Wie ist das, wenn ein Mensch von einer Minute auf die andere sein gewohntes Lebensumfeld verlässt und verschwindet ohne einen Hinweis auf seinen Aufenthaltsort? Dieses bekannte Muster ist Thema des neuen, vierten Romans des Berliner Schriftstellers Thomas Weiss.
Als der Journalist Joachim von Marens Geschichte hört, die eine solche Entscheidung getroffen hat und Mann und Tochter in Berlin zurückgelassen hat, setzt er sich mit Marens Mann in Verbindung. Er wittert eine gute Story, zumal der Ehemann ein Verbrechen vermutet. Doch bald wandelt sich für Joachim das professionelle Interesse in ein sehr persönliches. Er will wissen, warum eine solche Frau verschwindet. Joachim folgt einem Hinweis und entdeckt Maren als Tennislehrerin in einem Hotel auf der Insel Djerba.
Er nimmt Stunden bei ihr, doch er spricht sie nicht auf ihr Verschwinden an. Letztlich stellt sich heraus, dass auch er ein Flüchtender ist.
Mit viel Tempo und durchaus unterhaltend erzählt Thomas Weiss die Geschichte von Menschen, die vor ihrem alten Leben flüchten, aber irgendwo immer auf der Reise bleiben, nicht wirklich ankommen in dem fantasierten neuen Leben.
Deshalb wohl auch, bei aller entspannter Lektüre, hinterlassen sowohl die Figuren als auch der Roman als Ganzes nur einen eher flüchtigen Eindruck. Sie bleiben zurück als „flüchtige Bekannte“, an die sich nach einiger Zeit niemand mehr erinnert.
Thomas Weiss, Flüchtige Bekannte, Berlin Verlag 2014, ISBN 978-3-8270-1211-1
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2014-05-27)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.