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Mia Florentine Weiss - Wo fängst Du an wo hör ich auf
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Weiss, Mia Florentine:
Wo fängst Du an wo hör
ich auf

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(Bücher frei Haus)

Um es gleich vorweg zu nehmen: Für das Genre der Liebesgedichte habe ich immer eine besondere Sympathie empfunden. Wie viele Leser sauge auch ich solche Zeilen förmlich auf, sofern sie zumindest den Versuch unternehmen, sich von den Platitüden durchschnittsdeutscher Schlagertexte abzuheben. Wenn mir da vollmundig eine hoffnungsvolle junge Autorin als "weibliche Antwort auf Erich Fried im 21. Jahrhundert" angekündigt wird, ist augenblicklich mein Interesse geweckt. Mia Florentine Weiss? Die Dame müsste man doch kennen, wenn sie schon mit solchen literarischen Schwergewichten verglichen wird. Welche Perle ist mir da bisher durch die lyrischen Lappen gegangen? Doch schon beim ersten Anlesen der Gedichte stellt sich Befremden ein - zum einen über die holprigen, unpräzisen Formulierungen und die ausgelaugte Bildsprache der Autorin ("Und selig deinen Körper/An den Meinen reiben"; "Unsere Welt ist ganz im Lot/Zwei Herzen sprechen Bände"), zum anderen aber vor allem über die hoffnungslos überzogenen Vorschusslorbeeren, mit denen ausgerechnet Verleger Florian Langenscheidt die ersten lyrischen Gehversuche der Mia Florentine Weiss bedenkt. In einem Artikel der Berliner Zeitung erfahren wir dann auch noch Folgendes: "In besonderen Momenten, zum Beispiel Verlieben oder Entlieben, da helfen mir Worte. Und die bringe ich zu Papier", wird die inzwischen 29-jährige Autorin, die ansonsten dabei ist, sich als Model und Schauspielerin einen Namen zu machen, hier zitiert. Das ist kaum mehr als der literarische Antrieb, den statistisch gesehen jede zweite Oberschülerin verspürt und noch kein Grund, mit den daraus entstandenen Textelaboraten auch an die Öffentlichkeit zu gehen, gibt es doch in jedem Schreibwarengeschäft schöne Paperblanks, in die man/frau seine/ihre unfreiwillig komischen Ergüsse notieren könnte. Früher nannte man so etwas Poesiealben, und die hatten durchaus ihren (wenn auch rein persönlichen) Sinn. Der Pressetexter der Weiss'schen Promotionagentur setzt freilich noch eins drauf, indem er das Werk als "mutige Gedichtsammlung" bezeichnet und entlarvt sich unfreiwillig selbst, wenn er von "Sprache..., ins Versmaß gedrückt" schreibt. Ja, so wirken tatsächlich viele Zeilen von Mia Florentine Weiss: "Ein Kuss eröffnet mir mein Herz/Liebster du hast mich wieder/ Vergessen längst vergangener Schmerz/Du legst dich zu mir nieder" - diese Mischung aus abgebrauchten Schnulzenlyrismen und poltriger Knittelverserei lädt statt zum Weiterlesen wohl eher dazu ein, sich gleich daneben zu legen - vorbeugend gegen den plötzlich einsetzenden literarischen Schüttelfrost. Zusammenfassend muss man wohl feststellen, dass hier ein im Grunde einfach überflüssiges Buch auf unverantwortliche Weise mit Hilfe des Langenscheidt'schen Namens gepuscht werden sollte, aus welchem Grunde auch immer. Nur Erich Fried, Friede seiner Asche, hätte man tunlichst aus dem Spiel lassen sollen.

[*] Diese Rezension schrieb: Marcus Neuert (2009-11-21)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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