Das Debüt des Münchner Wunderkinds handelt vom Lehrer Beck, der sich ein Aussstiegsszenario aus seinem Job imaginiert. Der 2008 erschienene Roman wurde 2016 und 2020 für die vorliegende Ausgabe vom Autor durchgesehen und überarbeitet. Der Autor hat inzwischen schon vier Romane veröffentlicht, wobei sein letzter – ebenfalls bei Diogenes erschienen – eineinhalb Jahr auf der Bestsellerliste des deutschen Buchhandels stand. Auch in seinem ersten Roman geht es um die Liebe und die existentialistische Sehnsucht nach einem anderen Leben.
Rockstar: Das ganz große Ding
So viel vorweg: einmal Lehrer, immer Lehrer. Denn trotz den mehreren tausend Kilometern die Robert Beck in diesem ausgezeichneten Roadmovie-Roman hinter sich lässt, kommt er am Ende doch wieder auf seinen Anfang zurück. So viel darf verraten werden. Aber auch, dass Robert Lana liebt, die nach Rom zieht, um ihre Karriere zu befördern. Und dass Roberts Vater Bob Dylan Fan ist, von dem auch die Struktur des Romans stammen könnte, da die einzelnen Kapitel wie eine Schallplatte angelegt ist. Als Beck seinen Schüler Rauli Kantas das erste Mal Gitarre spielen hört, haut es ihn vom Hocker. Und er wittert in ihm die Chance aus seinem Lehrerdasein auszusteigen. Inzwischen ist er auch schon fast 40 und eigentlich wollte er seine Routine immer schon gegen das Rockstar-Dasein eintauschen. Oder wenigstens der Manager eines Rockstars werden. Das wäre doch ein Ding! Das ganz große Ding. Aber statt einem Roman über einen aufstrebenden Rockstar wird dann doch ein Roadmovie draus und ein ganz großer Liebesroman. Mit Abstrichen natürlich. So ist das bei der Großen Liebe nun einmal.
Macht schöne Erinnerungen!
Benedict Wells hat einen wunderschönen Roman über die verschütteten Träume und die Lebenskrise eines jungen Mannes in seinen besten Jahren geschrieben. Er hat auch viel Existentialismus und Liebe in seinen Roman gepackt, der sich wie ein modernes Roadmovie liest. Seine Stationen führen von München nach Rom und Neapel und dann auf einer großen Reise mit seinem Freund Charlie und Rauli sogar bis nach Istanbul. Am Höhepunkt der Reise begegnet er auch einem gewissen Robert Zimmermann, der ihm rät: „Also, denken Sie immer daran: Es geht nur um Erinnerungen.“ Der Schriftsteller Benedict Wells kommt in seinem Roman übrigens auch vor. Er unterhält sich sogar mit seinem Protagonisten Robert Beck und schreibt ihm Briefe. Und am Ende sitzt er zwar auf den „Trümmern seines Lebens“, aber ein Fünkchen Hoffnung keimt. Ein außerordentliches Debüt, das einen fast 500 Seiten in Atem hält. Schade, dass es der von der 1500er Version so heruntergekürzt hat, wie er im Nachwort schreibt. Aber mehr zu lesen von ihm gibt es im Diogenes Verlag.