„Clear?“ „Crystal!“
Vampire und Werwölfe? Kennt man das nicht schon? Vielleicht schon, aber es hat sich vielleicht noch niemand so ausführlich Gedanken darüber gemacht, was eigentlich passiert, wenn sich die beiden kreuzen. In „Underworld“ 1-4 erfährt man so ziemlich alles über die Phänomenologie von Vampiren und Werwölfen und erstmals wird wohl auch der Begriff „Hybrid“ in der Horror/Science Fiction Filmgeschichte verwendet. Ein solcher ist (vorläufig) eine Kreuzung zwischen Werwolf und Mensch, dann zwischen Mensch und Vampir und schließlich zwischen Vampir, Werwolf und Mensch (Lykaner). Die verschiedenen Entwicklungsmomente der Evolution des „neuen Menschen“ wurden in dem von Regisseur Len Wiseman erstmals 2003 und danach 2006 in Szene gesetzten Epos blutrünstig und gewalttätig in Szene gesetzt. Weitere Regisseure wie Patrick Tatopoulos und Mans Marlind/Bjorn Stein versuchten sich nochmals 2009 und 2012 an dem tragischen Stoff, die (Unter-)Welt zu retten.
“The choices I’ve made have brought me here.“
Eine andere wichtige Frauenrolle spielt Sonja (Rhona Mitra) im dritten Teil, genannt „Aufstand der Lykaner“ (Regie: Patrick Tatopoulos). Ihr Filmvater, der Obervampir, erinnert sie immer wieder an ihre Verantwortung als Mitglied des Rats, denn statt an den Sitzungen teilzunehmen, reitet sie lieber bei Vollmond durch die Nacht, um sich mit einem Hybriden (Lucian) zu paaren. „You are well thought of at the council. But that is a precarious thing. The dangers of the forest are no greater than those of the council. You will learn the dance of politics to be ruthless and cunning. And above all you will learn to be loyal to your familiy and to me. After all without the loyalty between us, we are no better than the beasts at our doors.“, gemahnt ihr Vater sie vergeblich an ihre Pflichten, bis die Provokationen so groß werden, dass Sonja ihrem Lucian zur Flucht verhelfen will. Doch kaum im Gefängnis, zettelt dieser den Aufstand der Lykaner an, weil er es nicht mehr sehen kann, wie sich die Gefängniswärter-Vampire über die unter sich kämpfenden Lykaner lustig machen. „Crawling behind the whip and then fighting between ourselves. We are no animals, we are Lycans!“
“Your past glory does not excuse your present guilt.“
Die Stärken dieser „Filmserie fürs Kino“ liegen sicherlich in der authentisch vermittelten düsteren Atmosphäre (etwa in den Szenen, die in der dunklen Vergangenheit, dem Mittelalter spielen) und den teilweise haarsträubenden Kampfszenen zwischen Vampiren und Werwölfen, bei denen natürlich besonders Kate Beckinsale als Selene eine besonders gute Figur macht, schließlich steckt sie die meiste Zeit in einem hautengen Latex- Kampfanzug und flitzt durch die Armeen der Feinde wie ein Pfeil auf der Suche nach seinem (schwarzen) Ziel. Aber die Figur der Selene ist keineswegs eindimensional und sie verkörpert auch alles andere als das „schlechthin“ Gute. Als Vampirin ist sie selbst eine Blutsaugerin, die sich zuweilen an Menschen bedient und so auch ihre Erinnerungen aufsaugt, denn auch das ist in Underworld besonders gut gelungen, dass etwa beim Saugen auch die letzten Erinnerungen des Opfers vom Vampir mitaufgesogen werden. So einfach kann man sich Informationsbeschaffung nur wünschen. Was Selene aber dann doch irgendwie „menschlich“/human erscheinen lässt, ist ihre Liebe zu Michael, der aber wiederum ein halber Werwolf ist. Den Rest des Plots kann man sich dann lebhaft ausmalen, aber es wird sicherlich nicht so bunt und überzeugend gelingen, wie in Underworld 1-4.
“It‘s worse, if you try to fight it - Trust me!“
Die Frucht ihres Leibes tritt denn auch im bisher letzten Teil der Filmserie auf, der 12 Jahre nach den bisherigen Ereignissen spielt, da die drei Hauptpersonen gemeinsam kryokonserviert wurden. Die Menschen haben scheinbar wieder die Oberhand gewonnen und die Vampire verstecken sich jetzt tatsächlich in der „Unterwelt“. Doch dann tauchen auch wieder Werwölfe auf und Selene deckt alsbald eine gigantische Verschwörung auf. Im Film ist Eve (India Eisley: „Subject 2“) die Tochter von Selene („Subject1“) und Michael und trägt damit Vampir-, Werwolf- und Menschenblut in sich, was sie natürlich für alle Bewohner der „Unterwelt“ begehrenswert macht, aber auch für die Menschen. An einer Stelle frägt sie ihre Film- und Realmutter dann, warum sie sie verlassen habe und stellt ratlos fest, dass diese „as cold as if she’d be already dead“ sei. Doch diesen Vorwurf lässt auch eine Vampirmutter nicht unbeantwortet auf sich sitzen: „My heart is not cold, it‘s broken.“ Und bald greift sie in den Bauch eines toten Untoten und bringt es wieder zu schlagen. Einer der wirklich gelungenen special effects in diesem Fantasymärchen der dunklen Sorte.
Wer weiß an welcher Stelle und warum das letzte oben im Titel fettgedruckte Zitat (It‘s worse, if you try to fight it - Trust me!“) in einem der vier Filme fällt und was damit ausgedrückt wird, gewinnt eine der vier DVDs!
Sony Pictures Home Entertainment
Underworld 1-4
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2013-04-18)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.