt. Was meiner Stadt zugrunde liegt und woran sie zugrunde geht. Daß es kein Unglück gibt, außer dem, nicht zu leben. Und am Ende keine Verzweiflung, außer der, nicht gelebt zu haben."
Die Utopien, wie sie noch in Der geteilte Himmel die Grundlage ihres Schreibens waren, sind gestorben. Etwas existenzielleres, nämlich das Leben an sich, ist an ihre Stelle getreten.
Jedem, der sich für die Rolle der staatlich geduldeten Intellektuellen in der DDR und die Gewissensfragen, die sich ihnen stellten, interessiert, sei dieses Buch empfohlen.