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Benedict Wells - Vom Ende der Einsamkeit
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Wells, Benedict  - Vom Ende der Einsamkeit bestellen
Wells, Benedict :
Vom Ende der Einsamkeit

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(Bücher frei Haus)

„Aber in ihrer Gegenwart habe ich zum ersten Mal die Stille in mir genossen. Sie war die kalte Hand auf einer heißen Stirn“, denkt sich Jules über seine Jugendliebe Alva, die er nach langen Jahren des Wartens dann doch noch bekommt. Sie schenkt ihm sogar zwei Kinder, doch dann verabschiedet sie sich in jenes Nachtcafé, das Edward Hopper in einem seiner Gemälde so stimmungsvoll nachempfunden hat. Aber Jules macht sie zu einer unsterblichen Romanfigur seines Romans, in dem er aus der Rückblende nach einem Motarradunfall seine Geschichte und Beziehung zu ihr erzählt. Benedict Wells bemüht sogar das Klischee eines reichen russischen Schriftstellers, gewissermaßen ein alter ego der Romanfigur und des tatsächlichen Schriftstellers Wells – denn auch Jules will Schriftsteller werden – um seiner Geschichte eine zusätzliche Dimension der Spiegelung zu verleihen. Stehen sich zwei Spiegel gegenüber, was spiegeln sie dann?

Spiegel im Spiegel
„Doch alles, was von meiner Schwester kam, war jahrelanges Rauschen.“, so Jules über seine Schwester Liz, denn ein weiteres wichtiges Thema des Romans ist - neben der Liebesgeschichte zu seiner Jugendliebe - auch die Zeit, respektive die damit verbundenen Erinnerungen. „Das Gedächtnis ist ein geduldiger Gärtner, und der winzige Samen, den ich an jenem Abend im Internat in meinem Kopf angelegt habe, ist im Laufe der Jahre zu einer prächtigen Erinnerung herangewachsen.“ Nicht ohne Humor erzählt Wells auch das Verhältnis von Jules zu seinen Geschwistern, die alle durch den jähen Unfalltod ihrer Eltern mehr oder weniger aus ihrer Kindheit gerissen wurden. Als es aber Jules trifft und das Schicksal seiner Kinder sich ähnlich zu wiederholen droht wie bei ihm und seinen Geschwistern stehen diese ihm tapfer zur Seite und helfen ihm, sein Trauma erfolgreich zu überwinden. Denn jetzt muss er das für seine Kinder tun, was damals auch seine (älteren) Geschwister für ihn taten. „Und willst du wissen wieso? Weil wir nicht gelernt hatten, Freunde zu haben, weil wir immer uns drei hatte.“, meint sein Bruder Marty.

“Stark im Ei“
Der Roman zieht sich über mehrere Jahrzehnte im Leben des Protagonisten und wird in Rückblenden erzählt, aber kreist doch immer wieder um die Macht der Erinnerungen. Diese werden wohl im Alter immer stärker, denn je weiter es voranschreitet, desto mehr tritt die Kindheit wieder in den Vordergrund, in der scheinbar noch alles in Ordnung war, oder es einfach im Nachhinein dementsprechend idealisiert wird. Da fällt einem das Rätsel der Sphinx ein oder war es das Orakel von Delphi? Wer geht am Morgen auf allen Vieren, mittags auf zwei Beinen und abends auf drei? Eben! Das Leben ist kein Nullsummenspiel. Der dritte Roman von Benedict Wells ist für alle jene zu empfehlen, die damit hadern, selbst eine Familie zu gründen und Verantwortung zu übernehmen, weil ihre erste Familie sie schon genug ausfüllt. Aber auch für jene, die große Verluste zu verarbeiten haben und dennoch nicht aufgeben möchten. Das Ende der Einsamkeit? Gemeinsamkeit!

Benedict Wells
Vom Ende der Einsamkeit
Diogenes

[*] Diese Rezension schrieb: jürgen Weber (2016-04-08)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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