Stefan Wimmer - Das große Bilderbuch der Vulkanvaginas
Buchinformation
Der „König von Mexiko“ (so ein Vorgängerroman des Autors) legt nach „120 Tag von Tulúm“ ein neues explosives Werk vor, das ebenso eruptiv wie seine beiden Vorgänger vorrangig den Umgang der beiden Geschlechter miteinander im 21. Jahrhundert behandelt. Die einzelnen Kapitel werden von weiblichen Kurzbiographien unterbrochen resp. strukturiert und erzählen frei von der Leber weg, was die Frauen von Ingo – dem Protagonisten der drei Romane – so alles wollen. Besonderen Komikfaktor haben diesbezügliche Äußerungen gerade dann, wenn sie in breitestem Bairisch vorgetragen werden und das hört sich dann in etwa wie folgt an: „I möchte’, dass du mi` jetzt in Grund und Bode` figgst!“
“Mónica, wir gehen nach Méjico!“
Ingo Falkenhorst ist nach seinem langjährigen Mexiko-Aufenthalt nämlich wieder in die bayrische Hauptstadt zurückgekehrt und versucht sein Glück nun bei einheimischen Exemplaren des weiblichen Geschlechts, die den mexikanischen in keiner Weise oder Kategorie um nichts nachstehen. Ingo vermischt Jugenderinnerungen an die Schulzeit in München mit neuen Erfahrungen nach seiner Rückkehr und so ergeben sich allerhand kapriziöse Situationen, die ihm etwa durch den „höhnischen, aggressiven Geruch“ so manches weiblichen Körpers die „Gehirnzellen verbrennen“. Susi Sunkist zum Beispiel, die „unablässig Kaugummi kaute und eine Bomberjacke mit riesiger Zottelkapuze trug“, trieb es besonders gerne mit Psychobillys und Skins, aber als selbst Nicola Niendorf`s Freundin Regine mit ihm einen trinken gehen will, bleibt Ingo dann „trotz seiner Sophistik-Unterlagen ziemlich die Spucke“ weg. Ingo im Glück stolpert bei seiner Suche nach der richtigen Frau für ihn über so manches verrückte Huhn und verwickelt sich immer wieder in urkomische Dialoge, die ihm die Dummheit vieler Menschen nur allzu deutlich vor Augen führen. Den Leser freut’s, denn man kann herzhaft darüber lachen, auch wenn es manchmal schon sehr traurig (tragikomisch) ist.
Liselotte Pulver auf Extasy
Zwischendurch schwappen immer wieder Erinnerungen aus Mexiko hoch, die die Erzählungen aus München munter würzen und für zusätzliches Salz in der Suppe sorgen. So kommentiert Ingo die Entschlussunfreudigkeit einer seiner Münchner Freundinnen etwa mit den Worten: „ Du kannst doch nicht monatelang mit `nem Typen rumvögeln und dann sagen: Ich soll mich entscheiden!“. Ingo ist zwar libertär eingestellt, aber das geht ihm dann doch zu weit. Auch auf den Partys der Münchner Schickeria fühlt er sich unwohl, wie er im Kapitel „Abbild Achills“ unterhaltsam beschreibt: „Irgendjemanden musste es auf dieser Party doch geben, der normal war…! Irgendeine Außenseiterin, irgendeine Unterprivilegierte, irgendeinen Lichtblick unter all den Schwachmaten, Prahlhansen und Egomanen!“ Köstlich zu lesen sind seine Dialoge mit den besten und auserlesensten Exemplaren der Letztgenannten, etwa wenn er sich mit ihnen über den Film Troja unterhält. „Oh yeah, life goes on, /long after the thrill of livin`is gone…“, zitiert Ingo an einer Stelle John Cougar Mellencamp und man spürt es förmlich in der Luft und zwischen den Seiten, dass man sich beim Heimkehren in die Heimat nur dann leicht tut, wenn man eine ordentliche Portion Humor im Gepäck hat. Der Rucksack von Ingo Falkenhorst ist jedenfalls prallvoll damit. Ein amüsantes, kurzweiliges Lesevergnügen, wie man es von Stefan Wimmer kennt.
Stefan Wimmer
Das große Bilderbuch der Vulkanvaginas
Blond Verlag
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2015-12-14)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.