Ihre beiden ersten Bücher „Der größte Raubzug der Geschichte“ und „Der Crash ist die Lösung“ und „Kapitalfehler“ waren Bestseller, die aber trotz hoher Verkaufszahlen in der Kritik und den Wirtschaftsteilen unserer Medien kaum vorkamen.
Wie bei in den bisherigen Büchern auch bestechen die Autoren in ihrem neuen Buch „Sonst knallt`s“ durch einen systematischen Aufbau, durch verständliche Sprache und übersichtliche Gliederung. Und noch einmal möchte ich wiederholen: Es wäre an der Zeit, dass die sich kritisch gebenden Magazine der Fernsehsender solche kritischen Bücher zur Kenntnis nehmen und in ihren Beiträgen entsprechend würdigen.
Vielleicht hilft es, dass sie dieses Mal einen erfolgreichen deutschen Unternehmer mit ins Autorenboot geholt haben. Mit Götz W. Werner, dem Gründer der dm-Drogeriemarktkette, haben sie einen Unternehmer gewonnen, der auf Kooperation, selbständiges Arbeiten und die Entwicklung seiner Angestellten setzt und sich immer wieder mit eigenen Ideen in die Debatten unseres Landes einmischt.
Mit „Sonst knallt`s“ analysieren die drei Autoren eine Wirtschaft und Gesellschaft, die aus den Fugen geraten zu sein scheint. Eine Welt, in der eine winzige globale Finanzelite gigantische Blasen illusionären Reichtums produziert und von der Politik daran nicht gehindert wird. Sie verspielen mit ihrem Wirken nicht nur unseren Wohlstand, sondern zunehmend und systematisch auch unsere Demokratie.
Das kleine Buch, das man schnell und mit staunendem, mehr und mehr auch empörtem Interesse liest, zeigt „warum wir Wirtschaft und Politik radikal neu denken müssen“. Der EU und dem Euro haben sie schon lange den Abschied gegeben. Sie postulieren eine Wirtschaftsform, die nicht mehr die Leistung (Einkommen) eines Menschen der Steuer unterwirft, sondern den Konsum. Sie begründen, warum sie ein bedingungsloses Grundeinkommen, für das sich Götz Werner schon lange einsetzt, und die strikte Regulierung der Finanzmärkte nicht nur für gerechter halten, sondern auch ökonomisch vernünftiger. Und sie sagen, wenn jetzt nicht bald gehandelt wird, dann wird es einen furchtbaren Knall geben.
Dennoch halte ich das Konzept für unausgegoren und in sich stellenweise widersprüchlich. Wenn nur noch der Konsum besteuert werden, soll, wieso plädieren die Autoren für eine Finanztransaktionssteuer zum Beispiel? Auch die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens hat mich auch dieses Mal nicht überzeugt. Ich halte dieses Konzept für keines, auf das man ein Wirtschaftssystem aufbauen könnte.
Vielleicht hätten die drei Autoren sich dem Erfolgsdruck, nun schnell wieder ein Buch auf den Markt zu werfen, nicht beugen sollen. Dann wäre das Buch vielleicht etwas umfangreicher geworden, sie hätten aber auch einmal an Beispielrechnungen erklärt, wie jemand mit 1000 Euro Grundeinkommen und sehr hoher (50% und mehr) Mehrwertsteuer sein Leben fristen soll. Vielleicht als billige Arbeitskraft in einem dm-Markt?
Götz Werner, Matthias Weik, Marc Friedrich, Sonst knallt`s, Eichborn 2017, ISBN 978-3-8479-0634-6
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2017-05-08)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.